Johann Wilhelm I. (* 11. März 1530 in Torgau; † 2. März 1573 in Weimar) war aus der Familie der ernestinischen Wettiner stammender erster Herzog von Sachsen-Weimar.
Leben und politisches Wirken
Johann Wilhelm wurde als zweiter Sohn von Herzog Johann Friedrich I., dem Großmütigen von Sachsen und seiner Ehefrau Sibylle von Jülich-Kleve-Berg geboren. Sein Vater hatte noch den Titel eines Kurfürsten von Sachsen getragen, diesen aber 1547 nach seiner Niederlage im Schmalkaldischen Krieg verloren. Johann Friedrich der Großmütige vererbte seinen Söhnen deshalb nur den Titel eines Herzogs von Sachsen und ein seit der Niederlage wesentlich verkleinertes, auf Gebiete im heutigen Thüringen beschränktes Gebiet. 1554 nach dem Tode seines Vaters, trat Johann Wilhelm I. in diesem Gebiet, dem Herzogtum Sachsen, gemeinsam mit seinem älteren Bruder, Johann Friedrich II., dem Mittleren die Regierung an.
Als der jüngste Bruder Johann Friedrichs II. von Sachsen, Johann Friedrich III., 1565 gestorben war, stimmte Johann Friedrich II. einer Landesteilung nicht zu. Es war der Wunsch seines im Jahr 1554 verstorbenen Vaters Johann Friedrich des Großmütigen, das Land nicht zu teilen, sondern gemeinsam zu regieren. Statt einer Landesteilung kam es Anfang 1566 zum sogenannten Mutschierungsvertrag. Nach diesem Vertrag wurde das Herzogtum zwar in einen weimarischen Teil, den Johann Friedrich II. verwaltete und in einen Coburger Teil, den Johann Wilhelm verwaltete, unterteilt, aber nicht geteilt. Das kommt auch in den gemeinsamen Münzprägungen mit den beiden Münzbildern Johann Friedrichs II. und Johann Wilhelms zum Ausdruck. Siehe dazu den Taler von 1566 mit den beiden Herzögen. Ihre Gebiete sollten nach drei Jahren gewechselt werden, wozu es allerdings nicht mehr kam.[1]
Durch die falsche Politik, die auf eine Rückgewinnung der 1547 von seinem Vater verlorenen Gebiete und des Kurfürstentitels gerichtet war, sowie durch seine Verstrickung in die Grumbachschen Händel zog sich Johann Friedrich der Mittlere den Zorn des Kaisers Maximilian II. zu. Der Kaiser verhängte schließlich die Reichsacht über ihn, der Kurfürst von Sachsen wurde mit der Reichsexekution beauftragt, an der sich auch Johann Wilhelm beteiligte. Nach einer Belagerung seiner Burg in Gotha wurde Johann Friedrich schließlich 1567 besiegt und geriet bis zum Ende seines Lebens in kaiserliche Gefangenschaft. Seine Besitzungen wurden vom Kaiser eingezogen und an Johann Wilhelm I. übergeben, der somit zum alleinigen Herrscher im ganzen Herzogtum Sachsen wurde. Siehe dazu Alleinprägung Johann Wilhelms von Sachsen (1567–1572).
Aber auch Johann Wilhelm I. fiel bald in kaiserliche Ungnade, als er als General für König Karl IX. von Frankreich in dessen Feldzug gegen die Hugenotten zog. Dadurch rief er nicht nur das Kopfschütteln seiner protestantischen Untertanen hervor (ein Wettiner, dessen Dynastie seit Friedrich dem Weisen als Schutzmacht der Protestanten in Deutschland galt, verbündet sich mit dem katholischen König Frankreichs gegen die den Lutheranern konfessionell nahestehenden Hugenotten), sondern erntete auch den Zorn des Kaisers, da die französischen Könige Erbfeinde der Habsburger waren.
Der Kaiser setzte deshalb die beiden Söhne des immer noch gefangenen Johann Friedrich des Mittleren wieder in ihr Erbrecht ein und setzte gemeinsam mit dem Kurfürsten von Sachsen 1572 die Erfurter Teilung durch. Das Herzogtum Sachsen wurde in drei Teile geteilt. Der ältere der beiden Söhne Johann Friedrich des Mittleren, Johann Casimir erhielt Sachsen-Coburg, der jüngere Johann Ernst erhielt Sachsen-Eisenach, für Johann Wilhelm I. blieb somit nur ein kleiner auf Sachsen-Weimar beschränkter Landesteil übrig. Seit dieser Teilung hat es immer mehrere ernestinische Dynastien in Thüringen nebeneinander gegeben, der ernestinische Gesamtbesitz (das Herzogtum Sachsen) wurde also nicht mehr vereinigt. Von Johann Wilhelm stammt so das Haus Sachsen Weimar und das ältere Haus Sachsen-Altenburg ab, das sich später von Sachsen-Weimar trennte (siehe auch Ernestinische Herzogtümer).
Johann Wilhelm konnte diese Einschränkung seines Herrschaftsgebietes nie verschmerzen, er verstarb nur ein Jahr später verbittert in Weimar.
Familie
Johann Wilhelm I. war mit Dorothea Susanna, einer geborenen Pfalzgräfin von Simmern, Tochter von Friedrich III. verheiratet. Mit ihr hatte er vier Kinder. die nachmaligen Herzöge
- Friedrich Wilhelm I. (1562–1602) Herzog von Sachsen-Weimar
- Johann (1570–1605) Herzog von Sachsen-Weimar
und die Töchter:
- Sibylla Maria (* 7. November 1563, † 20. Februar 1569)
- Maria (* 7. Oktober 1571, † 7. März 1610). Äbtissin von Quedlinburg
Literatur
- Ernst Wülcker: Johann Wilhelm, Herzog zu Sachsen. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 14, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 343–350.
- Thomas Klein: Johann Wilhelm, Herzog von Sachsen-Weimar. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 530 f. (Digitalisat).
- Daniel Gehrt: Ernestinische Konfessionspolitik. Bekenntnisbildung, Herrschaftkonsolidierung und dynastische Identitätsstiftung vom Augsburger Interim 1548 bis zur Konkordienformel 1577, Leipzig 2011, bes. S. 287–435.
- Justus Lipsius: Oratio In funere illustrißimi principis ac Dn. D. Johannis Guilielmi Ducis Saxoniae Lantgravii Thuringiae, Marchionis Misniae, habita Ienae ad XII. Calend. April: Anno 1573, ohne Ort 1601 (Digitalisat der ULB Sachsen-Anhalt)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Lothar Koppe: Die Münzprägung der Ernestiner nach 1547 durch Johann Friedrich und seine Söhne. In: Jahrbuch der Gesellschaft für Thüringer Münz- und Medaillenkunde, Bd. 7 (1995/96), S. 106–119 (Online) [PDF, leicht gekürzt].
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Johann Friedrich II. | Herzog von Sachsen 1566 | Teilung des Herzogtums |
aus dem Herzogtum Sachsen hervorgegangen | Herzog von Sachsen-Weimar 1572–1573 | Friedrich Wilhelm I. |
Personendaten | |
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NAME | Johann Wilhelm |
ALTERNATIVNAMEN | Johann Wilhelm I. von Sachsen-Weimar |
KURZBESCHREIBUNG | Herzog von Sachsen-Weimar |
GEBURTSDATUM | 11. März 1530 |
GEBURTSORT | Torgau |
STERBEDATUM | 2. März 1573 |
STERBEORT | Weimar |