Chabad Berlin | |
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Offizieller Name | Jüdische Gemeinde Chabad Berlin |
Andere Namen | Chabad Lubawitsch Berlin |
Motto | »Unsere Antwort auf Dunkelheit ist Licht.« |
Geschichte | |
Gründung | 1996 in Berlin, Deutschland |
Gründer | Yehuda Teichtal |
Berühmte Niederlassungen | Synagoge, Schulen, Gemeindezentren in Berlin |
Mitglieder | ca. 3.000 (Stand: 2025 |
Website | chabadberlin.de |

Das Jüdische Bildungszentrum Chabad Berlin befindet sich in Berlin-Wilmersdorf. Es wurde 2007 als jüdisches Bildungszentrum eröffnet. Geleitet wird es von Yehuda Teichtal, dem Gemeinderabbiner der Jüdischen Gemeinde zu Berlin.[1]
Beschreibung
Zu der Einrichtung gehören eine traditionelle Synagoge mit 250 Plätzen,[2] ein jüdisches Ritualbad (Mikwe)[3], ein koscheres Restaurant[4], eine Jeschiwa (Rabbinerausbildungsprogramm)[5] und Seminarräume.[6] Außerdem gibt es einen Judaica-Laden.[7] Chabad Berlin beschäftigte 2022 nach eigenen Angaben rund 100 Mitarbeiter.[8] Im Jahr 2025 hatte die Gemeinde nach eigenen Angaben ca. 3.000 aktive Mitglieder.[9] Im Vergleich dazu zählte die Jüdische Gemeinde zu Berlin im Jahr 2022 rund 8.286 Mitglieder.[10] Schätzungen zufolge lebten 2024 insgesamt rund 50.000 Jüdinnen und Juden in Berlin.[11] Damit macht die Chabad-Gemeinde ca. 6 % und die Jüdische Gemeinde zu Berlin ca. 17 % der jüdischen Bevölkerung Berlins aus.
Name
Chabad steht für die drei hebräischen Wörter Chachma, Bina und Daat: Weisheit, Verstand und Wissen.[12] Lubawitsch ist der Name einer Kleinstadt in Belarus. Im 18. Jahrhundert wurde die Chabad-Philosophie von Rabbi Schneur Zalman in Liadi gegründet.[13] Seit dem Tod von Rabbi Schneur haben Rabbiner aus Lubawitsch in fünf Generationen sein Werk fortgesetzt. Es entstand ein Netzwerk von pädagogischen, traditionellen und sozialen Einrichtungen. Mit Rabbiner Menachem Mendel Schneerson wurde Chabad Lubawitsch weltweit aktiv.[14][15]
Geschichte
Das Jüdische Bildungszentrum Chabad Berlin entstand 1996 mit der Gründung der Chabad-Lubawitsch-Gemeinde in Berlin.[16] 1997 eröffnete das erste Chabad-Zentrum, und 2000 folgte die Synagoge in der Augsburger Straße[17] und im Jahr 2007 wurde das Jüdische Bildungszentrum eingeweiht[18]. Es umfasst eine Synagoge, einen Festsaal, eine Bibliothek, ein Multimediazentrum, eine Lounge, ein Restaurant und einen Judaica-Laden.[19]
2008 wurde eine Mikwe im Bildungszentrum eingeweiht.[20] Im Jahr 2011 eröffnete Chabad Berlin eine weitere Synagoge und ein Zentrum für Israelis und jüdische Touristen am Berliner Alexanderplatz.[21] 2014 gründete Chabad Lubawitsch in Berlin ein eigenes Beth Din, das zu einigen Irritationen führte.[22] Dieses Rabbinatsgericht wurde erst nach den bereits etablierten Bathei Din der Orthodoxen Rabbinerkonferenz (ORD) und der Allgemeinen Rabbinerkonferenz (ARK) ins Leben gerufen.[23][22]

Im Jahr 2021 feierte Chabad Berlin sein 25-jähriges Bestehen und verlieh den Preis für den Einsatz zur Stärkung jüdischen Lebens in Deutschland an Mathias Döpfner.[25] Zu dieser Zeit gehörten zu Chabad bereits fünf Synagogen.[26]
Nach dem Russischen Überfall auf die Ukraine 2022 nahm Chabad Berlin 2022 insgesamt 486 jüdische Geflüchtete auf[27], darunter 108 Kinder aus einem Waisenheim aus Odessa[28]. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besuchte die Kinder nach ihrer Ankunft.[29][28]
2023 wurde der Pears Jüdischer Campus eröffnet.[30][31]
Fördermittelstreit
Yehuda Teichtal, Vorsitzender der Chabad-Gemeinde in Berlin, äußert 2024 Unzufriedenheit über die Verteilung der Fördermittel für jüdische Gemeinschaften.[11] Er fühlte sich von der Jüdischen Gemeinde zu Berlin nicht repräsentiert und fordert eine gerechtere Verteilung der staatlichen Unterstützung.[32] Besonders betont er den Bedarf seiner wachsenden Gemeinde an einer größeren Synagoge, um den Anforderungen des jüdischen Lebens in Berlin gerecht zu werden.[33] Der Bau des Pears Jüdischen Campus, initiiert von Chabad Lubawitsch, wurde durch erhebliche Kostensteigerungen belastet, was zu Forderungen nach erhöhten Zuschüssen führte.[34] Trotz bereitgestellter Mittel von 9 Millionen Euro im Jahr 2024 wurden bisher keine weiteren Auszahlungen vorgenommen, da erforderliche Unterlagen noch fehlen.[35][36]
Bereits 2011 gab es Streit um die finanzielle Unterstützung von Chabad Lubawitsch durch die Jüdische Gemeinde zu Berlin und den Senat. Teichtal forderte damals eine paritätische Beteiligung an den institutionellen Zuwendungen des Landes Berlin, da Chabad Lubawitsch als Religionsgemeinschaft ebenso anspruchsberechtigt sei wie die Jüdische Gemeinde zu Berlin und die Synagogen-Gemeinde Adass Jisroel. Die Gemeinde hatte Chabad zuvor einen jährlichen Zuschuss von 40.000 Euro gewährt, diesen aber ohne Rücksprache eingestellt. Gleichzeitig zog sich die Gemeinde aus gemeinsamen Veranstaltungen zurück, entfernte Chabads Synagoge von ihrer Website und strich Teichtals Namen von der Liste der Berliner Rabbiner. Teichtal kritisierte diese Maßnahmen als Ausgrenzung einer religiösen Strömung innerhalb der Einheitsgemeinde. Die Gemeindeleitung entgegnete, Chabad habe durch den Aufbau eines eigenen Zentrums eine Konkurrenzsituation geschaffen. Die angestrebte Klärung in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe brachte keine dauerhafte Lösung.[37]
Tätigkeit

Das Chabad veranstaltet Seminare und Workshops zu jüdischen Themen für die Öffentlichkeit.[39] Es wurden eine traditionelle jüdische Schule (JTS) und ein Kindergarten eröffnet, die staatlich anerkannt sind.[40] Als orthodoxe jüdische Organisation unterstützt das Chabad die Förderung jüdischer Tradition unter seinen Gemeindemitgliedern.
Chabad ist in Berlin nicht nur durch das Jüdische Bildungszentrum vertreten, sondern auch durch das Chabad Studentenzentrum in Wilmersdorf, den Chabad am Alexanderplatz,[41] die Jüdische Traditionsschule in Spandau und den Jüdischen Kindergarten Gan Israel im Ruhwaldpark in Spandau und in Wilmersdorf.[18]

Am 2. Dezember 2018 organisierte das Jüdische Bildungszentrum eine öffentliche Zeremonie zur Entzündung der ersten Chanukka-Kerze gemeinsam mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Die Veranstaltung fand auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor in Anwesenheit hochrangiger Politiker und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens statt, darunter der damalige Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Petra Pau, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sowie der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe.[43]
Rezeption
Die Wahrnehmung der Chabad-Bewegung in der Berliner Einheitsgemeinde ist gespalten.[44] Einerseits wird ihr Engagement in der Bildungs- und Sozialarbeit geschätzt, insbesondere bei der Betreuung der russischsprachigen Gemeindemitglieder und der Organisation von Kindergärten, Ferienlagern und Festen.[16] Andererseits stößt ihr wachsender Einfluss auf Skepsis und Ablehnung, da viele Mitglieder eine schleichende Orthodoxisierung der Gemeinde befürchten.[45] Kritiker – wie Jacques Schuster und Albert Meyer – sehen in Chabad eine Missionsbewegung mit dem Ziel, das Judentum nach orthodoxen Maßstäben zu formen, und warnen vor einer Machtverschiebung innerhalb der jüdischen Gemeinschaft.[44][46] Die Geschlechtertrennung, die enge ideologische Ausrichtung und die Abgrenzung zu liberalen Strömungen werden als problematisch empfunden.[46] Hinzu kommen Bedenken hinsichtlich der Finanzierung und der engen Verflechtung mit internationalen Chabad-Strukturen.[46] Während Chabad selbst betont, offen für alle jüdischen Strömungen zu sein, empfinden viele in der Einheitsgemeinde ihre Präsenz als einseitig und dominant.[44]
Siehe auch
Weblinks
- Seite des Jüdischen Bildungszentrums Chabad. In: chabadberlin.de.
- Jüdisches Bildungs- und Familienzentrum mit Synagoge und Tora Kolleg. In: berlin.de. 2. April 2006 .
Einzelnachweise
- ↑ Rab. Y. Teichtal. In: Jewish Community of Berlin. Abgerufen am 27. Juni 2024 (englisch).
- ↑ Synagogen in Berlin. In: Jüdische Gemeinde zu Berlin. Abgerufen am 25. Oktober 2018.
- ↑ Mikva - ChabadBerlin.de. In: Jüdische Gemeinde zu Berlin. Abgerufen am 14. März 2025.
- ↑ Restaurant - ChabadBerlin.de. In: Jüdische Gemeinde zu Berlin. Abgerufen am 14. März 2025.
- ↑ Yeshiva - ChabadBerlin.de. In: Jüdische Gemeinde zu Berlin. Abgerufen am 14. März 2025.
- ↑ Berlin Chabad to display newly discovered Nuremberg Trials evidence. In: Jewish Telegraphic Agency. 17. Januar 2014, abgerufen am 25. Oktober 2018 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Judaika-Laden - ChabadBerlin.de. In: Jüdische Gemeinde zu Berlin. Abgerufen am 14. März 2025.
- ↑ Michael Maier: Chabad Berlin baut neue Synagoge in Charlottenburg-Wilmersdorf. In: berliner-zeitung.de. 21. September 2022, abgerufen am 15. März 2025.
- ↑ Mehr als 3000 Mitglieder auf 250 Plätzen: Jüdische Chabad-Gemeinde in Berlin braucht größere Synagoge. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 15. März 2025]).
- ↑ Mehr Mitglieder jüdischer Gemeinden in Brandenburg, weniger in Berlin. In: rbb24.de. Abgerufen am 15. März 2025.
- ↑ a b Joachim Fahrun: Konflikt um Fördermittel entzweit jüdische Gemeinschaften. In: morgenpost.de. 14. März 2024, abgerufen am 14. März 2025.
- ↑ Katrin Schoelkopf: Chabad heißt Weisheit, Verstand und Wissen. In: morgenpost.de. 29. August 2007, abgerufen am 14. März 2025.
- ↑ Lyady. Yad Vashem – Internationale Holocaust Gedenkstätte, abgerufen am 14. März 2025 (englisch).
- ↑ Chabad-Treffen in New York: Gruppenfoto mit 6500 Rabbinern. In: juedische-allgemeine.de. 2. Dezember 2024, abgerufen am 14. März 2025.
- ↑ Tausende pilgern zum Lubawitscher Rebben. In: juedische-allgemeine.de. 9. Juli 2024, abgerufen am 14. März 2025.
- ↑ a b Orthodoxes Brooklyn in Berlin. In: taz.de. 22. April 2004, abgerufen am 14. März 2025.
- ↑ Berlin: Verstecken, das ist keine Antwort. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 14. März 2025]).
- ↑ a b Jüdisches Bildungs- und Familienzentrum mit Synagoge und Tora Kolleg. Bezirksamt Wilmersdorf, 18. Juni 2009, abgerufen am 15. März 2025.
- ↑ Chabad Lubawitsch Berlin. In: visitBerlin.de. Abgerufen am 14. März 2025.
- ↑ … UND SONST? In: taz.de. 1. Dezember 2008, abgerufen am 14. März 2025.
- ↑ Fabian Wolff: Zu Hause am Alex. In: juedische-allgemeine.de. 11. September 2012, abgerufen am 14. März 2025.
- ↑ a b Wieviele Bathei Din braucht Deutschland? In: juedisches-europa.net. Abgerufen am 14. März 2025.
- ↑ Rabbinate and Beth Din - Jewish Community Center - Berlin, Germany. In: chabad.org. Abgerufen am 14. März 2025 (englisch).
- ↑ Jüdischer Campus in Wilmersdorf eröffnet. In: rbb24. 26. Juni 2023, abgerufen am 15. März 2025.
- ↑ Christine Schmitt: »Ein Mann der Tat«. In: juedische-allgemeine.de. 24. September 2021, abgerufen am 14. März 2025.
- ↑ Michael Maier: Juden in Berlin: Als wäre es irgendwo auf der Welt. In: berliner-zeitung.de. 22. September 2021, abgerufen am 25. Oktober 2022.
- ↑ Alexander Rothe: Berlin: Neue Synagoge für Jüdische Gemeinde Chabad– Das sind die Pläne. In: morgenpost.de. 15. Januar 2025, abgerufen am 14. März 2025.
- ↑ a b Wiebke Hollersen: Wie ukrainische Juden in Berlin eine neue Heimat fanden: „Eure Stadt ist toll“. In: berliner-zeitung.de. 6. März 2023, abgerufen am 14. März 2025.
- ↑ Steinmeier besucht jüdische Kinder aus Odessa. In: zdf.de. Ehemals im ; abgerufen am 25. Oktober 2022. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) (nicht mehr online verfügbar)
- ↑ Pears Jüdischer Campus. In: jewishcampusberlin.de. Abgerufen am 31. Januar 2019.
- ↑ Heike Schmoll: Jüdischer Campus in Berlin eröffnet. In: FAZ.net. 25. Juni 2023, abgerufen am 26. Juni 2023.
- ↑ Joachim Fahrun: Berlin: SPD drängt auf schnelle Finanzierung jüdischer Gemeinden. In: morgenpost.de. 15. März 2024, abgerufen am 14. März 2025.
- ↑ Jüdisches Leben in Berlin: Jüdische Chabad-Gemeinde braucht größere Synagoge. In: Die Zeit. 15. Januar 2025, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 14. März 2025]).
- ↑ Cay Dobberke: Landesregierung soll Zuschuss erhöhen: Kostenexplosion bei jüdischem Kulturzentrum in Berlin. In: Der Tagesspiegel Online. 31. Januar 2023, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 14. März 2025]).
- ↑ Gerry Woop: Sondervermögen Infrastruktur der Wachsenden Stadt (SIWA) Deckungskreis 49. Abgeordnetenhaus Berlin, 21. November 2022, abgerufen am 14. März 2025.
- ↑ Oliver Friederici: Sachstandsbericht zur Verwendung der Mittel zur Unterstützung von jüdischer Gemeinde- arbeit. Abgeordnetenhaus Berlin, 13. Februar 2025, abgerufen am 14. März 2025.
- ↑ Christine Schmitt, Detlef David Kauschke: Bei Geld hört die Freundschaft auf. In: juedische-allgemeine.de. 25. Januar 2011, abgerufen am 14. März 2025.
- ↑ Sergei Tchoban | Ein Deutsch-Russischer Architekt. In: juedisches-europa.net. Abgerufen am 19. März 2025.
- ↑ Pascal Beck: Ein offenes Haus. In: juedische-allgemeine.de. 4. November 2024, abgerufen am 14. März 2025.
- ↑ Swantje Unterberg: Berlin: Jüdische Schüler über ihre Erfahrung mit Antisemitismus. In: Der Spiegel. 16. Mai 2019, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 14. März 2025]).
- ↑ Website. In: chabadalexanderplatz.com. 4. Mai 2016, abgerufen am 31. Januar 2019 (englisch).
- ↑ Imanuel Marcus: Licht in dunklen Zeiten. In: juedische-allgemeine.de. 7. Dezember 2023, abgerufen am 14. März 2025.
- ↑ Chanukka-Leuchter am Brandenburger Tor aufgestellt. In: Berliner Morgenpost - Berlin. 30. November 2018, abgerufen am 7. Januar 2019.
- ↑ a b c Segen oder Sekte? In: deutschlandfunkkultur.de. 14. Dezember 2012, abgerufen am 14. März 2025.
- ↑ Petra Schellen: Wolfgang Seibert über Chabad-Bewegung: „Uns war klar, dass sie missionieren“. In: Die Tageszeitung: taz. 30. Mai 2018, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 14. März 2025]).
- ↑ a b c Deutschland - "Chabad möchte Juden zu orthodoxen Juden machen". In: deutschlandfunk.de. 25. Juni 2015, abgerufen am 14. März 2025.
Koordinaten: 52° 29′ 38,4″ N, 13° 18′ 25,3″ O