Eine Hyperämie ist ein übermäßiges Blutangebot in einem Organ oder Gewebe, meistens bedingt durch Gefäßweitstellung. Eine Hyperämie ist das Gegenteil einer Ischämie.
Eine Hyperämie entsteht durch eine Reizung. Dies kann endogen als Entzündungsvorgang im Rahmen einer Infektion vorkommen oder bei Anomalien des Blutkreislaufs. Ein exogenes Auftreten ist durch körperfremde Reizstoffe möglich. In der Haut entsteht beispielsweise eine Hyperämie, nachdem eine durchblutungsfördernde Salbe aufgetragen wurde. Dies wird unter anderem zur Arterialisierung des Blutes bei der kapillären Blutgasanalyse angewandt.
Eine reaktive Hyperämie[1] entsteht bei der Messung der maximalen Durchblutung, durch Stauung des Blutflusses mit einer Blutdruckmanschette und anschließende Verringerung des Manschettendruckes. Nach einem Kältereiz kann es zur reaktiven Hyperämie kommen. Im Rahmen des Morbus Raynaud kann es häufig zu einer schmerzhaften Hyperämie kommen.
In der Pathologie wird begrifflich zwischen aktiver und passiver Hyperämie differenziert. Eine aktive Hyperämie kann z. B. im Rahmen einer Entzündung durch Freisetzung vasoaktiver Substanzen (u. a. Histamin) auftreten oder aber neurogenen Ursprungs sein (Emotionen, Sport). Eine passive Hyperämie ist Folge einer Einschränkung des Blutabflusses aus einem Gewebe (venöse Blutstauung), z. B. im Rahmen einer Herzinsuffizienz (systemisch), einer Leberzirrhose (portal) oder einer Thrombose (lokal). Eine persistierende passive Hyperämie führt zur Ausbildung von Ödemen.
August Bier führte zwischen 1889 und 1903 die therapeutische Anwendung der Hyperämie (Hyperämietherapie)[2] ein.
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. auch Emil Karl Frey: Zur Deutung der reaktiven Hyperämie. In: Archiv für klinische Chirurgie. Band 162, 1930, S. 334.
- ↑ Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 51 und 57.