Die Herrschaft Forst war eine Standesherrschaft um die Stadt Forst in der Niederlausitz vom 14. Jahrhundert bis 1945.
Geschichte
Die Anfänge der Herrschaft sind unklar. Spätestens im 13. Jahrhundert bestand die Siedlung Forst. 1352 wurde Katharina von Ileburg mit der Herrschaft Forst durch den König von Böhmen belehnt. 1380 kaufte Hans von Bieberstein die Herrschaft, 1428 bestätigten die Brüder Ulrich, Wenzel und Friedrich von Bieberstein als Herren von Forst der Stadt ihre Rechte. 1454 wurden sie vom böhmischen König Ladislav I. auch mit Stadt und Herrschaft Pförten belehnt. Seitdem wurden beide Gebiete gemeinsam regiert.
1635 gingen die Herrschaften mit der Niederlausitz unter sächsische Landesherrschaft und wurden in den Gubenischen Kreis eingegliedert. Nach dem erbenlosen Tod von Ferdinand II. von Bieberstein[1] als letzter seines Stammes[2] 1667 fiel die Herrschaft Forst an Herzog Christian I. von Sachsen-Merseburg als erledigtes Lehen zurück und wurde in das Amt Forst umgewandelt. Die Herrschaft Pförten ging an die Familie von Promnitz. Um 1690 ist für die Herrschaft Forst und Pförten sogar ein eigener Superintendent nachgewiesen.[3]
1746 kaufte der einflussreiche Minister Heinrich Graf von Brühl die Herrschaft Forst und vereinigte sie wieder mit der Herrschaft Pförten. Die Herrschaft Forst wird in mehreren Quellen mit Forsta tituliert.[4]
1815 kamen die Gebiete mit der Niederlausitz an das Königreich Preußen und wurden 1816 in die Kreise Sorau und Guben eingegliedert. Bis 1945 blieb jedoch die Herrschaft Forst-Pförten im Besitz des Adelsgeschlechts von Brühl. Im Bestand des Brandenburgisches Landeshauptarchiv besteht noch eine Akte mit der Bezeichnung Standesherrschaft, hier konkret zur Kohlenabbaugerechtigkeit von Forst-Pförten, 1924 bis 1945.[5] Andere vergleichbare Großbesitzungen und ehemalige Fideikommisse in der Provinz Brandenburg wurden dagegen bereits ab 1928/1936 zu einem Schutzforst oder Familienstiftungen juristisch umgestaltet. Für Forst-Pförten bleibt diese Fragestellung noch offen.
Die Herrschaften Forst und Pförten wurden 1945 durch die Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone sowie die Vertreibung aus den Gebieten östlich der Oder-Neiße-Linie enteignet.
Gebiet
Zur Herrschaft gehörten die Stadt Forst, 20 Amts- oder Kammerdörfer und 18 weitere Dörfer.[6]
Amtsdörfer
- Bahren
- Bockuschela
- Buchholz
- Groß Bademäusel
- Groß Deuplitz
- Klein Deuplitz
- Domsdorf
- Erlenholtz
- Eylau
- Alt Forst (Alt Forste)
- Jähnsdorf (Johnsdorf)
- Klein Jamno
- Jocksdorf
- Leeschen
- Mulcknitz
- Namendorf
- Nussdorf
- Radden
- Scheine
- Sacro
Standesherren bis 1856
- Alois Graf von Brühl (1739–1793), Freier Standesherr, lebt seit 1790 in Pförten, Theaterschriftsteller
- Friedrich August Albert Graf von Brühl (1791–1856), Freier Standesherr, Mitglied des Preußischen Herrenhauses
Familienfideikommiss Pförten und Forst
- Friedrich-Stephan Graf von Brühl (1819–1893), Freier Standesherr, Fideikommissherr auf Forst[7]
- Friedrich-Franz Johannes Moritz Graf von Brühl (1848–1911), Freier Standesherr, Fideikommissherr auf Forst und Pförten[8]
- Friedrich-Joseph Graf von Brühl (1875–1949), Freier Standesherr auf Forst und Pförten Niederlausitz und weiteren Gütern im Krs. Guben.[9]
- Friedrich-August Franziskus Hubertus Benedikt Johannes von Nep. Graf von Brühl (1913–1981), formell als Erbe Freier Standesherr auf Forst und Pförten, zuletzt aktiver Offizier bei der Bundeswehr
Literatur
- Johann Christoph Schneider: Chronik der Stadt und Standesherrschaft Forst vor und nach der Vereinigung mit der Standesherrschaft Pförten. Guben 1846. (Digitalisation)
- Rudolf Lehmann: Die Herrschaften in der Niederlausitz. Untersuchungen zur Entstehung und Geschichte. Böhlau, Köln-Graz 1966 (= Mitteldeutsche Forschungen, Band 40)
Weblinks
- Chronik der Stadt Forst
- Karte-Exposition: Herrenzeiten. 700 Jahre Adelsherrschaft in Forst-Pförten. Pańskie czasy. 700 lat panowania szlacheckiego Forst-Pförten
Einzelnachweise
- ↑ Auszüge aus: Ferdinand Graf v. Brühl, Regesten aus dem Lehnbuch der Herrschaft Forst und Pförten, Teil 1, in: Vierteljahrsschrift für Heraldik, Sphragistik und Genealogie VIII, 1880. 1880 (Akte). In: Brandenburgisches Landeshauptarchiv (Hrsg.): BLHA. Rep., 16 Theuner 2. Eigenverlag, Forst, Pförten, Potsdam 1880, S. 1 f. (brandenburg.de [abgerufen am 15. August 2022]).
- ↑ F. Graf von Brühl: Regesten aus dem Biebersteinischen Lehrbuch der Herrschaft Forst und Pförten (Fortsetzung). In: Herold Verein zu Berlin. Adolf Matthias Hildebrandt (Hrsg.): Vierteljahrsschrift für Heraldik, Sphragistik und Genealogie. IX. Auflage. Ferdinand II. v. Bieberstein, Nr. 1667. Carl Heymanns Verlag, Berlin 1881, S. 26–37 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 15. August 2022]).
- ↑ Genealogisches Handbuch bürgerlicher Familien. Ein deutsches Geschlechterbuch. 1907. In: Bernhard Koerner, Ad. M. Hildebrandt, Georg Otto, Lorenz M. Rheude, Roderich v. Haken (Hrsg.): Deutsches Geschlechterbuch. Band 13. C. A. Starke, Görlitz 1907, S. 439–440 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 15. August 2022]).
- ↑ Maximilian Gritzner: Standes-Erhebungen und Gnaden-Acte deutscher Landesfürsten während der letzten drei Jahrhunderte. Nach amtlichen Quellen. II. Braunschweig bis Württemberg und Anhang mit General-Register, Kursachsen (Kurfürst Friedrich August III.). 1737. 6. 6. (Brühl). C. A. Starke, Görlitz 1881, S. 692 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 15. August 2022]).
- ↑ Forst-Pförten, Kohlenabbaugerechtigkeit, Kr. Sorau - Grundbuch von der Kohlenabbaugerechtigkeit der Standesherrschaft Forst-Pförten. 1924-1945 (Akte). In: Brandenburgisches Landeshauptarchiv (Hrsg.): BLHA. Rep., 105 GB K IV Pförten 71. Eigenverlag, Forst, Pförten, Potsdam 1945, S. 1 f. (brandenburg.de [abgerufen am 15. August 2022]).
- ↑ Johann Georg Schreiber: Geographische Beschreibung der Nieder-Lausitz und ihrer angräntzenden Oerter in Schlesien. 1748. S.25
- ↑ P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Kreis Sorau. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S. 176–179, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de [abgerufen am 15. August 2022]).
- ↑ Niekammers Güter-Adressbücher. Band VII. Güter-Adressbuch der Provinz Brandenburg. 1907. Verzeichnis sämtlicher Güter mit Angabe der Guts-Eigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. In: Handbuch der Königlichen Behörden. Nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben bearbeitet (Hrsg.): Standardwerk der Land-und Forstwirtschaft. 1. Auflage. VII. Niekammer-Reihe zu Brandenburg. Paul Niekammer, Stettin 1907, S. 214 f. (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 15. August 2022]).
- ↑ Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hogrefe: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. Band VII. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg 1929. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts. In: Mit Unterstützung von Staats- und Kommunalbehörden, sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin, sowie der Kreislandbünde. 4. Auflage. II. Regierungsbezirk Frankfurt a. O. Kreis Sorau, Letzte Ausgabe-Niekammer-Reihe Provinz Brandenburg. Verlag Niekammer’s Adreßbücher GmbH, Leipzig 1929, S. 275–276 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 15. August 2022]).