
Henry Hudson (* um 1565 in England; † nach dem 22. Juni 1611 an der Hudson Bay) war ein englischer Seefahrer, der durch vier Entdeckungsreisen 1607 bis 1611 von Holland und England aus in den Norden und Westen berühmt wurde.
Leben
Über Hudsons erste Lebensjahrzehnte ist wenig bekannt. Als wahrscheinlicher Zeitpunkt seiner Geburt wird „um 1565“ oder „in den 1560er Jahren“ angegeben, nach anderen Quellen „um 1570“.
Auf Empfehlung Richard Hakluyts unternahm er 1607 als etwa 40-jähriger Mann seine erste bekannte Expedition im Auftrag der englischen Handelsgesellschaft Muscovy Company, um den großen Seefahrernationen Portugal und Spanien im Atlantik auszuweichen und einen neuen, kürzeren und schnelleren Seeweg nach China zu finden. Mit einem einzigen Schiff (Hopewell) und elf Mann Besatzung verließ Hudson London am 23. April und kam im Juni bis an die Küste von Grönland und Spitzbergen, wo er eine Bucht voller Wale entdeckte. Auf der Rückfahrt fand er die Insel Hudson’s Tutches (Jan Mayen). Seine Fahrt war ein Versuch, einen Weg über das Nordpolarmeer nach China zu finden. Undurchdringliche Eismassen hinderten ihn aber daran, weiter nach Norden vorzudringen.[1]
Im folgenden Jahr ab dem 22. April versuchte er, nördlich von Russland die Nordostpassage zu finden, kam aber nur bis Nowaja Semlja, wo ihm dichtes Eis den Weg versperrte. Er erkundete die Küste und registrierte den Reichtum an Walrossen. Am 5. Juli wandte er sich nach Westen, um den „Furious Overfall“, die heutige Hudsonstraße zu untersuchen. Da seine Mannschaft meuterte, kehrte er am 26. August nach England zurück.

Nach den zwei Fehlschlägen war die Muscovy Company an weiteren Expeditionen nicht interessiert. Im Dienst der holländischen Vereinigten Ostindischen Kompanie stach er am 6. April 1609 von der holländischen Insel Texel mit dem Schiff Halve Maen (deutsch: Halbmond) zu seiner dritten Entdeckungsreise in See. Hudson nahm die Erforschung der Gewässer vor Nowaja Semlja wieder auf und suchte eine Durchfahrt durch das Eis, wogegen die Besatzung rebellierte. Sie segelten deshalb nach Westen und erreichte am 12. Juli die Küste von Nova Scotia. Hudson erkundete die Küste von Maine bis Cape Cod, bevor er nach Süden, fast bis Cape Hatteras, segelte. Am 11. September 1609 drang Hudson in die Bucht von New York vor, segelte entlang der Insel Manhattan, die 1524 bereits von Giovanni da Verrazzano gesichtet worden war, weiter nordwärts. Bei Auseinandersetzungen mit Indigenen kam ein Besatzungsmitglied ums Leben.[2] Hudson nutzte den folgenden Monat zur Erforschung des Hudson River bis in die Gegend der heutigen Stadt Albany, die etwa 240 Kilometer nördlich der heutigen Stadt New York liegt, wo sein Schiff auflief. Als er später in die Niederlande zurücksegeln wollte, wurde er von den Engländern abgefangen und in den Hafen Dartmouth geführt, wo sein Schiff beschlagnahmt wurde. Der niederländische Teil seiner Besatzung und sein Bordtagebuch und seine Karten wurden im Jahr darauf nach Holland gebracht. Hudson selbst wurde in London unter Hausarrest gestellt. Die Reise hatte gezeigt, dass es einen Seeweg nach Asien nur nördlich des 60. Breitengrades geben konnte.[1]

Anfang 1610 fand er eine Gruppe privater Investoren, unter denen sich Sir Thomas Smythe (1558–1625), Sir Dudley Diggs (1583–1639) und Sir John Wolstenholme (1562–1639) befanden, die bereit waren, ihm eine Expedition zum „Furious Overfall“ auszurüsten.[1] Am 17. April 1610 stach Hudson mit 23 Männern zu seiner letzten Reise in See. Mit seinem 55 Tonnen schweren Segelschiff Discovery, mit dem 1602 bereits George Weymouth zur Baffininsel gefahren war, war er wieder auf der Suche nach einer Nordwestpassage. Er erreichte die Hudsonstraße am 25. Juni und fuhr am 3. August in die Hudson Bay ein, wo er einen idealen natürlichen Hafen vorfand. Hier verbrachte er die drei folgenden Monate mit der Erforschung der östlichen Inseln und Küsten. In der Annahme, im Pazifik zu sein, segelte er nach Süden bis zur James Bay. Im November saß sein Schiff in der Mündung des Rivière Nottaway im Eis fest. Ein Winter äußerster Entbehrungen und Kälte führte zu Differenzen und zum Streit unter der Besatzung.
Erst am 12. Juni 1611 konnte die Discovery die Anker lichten. Auf dem Rückweg wurde die Verpflegung knapp und die Mannschaft begann zu meutern. Hudson wollte weitere Erkundungen entlang der Küste durchführen, um vielleicht doch noch eine Nordwestpassage zu finden. Teile seiner Besatzung unter Henry Greene und Robert Juet wollten dagegen schnellstmöglich nach Hause. Hudson, sein Sohn und sieben weitere Besatzungsmitglieder wurden bei Tagesanbruch am 22. Juni 1611 in einer Schaluppe ausgesetzt und blieben danach verschollen.
Nur sechs bis acht der Meuterer unter der Führung von Robert Bylot überlebten die entbehrungsreiche Rückreise nach Irland, wo sie am 6. September 1611 anlegten. Obwohl sie zunächst angaben, dass Hudson im Kampf gegen Eskimos gefallen sei, wurden sie wegen Meuterei angeklagt, aber nicht verurteilt. Ein Gericht befand, dass es kein Mord gewesen sei, erfahrene Seeleute in der Nähe von Inseln, die bewohnt schienen, in einem offenen Boot auszusetzen. Es ist anzunehmen, dass die Admiralität mehr an den Informationen der Seeleute über die Nordwestpassage interessiert war als an ihrer Verurteilung.[3][4][5][6][7]
Im Glauben, Hudson habe den Zugang zur Nordwestpassage gefunden, wurde 1612 die nächste Expedition unter Thomas Button und Robert Bylot ausgesandt, doch sie stieß nur auf das Westufer der Hudson Bay.[1]
Familie
Hudson war verheiratet mit Katherine, und sie hatten drei Söhne mit den Namen Oliver, John und Richard. Sie lebten im St. Katherine Distrikt in London.[8]
Bedeutung und Erinnerung
Mit seinen Entdeckungsreisen in die nördlichen Meere, insbesondere mit seiner vierten Reise auf der Suche nach der Nordwestpassage, wurde Hudson zum Vorreiter für weitere Expeditionen.[8] Nach ihm benannt wurden:
- der Hudson River, ein Fluss im östlichen Teil des Bundesstaates New York
- die Hudsonstraße, eine Meerenge in Kanada zwischen der Ungava-Halbinsel und der Baffininsel, die zur Hudson Bay führt
- die Hudson Bay, eine große Meeresbucht im kanadischen Teil Nordamerikas
- das Hudson County, New Jersey
- die Henry Hudson Bridge, eine Mautbrücke in New York City, die den Stadtteil Bronx mit dem nördlichen Ende von Manhattan verbindet
- der Henry Hudson Parkway in New York City
- die Stadt Hudson, New York, nördlich von New York City
- Hudson-Land, ein Gebiet in Ostgrönland
- das Hudson Valley, ein Talgebiet am Hudson River
Die kanadische Regierung, vertreten durch den für das Historic Sites and Monuments Board of Canada zuständigen Minister, ehrte Hudson am 15. November 1973 für sein Wirken als Entdeckungsreisender im kanadischen Norden und erklärte ihn zu einer „Person von nationaler historischer Bedeutung“.[9]
Literatur
- George Michael Asher (Hrsg.): Henry Hudson the Navigator: The Original Documents in which his Career is Recorded. Cambridge University Press, Cambridge 2010, ISBN 978-1-108-01048-1.
- Douglas Hunter: Half Moon: Henry Hudson and the Voyage That Redrew the Map of the New World. Bloomsbury Press, New York 2009.
- Peter C. Mancall: Fatal Journey: The Final Expedition of Henry Hudson – A Tale of Mutiny and Murder in the Arctic. Basic Books, New York 2009.
- Hudson, Henry. In: Encyclopædia Britannica. 11. Auflage. Band 13: Harmony – Hurstmonceaux. London 1910, S. 849 (englisch, Volltext [Wikisource]).
Weblinks
- L. H. Neatby: Hudson, Henry. In: Dictionary of Canadian Biography. Band 1: 1000–1700. University of Toronto Press, Toronto 1979, ISBN 0-8020-3142-0 (englisch, französisch).
- Douglas Hunter: Henry Hudson. In: The Canadian Encyclopedia. (englisch, französisch).
- Henry Hudson, Biography, (c. 1565–c. 1611), Website biography.com, 2. April 2014 (englisch, abgerufen am 15. November 2014)
- Henry Hudson, English navigator and explorer, Website britannica.com (englisch, aufgerufen am 11. November 2021)
- Druckschriften von und über Henry Hudson im VD 17.
- Lucas Riemer: Henry Hudson, Website geo.de/geolino (aufgerufen am 11. November 2021)
- Henry Hudson, Website history.com, 9. November 2009 (englisch, aufgerufen am 12. November 2021)
- Henry Hudson entdeckt die Halbinsel Manhattan (am 11.9.1609) In: Zeitzeichen auf WDR 5 vom 11. September 2024, ARD Audiothek, abgerufen am 20. September 2024. Dauer ca. 15 Minuten.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d John Wilson: Hudson, Henry. In: Mark Nuttall (Hrsg.): Encyclopedia of the Arctic. Band 2. Routledge, New York und London 2005, ISBN 1-57958-436-5, S. 881–882 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Henry Hudson. In: Biography.com. Hearst Magazine Media, Inc, 2. August 2023, abgerufen am 31. Oktober 2025 (englisch).
- ↑ biographi.ca Hudson, Henry, English navigator and discoverer, and, in a sense, a founding father of both New York City and the Hudson’s Bay Company
- ↑ Henry Hudson, English navigator and explorer, Website britannica.com (englisch, aufgerufen am 11. November 2021)
- ↑ Lucas Riemer: Henry Hudson, Website geo.de/geolino (aufgerufen am 11. November 2021)
- ↑ Henry Hudson, Website history.com, 9. November 2009 (englisch, aufgerufen am 12. November 2021)
- ↑ William James Mills: Exploring Polar Frontiers – A Historical Encyclopedia. S. 114.
- ↑ a b Douglas Hunter: Henry Hudson. In: The Canadian Encyclopedia. (englisch, französisch)., abgerufen am 10. August 2022.
- ↑ Hudson, Henry – National Historic Person. In: Directory of Federal Heritage Designations. Parks Canada/Parcs Canada, abgerufen am 10. August 2022 (englisch).
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Hudson, Henry |
| ALTERNATIVNAMEN | Hoddesdon, Herdson |
| KURZBESCHREIBUNG | englischer Seefahrer und Entdecker |
| GEBURTSDATUM | um 1565 |
| GEBURTSORT | England |
| STERBEDATUM | nach 22. Juni 1611 |
| STERBEORT | Hudson Bay |
