Hans Wolfgang Levin von Tschirschky und Bögendorff (* 31. Oktober 1864 in Klein Glien; † 17. April 1935 in Potsdam) war ein preußischer Generalmajor.
Leben
Hans entstammte der in Brandenburg begüterten genealogischen Linie Klein Glien des schlesischen Adelsgeschlecht von Tschirschky und war ein Sohn des preußischen Landrats Levin Heinrich Otto von Tschirschky (* 1822; † 1881) und der Klara aus dem Winkel (* 1829; † 1902), Tochter der Amalie von Möllendorff und des Offiziers Wilhelm aus dem Winkel auf Gut Hackpfüffel. Er war ein jüngerer Bruder des Walter von Tschirschky und Bögendorff (* 1860; † 1924), Fideikommissherr auf Klein Glien in der Zauche, und des späteren Landrats Bernhard von Tschirschky und Bögendorff (* 1862; † 1930).
Seine Schulzeit an der Ritterakademie Brandenburg war von Ostern 1877 bis Michaelis 1883 mit dem Abgang der Mittleren Reife. Auch seine beiden genannten Brüder waren dort im Alumnat. Bekannteste Mitschüler waren u. a. der spätere Generalmajor Karl von Baerensprung, Hans von Flotow, Wilhelm Prinz zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg, einem jüngeren Sohn des Wilhelm zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg, den Autoren Alexander von Münchow und Gustav Hans von Rochow-Plessow, Karl von Schlieffen, Georg Graf von Waldersee und Ulrich von Waldow.
1884 trat Tschirschky in das Kürassier-Regiment „Kaiser Nikolaus I. von Russland“ (Brandenburgisches) Nr. 6 in Brandenburg an der Havel ein, wurde im Herbst des Jahres dort Fähnrich, Mitte September 1885 Sekondeleutnant. Fünf Jahre war er Regimentsadjutant und erhielt Ostern 1894 die Ernennung zum Premieurleutnant. 1898 war er Adjutant der 7. Kavallerie-Brigade, 1899 Rittmeister und Eskadronschef in seinem Stammregiment. 1901 wurde er Lehrer am Militärreitinstitut Hannover. Drei Jahre darauf, 1904, wurde Tschirschky Eskadronchef im Regiment der Gardes du Corps in Potsdam. 1907 wurde er dort Kommandeur der Leib-Eskadron. Januar 1908 wurde Hans Wolfgang Levin von Tschirschky und Bögendorff Major, diente 1910 im Stab des 1. Garde-Ulanen-Regiments in Potsdam, 1913 noch immer als Major.[1] Nach 1913 ging er zum 3. Garde-Ulanen-Regiment, welches ebenso in Potsdam stationiert war. 1915 wurde er Oberstleutnant, dann Flügeladjutant seiner Majestät.[2] 1916 erhielt das Kreuz für Auszeichnung im Kriege.[3]
Als Oberst war er bis Anfang Februar 1918 Kommandeur der 3. Garde-Ulanen, dann der 2. Garde-Kavallerie-Brigade. Die nächste Beförderung erfolgte zum Generalmajor.[4][5] Er war einer von mehreren Generälen seiner Familie.[6] Die 3. Garde-Ulanen bildete im Verbund mit dem 1. Garde-Ulanen-Regiment bis 1914 die 2. Garde-Kavallerie-Brigade. Im Ersten Weltkrieg 1914/1918 war das Regiment zuerst der Garde-Kavallerie-Division und dann der Ostsee-Division unterstellt. Der Krieg führte Tschirschky nach Belgien, Frankreich, Russland und Finnland. Am 21. Dezember 1918 ließ der General seine Truppen in Potsdam einen letzten Parademarsch hinlegen.[7] Danach lagen diese Einheiten nach NS-Militär-Literatur[8] und jüngeren Quellen in Bereitschaft im Großraum Großbeeren und Stahnsdorf südlich von Berlin.
Tschirschky trat 1904 als Ehrenritter dem Johanniterorden bei und wurde Mitglied der Brandenburgischen Provinzialgenossenschaft.[9] Der Offizier lebte zuletzt in Potsdam. 1926 betrug seine Jahrespension, hier auf fiskalischer Berechnungsgrundlage eines charakterisierter Generalmajors a. D. und Brigadekommendeur, nach gesamt 41 Dienstjahren 11.331 Reichsmark.[10]
Familie
Hans Wolfgang Levin von Tschirschky und Bögendorff war zweimal verheiratet: Am 27. September 1895 heiratete er in Brandenburg an der Havel Elisabeth von Bredow, Tochter der Margarete von Schmeling und des Generalleutnants z. D. Bernhard von Bredow (1842–1918).[11][12] Diese Ehe wurde zu Beginn 1922 geschieden. Ihr gemeinsamer Sohn Siegfried starb dreijährig am 4. Oktober 1899 in Brandenburg an der Havel. Seine erste Frau lebte noch in den 1960er Jahren in der DDR, in Eulau bei Naumburg. Über ihr weiteres Schicksal dort ist nichts bekannt, weder in der genealogischen Fachliteratur noch beim Familienverband der Herkunftsfamilie.[13][14]
Am 14. September 1922 heiratete er in Barntrup (Lippe) Frieda von Krosigk (* 28. April 1872 in Rathmannsdorf; † 18. August 1941 in Bitterfeld), Tochter der Sidonie von Veltheim-Destedt und des Kammerherrn und Schlosshauptmann Erich von Krosigk auf Gut Rathmannsdorf.[15] Sie hatten keine Kinder. Frieda von Tschirschky und Bögendorff war in erster Ehe mit Malte Freiherr von der Lancken-Wakenitz († 1911) auf Gut Clevenow liiert. Aus dieser Beziehung hatte sie vier Kinder, u. a. den Sohn Malte Erik Oskar von der Lancken-Wakenitz.[16][17]
Literatur
- Preußisches Kriegsministerium, Geheime Kriegs-Kanzlei: Rangliste der Königlich Preußischen Armee und des XIII. (Königlich Württembergischen) Armeekorps für 1912. Mit den Dienstalterslisten der Generale und der Stabsoffiziere und einem Anhange enthaltend das Reichsmilitärgericht, die Marine-Infanterie, die Kaiserlichen Schutztruppen, die Gendarmerie-Brigade in Elsaß-Lothringen. Nach dem Stande vom 6. Mai 1912. Ernst Siegfries Mittler und Sohn, Berlin 1912, S. 343. (Übersicht seiner Auszeichnungen und Orden). (Digitalisat)
- Walter von Leers: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a.H. 1705–1913. Hrsg. Verein der ehemaligen Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H., P. Riemann, Selbstverlag, Ludwigslust 1913, S. 317. Nr. 1394. (Vita bis 1913. Digitalisat)
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Uradeligen Häuser 1913, 14. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha November 1912, S. 727. (Digitalisat)
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Uradeligen Häuser 1916, 17. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha Herbst 1915, S. 827. (Digitalisat)
- Werner von Bülow, Hans von Luttitz: Das 3. Garde-Ulanen-Regiment im Weltkriege 1914–1918. Hrsg. Wilhelm zu Wied, Adolf von Bülow, Verlag Tradition Wilhelm Kolk, Berlin 1929, S. 8 ff. Tafel 6. (Portrait als Regimentskommandeur).
- Walter von Leers: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a.H. 1913–1929, P. Riemann, Selbstverlag des Vereins ehemaliger Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a.H., Belzig/Ludwigslust 1929, S. 19 f. Nr. 1394. (Vita von 1914 bis 1929).
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der DAG. 41. Jahrgang. 1942, 41. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha November 1941, S. 536. Siehe: FamilySearch (Kostenfrei).
- Hans Friedrich von Ehrenkrook, Carola von Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler, Walter von Hueck, u. a.: Genealogisches Handbuch des Adels. Adelige Häuser. A (Uradel). 1960. Band IV, Band 22 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1960, ISSN 0435-2408, S. 607–608. (Genealogie).
Einzelnachweise
- ↑ Deutsche Rangliste umfassend das gesamte aktive Offizierskorps der deutschen Armee und Marine und seinen Nachwuchs mit den Dienstalterslisten. Nach dem Stande vom 8. Oktober 1912. Gerhard Stalling Verlag des Deutschen Offiziersblattes, Oldenburg 1913, S. 254. (Digitalisat)
- ↑ Dietrich Miller: Die Junker und die preußisch-deutsche Geschichte. Auf den Spuren einer untergegangenen Gesellschaftsklasse. Pro Bussiness, Berlin 2016, ISBN 978-3-86460-459-1, S. 134. (Digitalisat)
- ↑ Großherzoglich Mecklenburg-Strelitzscher Officieller Anzeiger für Gesetzgebung und Staatsverwaltung. 1916. №. 146. Hermann Bohl Nachf. (Otto Bohl), Neustrelitz, den 16. Oktober 1916, S. 1141. (Digitalisat)
- ↑ Siehe Lit.: Werner von Bülow, Hans von Luttitz: Das 3. Garde-Ulanen-Regiment im Weltkriege 1914–1918. Hrsg. Wilhelm zu Wied, Adolf von Bülow, Verlag Tradition Wilhelm Kolk, Berlin 1929, S. 88 ff.
- ↑ Ehren-Rangliste des ehemaligen Deutschen Herres auf Grund der Ranglisten von 1914 mit den inzwischen eingetretene Veränderungen. E. S. Mittler & Sohn, Berlin 1926, S. 398.
- ↑ Vgl. Allgemeine Militär-Zeitung, No. 61, 68. Jahrgang, Darmstadt 1893, S. 485. (Digitalisat)
- ↑ Stephan Malinowski: Vom König zum Führer. Sozialer Niedergang und politische Radikalisierung im deutschen Adel zwischen Kaiserreich und NS-Staat. 3. Auflage (Online-Ressource), Akademie Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-05-004070-X, S. 220.
- ↑ OKH. Kriegsgeschichtliche Forschungsanstalt (Hrsg.): Die Wirren in der Reichshauptstadt und um nördlichen Deutschland 1918-1920. 6. Band (2. Reihe), E. S. Mittler & Sohn, Berlin 1940, S. 36. (Digitalisat)
- ↑ Gesamt-Liste der Mitglieder der Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem nach dem Stande vom 10. März 1931, Eigenverlag, Berlin 1931, S. 91.
- ↑ Übersicht über die am 1. Januar 1926 laufenden Pensionen sämtlicher Generale alle Grade. In: Verhandlungen des Reichstags. III. Wahlperiode. Band 411. Anlagen zu den Stenographischen Berichten Nr. 2681 bis 2795. Julius Sittenfeld, Berlin 1926, S. 60. Nr. 1528.
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der DAG. 41. Jahrgang. 1942, 41. Jahrgang, Justus Perthes, November 1941, S. 536.
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Uradeligen Häuser 1916, 17. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha Herbst 1915, S. 828.
- ↑ Vgl. Henning von Koß: Geschichte des Geschlechts von Bredow. Fortsetzung 1875 bis 1966. Hrsg. Familien-Verband der Grafen, Freiherren und Herren v. Bredow, Präzis Barbara von Spangenberg KG, Tübingen 1966, S. 115.
- ↑ Walter von Hueck: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser. A (Uradel). 1981, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1981, S. 145.
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser 1911, 12. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha Herbst 1910, S. 54. (Digitalisat)
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser. 1898. 48. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1897, S. 529. (Digitalisat)
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser. 1904. 54. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1903, S. 408. (Digitalisat)
Personendaten | |
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NAME | Tschirschky und Bögendorff, Hans von |
ALTERNATIVNAMEN | Tschirschky und Bögendorff, Hans Wolfgang Levin von (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | preußischer Generalmajor |
GEBURTSDATUM | 31. Oktober 1864 |
GEBURTSORT | Klein Glien |
STERBEDATUM | 17. April 1935 |
STERBEORT | Potsdam |
- Generalmajor (Königreich Preußen)
- Träger des Preußischen Königlichen Kronenordens 2. Klasse
- Träger des Ordens vom Zähringer Löwen (Ritter)
- Träger des Sankt-Olav-Ordens (Ritter)
- Träger des Sankt-Stanislausordens (Russland)
- Träger des Osmanié-Ordens
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse
- Familienmitglied des Adelsgeschlechts Tschirschky
- Adliger
- Deutscher
- Geboren 1864
- Gestorben 1935
- Mann