Groß Gastrose Wjeliki Gósćeraz Gemeinde Schenkendöbern
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Koordinaten: | 51° 53′ N, 14° 39′ O | |
Höhe: | 56 m ü. NHN | |
Fläche: | 16,24 km² | |
Einwohner: | 400 (31. Dez. 2016)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 25 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 28. Mai 1998 | |
Eingemeindet nach: | Gastrose-Kerkwitz | |
Postleitzahl: | 03172 | |
Vorwahl: | 035692 | |
Lage von Groß Gastrose in Brandenburg
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Groß Gastrose, niedersorbisch Wjeliki Gósćeraz, ist ein Dorf in der Gemeinde Schenkendöbern im Landkreis Spree-Neiße, Brandenburg. Zum Ortsteil Groß Gastrose gehört der Gemeindeteil Klein Gastrose (Mały Gósćeraz). Nach seiner Eingemeindung hieß der Ortsteil bis zum 20. Februar 2006 Gastrose.[1]
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ort in der Niederlausitz befindet sich südwestlich von Guben an der Lausitzer Neiße, die an dieser Stelle leicht mäandrierend nach Nordosten fließt. Umgebende Ortschaften sind Albertinenaue im Südwesten, Taubendorf im Westen, Kerkwitz im Norden und Schlagsdorf sowie Klein Gastrose im Nordosten. Auf polnischer Seite der Neiße liegen Sadzarzewice und Polanowice im Osten und Markosice im Süden.
Westlich und nordwestlich schließt sich ein größeres Waldgebiet an, das – zusammen mit den Ortschaften Grabko, Kerkwitz und Atterwasch – zur Überbaggerung durch den aus Süden vorrückenden Tagebau Jänschwalde vorgesehen ist. In Groß Gastrose vereinigen sich die westlich um den Tagebau führende Bundesstraße 97 und die östlich an ihm entlang verlaufende Bundesstraße 112, bevor sie sich nördlich des Nachbarorts Klein Gastrose wieder trennen und die B 97 am Grenzübergang Klein Gastrose/Sękowice in die nach Zielona Góra führende DK32 übergeht.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Archäologische Funde aus der Stein- und der Bronzezeit deuten auf eine urgeschichtliche Siedlungstätigkeit in Groß Gastrose hin. Geografisch wurde die Ortslage als das „steinzeitliche[] Zentrum des Gubener Kreises“ beschrieben, „das die wichtige Verbindung zu den schlesischen Fundorten von Jauer (Kr. Jauer) und Jakobine (Kr. Glogau) [aufnahm].“[2]
Wann die dauerhafte Besiedlung begann, ist unklar. Der auf -rose endende Name deutet jedoch auf eine ursprünglich sorbische Besiedlung hin. Die urkundliche Ersterwähnung im Jahr 1382 („zu der aldin Gostraze“) setzt vergleichsweise spät ein, die Kirche von Atterwasch wurde bereits im Jahr 1294 erwähnt. Aus den Jahren 1480 respektive 1486 sind die Namen Kleine Gostrasze (Ersterwähnung Klein Gastroses) und Grosse Gostrose überliefert.[3]
Im 19. Jahrhundert gehörte Groß Gastrose zur königlichen Standesherrschaft Schenkendorf in der preußischen Provinz Brandenburg. Kirchlich gehörten Groß Gastrose und Taubendorf zur Kirche in Niemitzsch auf der anderen Neißeseite (heute Polanowice), Klein Gastrose hingegen war, wie auch Kerkwitz, nach Schenkendorf (Sękowice) eingepfarrt.[4]
An der 1904 eröffneten Bahnstrecke Forst–Guben erhielt Groß Gastrose im Folgejahr einen Bahnhof. Der Personenverkehr wurde Ende Mai 1981 eingestellt. Im März 1995 wurde auch der Güterverkehr eingestellt und noch im gleichen Jahr erfolgte die Streckenstilllegung.
Während des Zweiten Weltkriegs erreichte die 1. Weißrussische Front am 31. Januar 1945 die Oder und baute in Kienitz bei Küstrin einen ersten Brückenkopf auf dem linken Ufer auf. Rund zwei Wochen später, am 15. Februar, war sie auf breiter Linie entlang der Oder und Neiße bis Groß Gastrose vorgestoßen, wo sie einen Brückenkopf auf dem linken Ufer erkämpfen konnte. Mitte März stand die 1. Ukrainische Front von Groß Gastrose bis Penzig an der Neiße. Am Morgen des 16. April begann mit dem Übertritt über Oder und Neiße auf breiter Front die Berliner Operation.[5]
Zum 1. Juli 1950 wurde Klein Gastrose eingemeindet und am 1. Februar 1974 erfolgte die Eingliederung der Gemeinde Taubendorf (mit dem Ort Albertinenaue) nach Groß Gastrose.[6]
Durch die in den fünfziger Jahren begonnene Kollektivierung der Landwirtschaft in der DDR wurde auch in Groß Gastrose eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft gegründet. In den siebziger Jahren kam es zu einer weiteren Konzentration, wodurch die LPGen von Schlagsdorf, Klein und Groß Gastrose, Kerkwitz, Taubendorf, Grießen und Horno 1973 in der LPG „Friedensgrenze“ Groß Gastrose aufgingen.[7]
Nach der Wende und den Umstrukturierungen bildeten Groß Gastrose und 14 weitere Gemeinden im Jahr 1992 das Amt Schenkendöbern. Zum 28. Mai 1998 schlossen sich Groß Gastrose und Kerkwitz zur Gemeinde Gastrose-Kerkwitz zusammen. Die verbliebenen Gemeinden des Amtes schlossen sich zum 26. Oktober 2003 zur Großgemeinde Schenkendöbern zusammen, zeitgleich erfolgte die Eingemeindung von Gastrose-Kerkwitz[6] und die Auflösung des nun aus nur noch einer Gemeinde bestehenden Amtes. Groß Gastrose, Kerkwitz und Taubendorf erhielten den Status von Ortsteilen.
Personen des Ortes
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Fritz Kraul, Phänologe und Biologielehrer an der Polytechnischen Oberschule, Träger der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.[8]
- Lothar Thoms, Radrennfahrer, Schüler der im Ort ansässigen Schule, Mitglied der örtlichen Radsportgruppe.[8]
Galerie
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Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs, ergänzt um eine Gedenktafel für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs.
Vormals im Ort bestattete Kriegstote wurden nach Spremberg in die Deutsche Kriegsgräberstätte auf dem Georgenberg umgebettet. -
Ehem. Mühle und Papierfabrik
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Post-Ansichtskarte, verwendet, Haus des Mühlendirektors Gehring in Gross Gastrose
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Albertinenaue, 1960. UBz: Schweinebrigadier Herbert Moche (links) und Brigadier der LPG-Baubrigade, Richard Wolf, bauten beide den Stall um.
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Foto LKW der GROSS GASTROSER MÜHLE Carl Lehmann, 1930er
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Vormals Villa der Familie Lehmann
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Gemeinde- und Ortsteilverzeichnis des Landes Brandenburg. Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg (LGB), abgerufen am 17. Juni 2020.
- ↑ Ernst Sprockhoff: Die Kulturen der jüngeren Steinzeit in der Mark Brandenburg. Walter de Gruyter, Berlin 1926, S. 24 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Gertraud Eva Schrage: Slaven und Deutsche in der Niederlausitz. Duncker & Humblot, 1990, S. 156 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Heinrich Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafthums Nieder-Lausitz in der Mitte des 19. Jahrhunderts oder geographisch-historisch-statistische Beschreibung der Provinz Brandenburg. Band 3. Adolph Müller, Brandenburg 1856, S. 543 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Rainer Bendel (Hrsg.): Vertriebene finden Heimat in der Kirche: Integrationsprozesse im geteilten Deutschland nach 1945. Böhlau Verlag, Köln, Weimar, Wien 2008, ISBN 978-3-412-20142-5, S. 293 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ a b Beitrag zur Statistik: Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. (PDF; 351 KB) 19.13 Landkreis Spree-Neiße. Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik Land Brandenburg, Dezember 2006, S. 36, abgerufen am 1. November 2015.
- ↑ Detlef Karg, Siegfried Bacher, Franz Schopper, Thomas Rudert, Jens Töpert: Horno: Historische Bauforschung, historische Geographie, Botanik, Sprachwissenschaft. Hrsg.: Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum. 2006, S. 383 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ a b Seit 50 Jahren der Natur verbunden. In: Lausitzer Rundschau online. 30. Juli 2011, abgerufen am 19. Februar 2022.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Groß Gastrose auf der Website der Gemeinde Schenkendöbern