Unter Graduierung versteht man im mathematischen Teilgebiet der Algebra die Zerlegung einer abelschen Gruppe oder komplizierterer Objekte in Teile eines bestimmten Grades. Das namengebende Beispiel ist der Polynomring in einer Unbestimmten: Beispielsweise ist das Polynom
Summe der Monome
(Grad 3),
(Grad 1) und
(Grad 0). Umgekehrt kann man endlich viele Monome verschiedenen Grades vorgeben und erhält als Summe ein Polynom.
Es sei durchweg
eine feste abelsche Gruppe. Beispielsweise kann man
oder
wählen.
Es sei
ein Körper. Eine
-Graduierung auf einem
-Vektorraum
ist ein System
von Untervektorräumen, so dass
die direkte Summe der
ist:

Die Vektorräume
heißen die graduierten Bestandteile von
.
Elemente
heißen homogen vom Grad
und man schreibt dafür kurz
oder
. Jedes Element
von
kann genau auf eine Weise als Summe homogener Elemente verschiedenen Grades geschrieben werden; sie heißen die homogenen Bestandteile (oder Komponenten) von
.
Graduierte abelsche Gruppen und
-Moduln für (gewöhnliche, nicht graduierte) Ringe
sind analog definiert.
Ist
, so spricht man häufig nicht explizit von einer
-Graduierung, sondern schlicht von einer Graduierung.
Es sei
ein Körper. Eine
-Graduierung auf einer
-Algebra
ist eine
-Graduierung auf
als
-Vektorraum, das heißt
für Untermoduln
, für die gilt

für
, d. h.
für 
gilt.
Es sei
ein Ring.
Eine
-Graduierung auf
ist eine Familie
, so dass
,
und
für alle
.[1]
Dies verallgemeinert obige Definition für Algebren. Man beachte, dass für Algebren verlangt wird, dass die direkten Summanden der homogenen Elemente
-Untervektorräume sind, das heißt, dass eine Ring-Graduierung einer
-Algebra möglicherweise keine Algebren-Graduierung, wie sie oben definiert wurde, ist.
Es sei
ein
-graduierter Ring. Ein
-graduierter
-Modul
ist ein
-Modul
,
so dass

für
gilt.
Diese Definition bezieht sich auf den Fall von Linksmoduln, graduierte Rechtsmoduln sind analog definiert. Bei einer entsprechenden Definition für
-Algebren verlangt man noch, dass die
in obiger Definition
-Vektorräume sind.
- Der Polynomring
in
Unbestimmten über einem Körper
ist durch den Gesamtgrad graduiert:

- (Offenbar ist
für
.)
- Es gibt aber noch andere Graduierungen auf
: Es seien
positive ganze Zahlen. Dann ist durch

- ebenfalls eine Graduierung von
definiert, bei der jedoch das Monom
Grad
hat.

- eine endlich erzeugte graduierte
-Algebra.
- Ist beispielsweise
für eine Primzahl
, so ist
.
Eine
-Graduierung eines Ringes oder einer Algebra
ist eine Zerlegung
mit
. Dann ist
ein Automorphismus auf
mit
. Umgekehrt definiert jeder solche Automorphismus eine Graduierung

.
Eine
-Graduierung ist also nichts weiter als die Auszeichnung eines selbstinversen Automorphismus. Speziell für C*-Algebren ist eine
-Graduierung ein C*-dynamisches System mit Gruppe
. Unter einer graduierten C*-Algebra versteht man in der Regel eine
-graduierte C*-Algebra.
Viele mathematische Konstruktionen werden bei graduierten Objekten so angepasst, dass die vorliegende Graduierung respektiert wird. So definiert man etwa einen graduierten Kommutator für homogene Elemente durch
![{\displaystyle [x,y]:=xy-(-1)^{\partial x\cdot \partial y}yx}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/27b2fdc871c741e5eb733b79cecd6809cc06594f)
und für allgemeine Elemente durch lineare Fortsetzung. Man erhält dann zum Beispiel eine graduierte Jacobi-Identität[2]
![{\displaystyle (-1)^{\partial x\cdot \partial z}[[x,y],z]+(-1)^{\partial x\cdot \partial y}[[y,z],x]+(-1)^{\partial y\cdot \partial z}[[y,z],x]=0}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/8a2457c01779b4273e0d624e8d8dd3dda393e5e2)
für homogene Elemente
Auch die Bildung des Tensorproduktes wird entsprechend angepasst. Die Multiplikation im graduierten Tensorprodukt
-graduierter Ringe
und
wird dann für Elementartensoren homogener Elemente durch

festgelegt. Sätze wie
lassen sich auch für die graduierten Tensorprodukte beweisen. Gibt es zusätzlich eine Involution auf den Ringen bzw. Algebren, wie zum Beispiel im Falle von C*-Algebren, so wird eine Involution auf dem graduierten Tensorprodukt durch
,
homogen,
definiert. Durch Übergang zur einhüllenden C*-Algebra erhält man so ein Tensorprodukt graduierter C*-Algebren.[3]
- ↑ Ernst Kunz: Einführung in die kommutative Algebra und algebraische Geometrie, Vieweg (1980), ISBN 3-528-07246-6, Definition 5.3 für
- ↑ Bruce Blackadar: K-Theory for Operator Algebras, Springer Verlag (1986), ISBN 3-540-96391-X, Satz 14.1.3
- ↑ Bruce Blackadar: K-Theory for Operator Algebras, Springer Verlag (1986), ISBN 3-540-96391-X, Definition 14.4.1