Gertrud Clara Johanna Callam (* 25. Oktober 1891 in Hamburg als Gertrud Clara Johanna Heinig; † 19. Mai 1980 in Berlin) war eine deutsche Opernsängerin (Koloratursopran).
Leben
Gertrud Callam war ab 1924 am Landestheater Darmstadt verpflichtet, wo sie bereits erste Erfolge als Koloratursopranistin hatte. Im März 1924 gastierte sie am Berliner Theater als Cherubino in Figaros Hochzeit.[1] Im November 1925 sang sie an der Staatsoper Dresden vor,[2] wurde jedoch nicht engagiert.
1925 gastierte sie als Gilda in Rigoletto und als Konstanze in Die Entführung aus dem Serail erfolgreich am Stadttheater Hamburg. Mit Beginn der Spielzeit 1926/27[3] wurde sie als „erste Koloratursängerin“ an das Stadttheater Hamburg engagiert.[4] Im September 1926 gastierte sie als Königin der Nacht in Die Zauberflöte am Opernhaus Köln.[5] Im November 1927 wirkte sie am Stadttheater Hamburg, an der Seite von Gunnar Graarud und Julius Gutmann als „feinsinnig und könnerhaft gesungene[s]“ Rautendelein in der Uraufführung der Oper Die versunkene Glocke von Ottorino Respighi mit, wo sie „mit waldblütenduftiger Naturhaftigkeit die Frohnatur des goldhaarigen Kobolds erfüllte“.[6][7] In der Spielzeit 1928/29 sang sie am Stadttheater Hamburg die Titelrolle in Lucia di Lammermoor.[8] Im Mai 1929 war sie am Stadttheater Hamburg in der deutschsprachigen Uraufführung der Oper La Cenerentola (dt. Titel Angelina) in der Titelrolle zu hören.[9]
Im Jahr 1931 sang sie bei den Salzburger Festspielen die Konstanze in Mozarts Die Entführung aus dem Serail.[10] Zur Spielzeit 1931/32[11] wurde sie mit einem Dreijahresvertrag an die Städtische Oper Berlin engagiert, den sie jedoch nicht erfüllte.
Ab 1932 trat sie hauptsächlich als Konzertsängerin auf, wirkte aber weiterhin in Opern-Inszenierungen und nach bestandenener Rundfunks-Eignungsprüfung auch bei Sendungen des Deutschen Reichsrundfunks mit. Im Rundfunk war Callum, die zu den „frühen“ Rundfunksängerinnen in Deutschland zählt, mit Opern-Arien, in Operetten und musikalischen Singspielen, in Konzertprogrammen, bei Silvesterkonzerten sowie bei Wohltätigkeitveranstaltungen von NS-Organisationen zu hören. Beim Reichssender Stuttgart wirkte sie in Rundfunkaufnahmen u.a. als Lucia di Lammermoor (1936) und als Musette in La Bohème (1937) mit Helge Rosvaenge (Rudolf) und Erna Berger (Mimi) als Partnern mit.[12][13] Beim Reichssender Berlin war sie 1937 in einer Rundfunkaufnahme der Oper Der Wildschütz als Baronin Freimann zu hören.[14] 1938 war sie beim Reichssender Berlin in einer Rundfunkaufnahme der Operette Die lustige Witwe als Hanna Glawari neben Karl Schmitt-Walter zu hören.[15]
Im Januar 1939 gastierte sie, „als Koloratursopran von großer Treffsicherheit und weichem Glanz“, an der Städtischen Oper Berlin unter der musikalischen Leitung von Artur Rother als Königin der Nacht in Die Zauberflöte.[11][16]
Gertrud Callam galt als „eine der besten Koloratursängerinnen“ ihrer Generation.[17] Der Musikkritiker Wilhelm Altmann schätzte ihre Gesangskunst als ebenbürtig mit Maria Ivogün ein.[17] Ihr Mäzen und Förderer war der deutsche Komponist Mark Lothar.
Repertoire (Auswahl)
- Donizetti: Norina in Don Pasquale
- Donizetti: Lucia in Lucia di Lammermoor
- Flotow: Leonore in Alessandro Stradella
- Lehár: Hanna Glawari in Die lustige Witwe
- Lortzing: Baronin Freimann in Der Wildschütz
- Mozart: Konstanze in Die Entführung aus dem Serail
- Mozart: Cherubino in Figaros Hochzeit
- Mozart: Zerlina in Don Giovanni / Don Juan
- Mozart: Königin der Nacht in Die Zauberflöte
- Nicolai: Frau Fluth in Die lustigen Weiber von Windsor
- Offenbach: Olympia in Hoffmanns Erzählungen
- Puccini: Musette in La Bohème
- Puccini: Liù in Turandot
- Respighi: Rautendelein in Die versunkene Glocke
- Rossini: Rosina in Der Barbier von Sevilla
- Rossini: Angelina in Angelina / La Cenerentola
- J. Strauß: Adele in Die Fledermaus
- R. Strauss: Zerbinetta in Ariadne auf Naxos
- Thomas: Philine in Mignon
- Verdi: Gilda in Rigoletto
- Verdi: Violetta in La traviata
- Zeller: Christl in Der Vogelhändler
Diskografie (Auswahl)
- Wolfgang Amadeus Mozart: Don Giovanni/Don Juan (als Zerlina), Chor und Orchester des Reichssenders Stuttgart (1936). Dirigent: Joseph Keilberth. Veröffentlicht als CD bei Preiser Records und bei Line Music[18][19]
- Wolfgang Amadeus Mozart: Der Schauspieldirektor (als Mlle Silberklang), Bayerisches Staatsorchester. Dirigent: Heinrich Hollreiser. Veröffentlicht als LP bei Melodram[20]
Filme
- 1939: Die Zauberflöte[21]
Weblinks
- Werke von und über Gertrude Callam im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Gertrude Callam bei Discogs
Literatur
- Callam, Gertrude. In: Großes Sängerlexikon. Band 4. De Gruyter, Berlin 2004, ISBN 3-598-44088-X, S. 687 (google.de).
- Ingid Bigler-Marschall: Callam, Gertrude. In: Deutsches Theater-Lexikon. Nachtragsband 1: A – F. De Gruyter, Berlin 2013, ISBN 978-3-11-028460-7, S. 193.
Einzelnachweise
- ↑ Berliner Theater. In: Berliner Börsen-Zeitung vom 14. März 1924. Seite 3.
- ↑ Opernhaus. In: Dresdner Neueste Nachrichten vom 5. November 1925. Seite 3.
- ↑ Gertrud Callam. In: Deutsches Bühenjahrbuch 1927, Seite 382.
- ↑ Die Musik, Band 21, Teil 2, Seite 545
- ↑ Kölner Opernhaus. In: Kölnische Zeitung vom 20. September 1926. Seite 2.
- ↑ Alfred Einstein: „Die versunkene Glocke“. Aufführungskritik. In: Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung vom 19. November 1927, Seite 2.
- ↑ Paul Wittko: „Die versunkene Glocke“. Aufführungskritik. In: Neue Mannheimer Zeitung vom 24. November 1927, Seite 3.
- ↑ Gustav Witz: „Lucia die Lammermoor“ in Hamburg. Aufführungskritik. In: Deutsche Allgemeine Zeitung vom 14. September 1928, Seite 2.
- ↑ H. B.: Rossini-Uraufführung. Aufführungskritik. In: Dortmunder Zeitung vom 22. Mai 1929, Seite 9.
- ↑ Die Entführung aus dem Serail (1931), Salzburger Festspiele, abgerufen am 10. Januar 2025
- ↑ a b Detlef Meyer zu Heringdorf: Das Charlottenburger Opernhaus von 1912 bis 1961: von der privat-gesellschaftlich geführten Bürgeroper bis zur subventionierten Berliner «Städtischen Oper». 2 Bde. Deutsche Oper, Berlin 1988, ISBN 978-3-926412-07-2, Seite 604
- ↑ Lucia di Lammermoor. Besetzung. Reichssender Stuttgart 1936.
- ↑ Helmut Doster: Die „Bohème“ im Reichssender. Rundfunkkritik. In: Stuttgarter NS-Kurier vom 6. Januar 1937, Seite 8
- ↑ Der Wildschütz. Besetzung. Rundfunkprogramm vom Dezember 1937.
- ↑ Die lustige Witwe. Besetzung. Rundfunkprogramm vom Juni 1938.
- ↑ Malerische „Zauberflöte“ im Deutschen Opernhaus. Aufführungskritik. In: Dresdner Neueste Nachrichten vom 27. Januar 1939. Seite 4.
- ↑ a b Gertrud Callam. In: Hallische Nachrichten. General-Anzeiger für Halle und die Provinz Sachsen vom 25. September 1929, Seite 4.
- ↑ Don Giovanni d-nb.info
- ↑ Don Juan discogs.com
- ↑ Der Schauspieldirektor discogs.com
- ↑ Die Zauberflöte filmportal.de
Personendaten | |
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NAME | Callam, Gertrude |
ALTERNATIVNAMEN | Callam, Gertrud Clara Johanna; Heinig, Gertrud Clara Johanna (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Opernsängerin |
GEBURTSDATUM | 25. Oktober 1891 |
GEBURTSORT | Hamburg |
STERBEDATUM | 19. Mai 1980 |
STERBEORT | Berlin |