
Ernst Pernicka [ˈpɛʁnɪtska] (* 5. Februar 1950 in Wien) ist ein österreichischer Chemiker, spezialisiert auf Archäometrie.
Leben
Ernst Pernicka wuchs in Wien auf und besuchte dort die Grundschule und das Realgymnasium. Er studierte ab 1968 Chemie an der Universität Wien, von 1973 bis 1976 war er als Forschungsassistent am Institut für Analytische Chemie (Elektronenstrahlmikrosonde, Neutronenaktivierungsanalyse) tätig. 1976 wurde er dort mit einer Arbeit über die Herstellungstechnik von mittelalterlicher glasierter Keramik aus Persien und Afghanistan promoviert.
Er war 1976/77 wissenschaftlicher Angestellter am Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg. Thematisch ging es dabei um Archäometallurgie, zur Aufklärung der Herkunft des Silbers für antike Münzprägungen. Als Forschungsassistent am Institut für Analytische Chemie der Universität Wien arbeitete er 1977 bis 1979 und kehrte 1979 als Arbeitsgruppenleiter (Chemie) zurück an das Max-Planck-Institut für Kernphysik. Dort ging es bis 1997 thematisch um die Entstehung und Ausbreitung der Metallurgie in der Alten Welt, Herkunftsbestimmung von Keramik und Obsidian im östlichen Mittelmeerraum (besonders in Troja). Zu den angewandten Analysenmethoden zählten Neutronenaktivierungsanalyse, Röntgenfluoreszenzanalyse, Röntgendiffraktometrie, Atomabsorptionsspektrometrie, Ionenchromatographie, UV/VIS-Photometrie, Gravimetrie und Titrimetrie. Mit einer Arbeit über Erzlagerstätten in der Ägäis habilitierte er sich 1987 an der Fakultät für Geowissenschaften der Universität Heidelberg.
1997 wurde Professor für Archäometallurgie an der TU Bergakademie Freiberg/Sachsen und wirkte dort sieben Jahre. Von 2004 bis 2013 war er Professor für Archäometrie/Archäometallurgie am Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters der Universität Tübingen. Wissenschaftliche Arbeitsgebiete waren unter anderem die Isotopenarchäologie und Echtheitsuntersuchung archäologischer Funde. Von 2013 bis zu seinem Ruhestand 2018[1] war Pernicka Stiftungsprofessor für Archäometrie der Klaus-Tschira-Stiftung am Institut für Geowissenschaften der Universität Heidelberg. Darüber hinaus ist er seit 2005 wissenschaftlicher Direktor bzw. Seniordirektor und war viele Jahre auch Geschäftsführer des Curt-Engelhorn-Zentrums Archäometrie in Mannheim.
Wissenschaftliches Wirken

Sein Forschungsgebiet ist insbesondere die Entwicklung und Anwendung naturwissenschaftlicher Methoden in der Archäologie sowie die Entstehung und Ausbreitung der Metallurgie in der Alten Welt. Er war beteiligt an den Forschungen um die Himmelsscheibe von Nebra sowie in Troja und im Iran. Seit 2013 äußerte er Zweifel an der Echtheit der Goldfunde von Bernstorf.[2] Von 2013 bis 2018 hatte er einen Advanced Grant des Europäischen Forschungsrates (ERC), die höchstdotierte Forschungsförderung der EU für ein Projekt zu Zinn in der Bronzezeit.[3]
Von 2006 bis 2012 war er als Nachfolger von Manfred Korfmann Leiter der Ausgrabung in Troja, zeitweise auch in Udabno (Kachetien/Ostgeorgien).
Auszeichnungen
- 1997: korrespondierendes Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts
- 2007: Wissenschaftspreis des Landes Vorarlberg (Österreich), zusammen mit Rüdiger Krause (Prähistoriker) und Klaus Oeggl.
- 2012: korrespondierendes Mitglied im Ausland der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Publikationen (Auswahl)
Literatur
- Interview mit Ernst Pernicka in: Spektrum der Wissenschaft, Mai 2009, S. 58–64 (Digitalisat)
- Martin Bartelheim, Barbara Horejs, Raiko Krauß (Hrsg.): Von Baden bis Troja. Ressourcennutzung, Metallurgie und Wissenstransfer. Eine Jubiläumsschrift für Ernst Pernicka. Verlag Marie Leidorf, Rahden/Westf. 2016, ISBN 978-3-86757-010-7 (S. 15ff. Schriftenverzeichnis).
Weblinks
- Ernst Pernicka auf der Website der Universität Heidelberg ( vom 14. Mai 2018 im Internet Archive)
- Ernst Pernicka auf der Website der Universität Universität Tübingen
- Pioniere der Metallverarbeitung ( vom 14. April 2018 im Internet Archive) In: ZDF vom 6. Juli 2008
- Schriften von Ernst Pernicka in Propylaeum-DOK
- Publikationen bei academia.edu
- Ernst Pernicka bei IMDb
Einzelnachweise
- ↑ Ehemalige Forschungsgruppen auf der Website des Instituts für Geowissenschaften der Universität Heidelberg, abgerufen am 22. September 2023.
- ↑ Ulf von Rauchhaupt: Reinstes Gold. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung Nr. 2/2017 vom 15. Januar 2017, S. 57.
- ↑ ERC „Advanced Grants“ für drei Wissenschaftler der Universität Tübingen, Pressemitteilung der Universität Tübingen, 30. Januar 2013; [Projekt beim ERC].
Personendaten | |
---|---|
NAME | Pernicka, Ernst |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Archäometriker |
GEBURTSDATUM | 5. Februar 1950 |
GEBURTSORT | Wien |
- Archäometriker
- Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim
- Hochschullehrer (Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg)
- Hochschullehrer (Eberhard Karls Universität Tübingen)
- Hochschullehrer (Technische Universität Bergakademie Freiberg)
- Chemiker (21. Jahrhundert)
- Korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts
- Österreicher
- Geboren 1950
- Mann