Ebow (* 1990 in München als Ebru Düzgün) ist eine deutsche Rapperin, Künstlerin und Schauspielerin.
Biographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ebows Großeltern kamen als Gastarbeiter nach Deutschland; ihre Mutter, die in der Türkei ein Gymnasium besucht hatte, folgte ihnen erst im Alter von 17 Jahren. Ebow wuchs in München-Westend bei ihrer Mutter und Großmutter auf.[1] Wie ihre Eltern ist Ebow kurdische Alevitin.[2] Ihre Mutter war im Vorsitz der alevitischen Gemeinde und politisch aktiv.[3]
Ebow studierte Architektur, ihren Bachelor absolvierte sie an der Hochschule für angewandte Wissenschaften München und zog 2015 nach Wien, wo sie an der TU Wien den Master machte.[4][5][6]
Ebow lebt in Wien und Berlin.[7]
Werk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ebows Lieder und ihr Rap- und Singstil ist von Vielseitigkeit geprägt. In ihren Texten verarbeitet Ebow zahlreiche Themen wie u. a. Liebe, Trauer, Empowerment, Wut, Diskriminierung und Identitätsfragen, die die Bereiche sowohl der Gesellschafts- und Kapitalismuskritik, des Queerfeminismus, des Anti-Rassismus, der Freiheit und Emanzipation als auch der Migration und des Alltagsrassismus in Deutschland aufgreifen und thematisieren. Musikalisch ist Ebow von amerikanischen Hip-Hop und RnB der 1990er- und 2000er-Jahre beeinflusst.
Musikalisches Schaffen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ebow rappte zunächst im Münchener Bahnhofsviertel, in Waschsalons, Supermärkten und der Straßenbahn, bevor sie auf Bühnen auftrat und an Festivals teilnahm, wie 2011 dem on3-Festival des Bayerischen Rundfunks,[8] 2012 dem Sound-of-Munich-Now-Festival[9] oder 2014 dem Schamrock-Festival der Dichterinnen.[10] Ihr Debütalbum mit dem Titel Ebow erschien am 22. November 2013 bei dem Indie-Label Disko B.
In der Musiksendung Heimatsound des Bayerischen Fernsehens im April 2015 trat sie mit den Songs Paradise und Vay auf.[11]
2016 schlossen sich Ebow, die Musikerin und Produzentin Nalan und der Produzent Walter p99 arke$tra zusammen und firmierten das Trio Gaddafi Gals. In diesem Kontext verwendete Ebow anfangs den Künstlernamen Blaqtea.[12][13]
Auf dem am 24. September 2021 erschienenen Ärzte-Album Dunkel hatte Ebow einen Gastpart beim Lied Kerngeschäft.
Am 18. März 2022 erschien ihr viertes Album Canê auf ihrem eigenen Musiklabel Alvozay.[14] Ihr fünftes Album FC Chaya erschien am 27. September 2024.
Kollaborationen: Film und Musik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]2010 schrieb und sang sie die Titelmelodie Ich habe Wanderlust zur Filmdokumentation Töchter des Aufbruchs der Münchener Regisseurin Uli Bez,[15] in der Migrantinnen ihre Lebenswege in Deutschland erzählen, darunter auch Ebow und ihre Mutter.[16][17] Der Film wurde im Kino aufgeführt und unter anderem in der CinéMayence im Institut Français,[18] auf der Griechischen Filmwoche sowie im Rahmen des Frauenfilmfestes Bimovie 2012 in München gezeigt.[19]
Mit dem selbstproduzierten halbstündigen Video-Mixtape Habibi’s Liebe und Kriege (2012) kreierte Ebow eine von orientalischen Klängen beeinflusste Stilrichtung, gemixt mit Elektro, die sie als „alternativen Hip-Hop“ bezeichnet. Erstmals verpackte sie darin soziale Realität in angriffslustige Texte, die von Geschlechterrollen in der türkischen Gemeinschaft, falschem Patriotismus bis zu den deutschen Waffenexporten reichen.[20] Ihr Song Waffenhymne sei laut Taz als Antwort auf M.I.A.s Paper Planes zu lesen.[21][22]
Das Musikmagazin Startrampe des BR stellte Ebow unter den neuen Bands der Staffel 9 vor[23] und produzierte ihr Musikvideo Oriental Dollar.[24] Darin beschreibt sie „das Gefühl, das sie beschleicht, wenn sie den ‚verschleierten Frauen‘ aus den Emiraten in München beim Shoppen zusieht“.[25]
2014 veröffentlichte sie mit dem Filmemacher und Musiker Mirza Odabaşı die Single Paramide, deren Erlöse an Bedürftige in Kobanê gingen.[26] Sie war ebenfalls an seinem 2015 erschienenen Dokumentarfilm Leiden-schafft beteiligt, in dem auch andere bekannte Künstler wie Chefket, Marteria und Eko Fresh vertreten sind.[27] Im viel beachteten Dokumentarfilm Aşk, Mark ve Ölüm – Liebe, D-Mark und Tod von Cem Kaya, welcher 2022 in die Programmkinos kam, ist Ebow ebenfalls mit ihrem Musikvideo „Kanak for Life (K4L)“ vertreten.[28] 2021 performte Ebow diesen Song in einer Klassikversion im Rahmen der Radioreihe Machiavelli Sessions von WDR Cosmo gemeinsam mit dem WDR Funkhausorchester.[29]
Schauspielerisches Schaffen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Schauspielerin trat Ebow erstmals in einer Hauptrolle der von Helene Hegemann verantworteten Folge Subotnik in der RTL-Serie Strafe auf.[30] Dafür wurde sie 2023 mit dem Bunte New Faces Award ausgezeichnet und als Nachwuchsschauspielerin für den deutschen Schauspielpreis 2023 nominiert.[31][32]
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2019: Förderpreis der Stadt München[30]
- 2020: VIA - VUT Indie Award, Kategorie: Bester Act[33]
- 2021: Nominierung, GEMA Musikautor*innenpreis, Kategorie: Text Hip Hop[34]
- 2023: Keychange Award[35]
- 2023: Stipendiatin der Künstlerresidenz Villa Aurora in Pacific Palisades bei Los Angeles[36]
- 2023: Bunte New Faces Award, Kategorie: Distruptive Mind by glo, als Schauspielerin in der RTL-Serie Strafe[31]
- 2023: Nominierung, Deutschen Schauspielpreis 2023, Kategorie: Nachwuchs, als Schauspielerin in der RTL-Serie Strafe[37]
- 2024: Stipendiatin der Kulturakademie Tarabya in Istanbul[38]
Diskografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Titel | Veröffentlichung | Label | Cover |
---|---|---|---|
Ebow | 22. Nov. 2013 | Disko B | |
Komplexität | 17. Nov. 2017 | Problembär Records | |
K4L | 29. März 2019 | Problembär Records | |
Canê | 18. März 2022 | Alvozay | |
FC Chaya | 27. Sept. 2024 |
Titel | Veröffentlichung | Label | Cover |
---|---|---|---|
Ebow 400 | 1. Aug. 2019 | Alvozay |
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Interviews
- Ebow im Interview. Oriental Beats als Crew-Ding. Bayerisches Fernsehen, 17. April 2015 ( vom 4. März 2016 im Internet Archive) (Mediathek Video)
- Erica Zingher: Rapperin Ebow über Identität „Wir müssen nicht mehr stark sein“. In: Die Tageszeitung. 8. September 2019 (Ebru Düzgün im Interview).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Dirk Wagner: Ebow: Die Rapperin aus dem Münchner Westend -. In: Münchner Feuilleton. 22. April 2021, abgerufen am 14. Dezember 2024.
- ↑ ME-Redaktion: „Wir haben eine Stimme, die unsere Eltern nicht hatten“: Was Eko Fresh, Chefket, Ebow und Aydo Abay über Identität und Diskriminierung sagen. In: Musikexpress. 23. Oktober 2018, abgerufen am 13. Mai 2024 (deutsch).
- ↑ Joachim Hentschel: Rapperin Ebow: Bekommt man mit einer Prada-Tasche mehr Respekt? In: FAZ.NET. 19. Januar 2023, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 10. Januar 2024]).
- ↑ TheMVid: Ebow im Porträt auf YouTube, 20. Januar 2012, abgerufen am 7. April 2024 (deutsch).
- ↑ Neuland – Junge Leute. Abgerufen am 14. Dezember 2024.
- ↑ Jonas Bickelmann: Ebow, was haben Rap und Architektur gemeinsam? In: Business Punk. 18. März 2022, abgerufen am 14. Dezember 2024 (deutsch).
- ↑ Square für Künstler - Ebow - Komplette Sendung | ARTE. Abgerufen am 14. Dezember 2024.
- ↑ Ebow: Ebow – Candle Light Döner (live @ on3-Festival 2011). In: br.de. 26. November 2011, abgerufen am 8. April 2024.
- ↑ Marie Schoess: Soundtrack einer Stadt. In: sueddeutsche.de. 30. Oktober 2012, abgerufen am 8. April 2024.
- ↑ Ebow/Ebru Düzgün, Schamrock. Festival der Dichterinnen 2014 ( vom 24. September 2015 im Internet Archive)
- ↑ Heimatsound, Bayerisches Fernsehen, 18. April 2014 (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven), abgerufen am 18. August 2015.
- ↑ Mintje Zorn: KÜNSTLER, DIE WIR LIEBEN: GADDAFI GALS. In: zeitjung.de. 29. Juni 2017, abgerufen am 8. April 2024.
- ↑ Gaddafi Gals. In: zeitjung.de. Abgerufen am 7. April 2024.
- ↑ Ebow - „Canê“ (Album der Woche) – ByteFM. In: byte.fm. 20. März 2022, abgerufen am 31. März 2022.
- ↑ Töchter des Aufbruchs. In: toechterdesaufbruchs.de. 18. August 2015, abgerufen am 8. April 2024.
- ↑ „Ich bin auch eine Tochter des Aufbruchs“. In: bim-institut.org. 16. September 2012, abgerufen am 8. April 2024.
- ↑ Vanessa Reuter: Aufbruchstimmung. In: missy-magazine.de. 9. April 2013, abgerufen am 8. April 2024.
- ↑ „Töchter des Aufbruchs“ - Geschichte(n) von Migrantinnen in Deutschland. Im Anschluss Gespräch mit der Regisseurin Uli Bez ( vom 5. März 2016 im Internet Archive)
- ↑ Lisa Sonnabend: Film über Migrantinnen | Stimmen der Sehnsucht. In: sueddeutsche.de. 8. November 2021, abgerufen am 8. April 2024 (mit einem Trailer des Films).
- ↑ Disko B – Ebow ( vom 5. Oktober 2015 im Internet Archive), abgerufen am 18. August 2015
- ↑ Stefan Müller: Bang, bang, bang! In: taz.de. 12. Mai 2012, abgerufen am 8. April 2024.
- ↑ Sookee: Genres waren gestern, heute ist Musik. Das gilt auch für Rap. In: anschlaege.at. 12. Mai 2012, abgerufen am 8. April 2024.
- ↑ Alles zu Ebow X, soft.nerd und List. In: br.de. 20. Januar 2015, abgerufen am 8. April 2024.
- ↑ Ebow - Oriental Dollar. In: br.de. 18. November 2011, abgerufen am 8. April 2024.
- ↑ Hermann Weiß: Türkische Rapperin stürmt Männerbastion. In: welt.de. 8. März 2015, abgerufen am 8. April 2024.
- ↑ Musiknews – Ebow Charity Single Paramide ( vom 24. September 2015 im Internet Archive) Abgerufen am 18. August 2015.
- ↑ Mirza Odabasi über den Film Leiden schafft ( vom 23. September 2015 im Internet Archive), abgerufen am 18. August 2015
- ↑ LIEBE, D-MARK UND TOD. In: mubi.com. 8. März 2015, abgerufen am 8. April 2024.
- ↑ COSMO: Ebow - K4L ft. WDR Funkhausorchester | Machiavelli Sessions auf YouTube, 22. Dezember 2020, abgerufen am 8. April 2024 (deutsch).
- ↑ a b Sonja Niesmann, Stefanie Witterauf: Fünf für München: Rapper, Retter und gute Rechner. In: Süddeutsche Zeitung. 25. Juni 2023, abgerufen am 3. Oktober 2024.
- ↑ a b "BUNTE New Faces Award Film" | Das sind die Gewinner der Jubiläums-Panther. In: bunte.de. 13. Mai 2023, abgerufen am 7. April 2024.
- ↑ Carsten Heidböhmer: Wenn Schuldige davonkommen: Sechs Filme über den Unterschied zwischen Recht und Gerechtigkeit. In: stern.de. 29. Juni 2022, abgerufen am 7. April 2024.
- ↑ VIA 2020. In: viaawards.de. 18. September 2020, abgerufen am 8. April 2024.
- ↑ 12. Deutscher Musikautorenpreis auf neuen Wegen. Abgerufen am 5. Januar 2025 (deutsch).
- ↑ Ebow. In: keychange.eu. Abgerufen am 8. April 2024 (englisch).
- ↑ https://www.vatmh.org/de/stipendiaten-details/grant/544-ebow.html
- ↑ Jochen Müller Blickpunkt:Film: Nominierte für Deutschen Schauspielpreis stehen fest. Abgerufen am 5. Januar 2025.
- ↑ Ebow. In: kulturakademie-tarabya.de. Abgerufen am 8. April 2024.
Personendaten | |
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NAME | Ebow |
ALTERNATIVNAMEN | Düzgün, Ebru (wirklicher Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Rapperin |
GEBURTSDATUM | 1990 |
GEBURTSORT | München, Bayern, Bundesrepublik Deutschland |