Ebergassing
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Wappen | Österreichkarte | |
Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Niederösterreich | |
Politischer Bezirk: | Bruck an der Leitha | |
Kfz-Kennzeichen: | BL (seit 2017; alt: WU) | |
Fläche: | 16,28 km² | |
Koordinaten: | 48° 3′ N, 16° 31′ O | |
Höhe: | 180 m ü. A. | |
Einwohner: | 4.305 (1. Jän. 2024) | |
Bevölkerungsdichte: | 265 Einw. pro km² | |
Postleitzahl: | 2435 | |
Vorwahlen: | 02234 Ebergassing 02230 Wienerherberg | |
Gemeindekennziffer: | 3 07 29 | |
NUTS-Region | AT127 | |
UN/LOCODE | AT EBE | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Schwadorfer Straße 9 2435 Ebergassing | |
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister: | Roman Stachelberger (SPÖ) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2020) (23 Mitglieder) |
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Lage von Ebergassing im Bezirk Bruck an der Leitha | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Ebergassing ist eine Gemeinde mit 4305 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024) im Bezirk Bruck an der Leitha in Niederösterreich.
Geografie
Die Gemeinde Ebergassing umfasst 16,28 Quadratkilometer und liegt im Industrieviertel am Fluss Fischa im Wiener Becken. Von der Fläche sind 70 Prozent landwirtschaftliche Nutzfläche und 12 Prozent sind bewaldet.[1]
Gemeindegliederung
Das Gemeindegebiet umfasst zwei Katastralgemeinden bzw. gleichnamigen Ortschaften (Fläche 2016[2], Bevölkerung am 1. Jänner 2024[3]):
- Ebergassing (738,76 ha, 3528 Ew.)
- Wienerherberg (888,23 ha, 777 Ew.)
Eingemeindungen
Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Dritte Reich im Jahre 1938 wurde der Ort als Teil des neu geschaffenen 23. Bezirkes Schwechat nach Groß-Wien eingegliedert. Die Gemeinde wurde 1954 durch die Abtrennung von Wien wieder selbständig. Im Jahr 1975 erfolgte die Zusammenlegung mit der ehemals eigenständigen Gemeinde Wienerherberg.[4]
Nachbargemeinden
Himberg | Rauchenwarth | Schwadorf |
Velm | Margarethen am Moos | |
Gramatneusiedl | Reisenberg (Bezirk Baden) |
Götzendorf an der Leitha |
Geschichte
Im Altertum war das Gebiet Teil der Provinz Pannonia. 1120 wird in einer Traiskirchner Urkunde der Ort Ebergozzingen genannt,[5] die Ebergassinger waren die Untertruchsess von Niederösterreich. 1334 gehörte die Burg einem Zweig der Stuchsen von Trautmannsdorf. 1486 gelang es den Ungarn mithilfe von Wiener Söldnern Ebergassing nach einer längeren Belagerung einzunehmen. Um 1540 kaufte Andreas Thonradl die Herrschaft. Der alte Wehrbau wurde zum Renaissance-Wasserschloss umgebaut. Da die Freiherren von Thonradl zu den führenden Protestanten in Niederösterreich zählten,[6] wurde ihr Besitz 1620 eingezogen. 1642 kam der Besitz an die Fürsten von Liechtenstein, die den barocken Ausbau der Burganlage veranlassten. Von 1788 bis 1811 gehörte die Herrschaft den Edlen von Trattner. Franz von Schloissnigg ließ zwischen 1863 und 1865 umfangreiche Renovierungsarbeiten durchführen.
Die Frühansiedlung von Industrie wurde durch die Fischa begünstigt, die durch geringe Wasserstands- und Temperaturschwankungen die besten Bedingungen dafür schaffte. In der Zeit Maria Theresias (Mitte 18. Jahrhundert) wurde ein Stückbohrwerk bzw. Kanonenbohrerei für Artillerie in Ebergassing errichtet. Um 1770 ließ Johann Thomas Trattner eine Mühle in eine Papierfabrik umbauen, die später durch Herstellung von Endlospapier Weltbedeutung erlangte (siehe Vinzenz Sterz). Stolz konnte man auch auf die Herstellung des ersten Banknotenpapiers für die österreichische Nationalbank sein. Die sogenannte Ebergassinger Kolonie war eine der ersten Arbeiterwohnsiedlungen in Ostösterreich. Laut Adressbuch von Österreich waren im Jahr 1938 in der Ortsgemeinde Ebergassing ein Arzt, zwei Bäcker, zwei Branntweinhändler, ein Elektrowarenhändler, drei Fleischer, drei Friseure, fünf Gastwirte, sechs Gemischtwarenhändler, ein Glaser, eine Hebamme, ein Maler, ein Pferdefleischhauer, ein Sattler, drei Schlosser, ein Schneider und zwei Schneiderinnen, vier Schuster, eine Strickerei, zwei Tischler, fünf Versicherungsmakler, ein Viktualienhändler, ein Wagner, ein Zuckerbäcker, ein Zuckerwarenhändler und mehrere Landwirte ansässig. Des Weiteren gab es im Ort eine Elektrizitätsgenossenschaft, ein Kino, einen Konsumverein, die Franzensthaler Papierfabrik der Neusiedler Akt.-Gen. f. Papierfabrikation und die Teppich- und Möbelstoffabriken AG (vormals Philipp Haas & Söhne).[7]
1995 rückte Ebergassing durch den Anschlag von Ebergassing kurzzeitig ins öffentliche Interesse, als Linksextreme dort einen Strommast zu sprengen versuchten und dabei ums Leben kamen.
Von 1954 bis zu dessen Auflösung mit 31. Dezember 2016 war Ebergassing Teil des Bezirks Wien-Umgebung.
Einwohnerentwicklung
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Schloss Ebergassing, ehemals mittelalterliche Wasserburg
- Katholische Filialkirche Ebergassing Mariä Himmelfahrt: Die schlichte Saalkirche mit zweigeschossigem Fassadenturm und einem quadratischen Chorschluss wurde ab 1851 errichtet und am 25. September 1853 geweiht.
- Katholische Pfarrkirche Wienerherberg hl. Georg: Eine gotische Wehrkirche aus dem 14./15. Jahrhundert, die teilweise von einer Bruchsteinmauer umgeben ist. Südöstlich der Kirche, direkt an den Chor angebaut, befindet sich das 1804 errichtete Mausoleum für Johann Thomas von Trattner.
Wirtschaft und Infrastruktur
Im Jahr 2001 gab es in Ebergassing 95 nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten, nach der Erhebung 1998 standen dem 38 landwirtschaftliche bzw. forstwirtschaftliche Betriebe gegenüber. Die Zahl der Erwerbstätigen 2001 betrug am Wohnort 1781. Die Erwerbsquote lag bei 52 Prozent (Stand 2001).
Eine der größeren ansässigen Firmen ist ein zum spanischen Automobilzulieferer Grupo Antolin gehörendes Werk, welches Kunststoffteile für zahlreiche Autohersteller liefert.
Bildung
In der Gemeinde gibt es drei Kindergärten,[8] einer davon in Wienerherberg, eine Volksschule und eine Neue Mittelschule.[9]
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat hat 23 Mitglieder.
- Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 1990 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 12 SPÖ, 4 ÖVP, 2 FPÖ, und 3 Sonstige.
- Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 1995 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 12 SPÖ, 4 ÖVP, 2 FPÖ, 2 KLS, und 1 BF.[10]
- Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2000 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 12 SPÖ, 5 ÖVP, 3 Bürgerliste, und 1 FPÖ.[11]
- Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2005 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 14 SPÖ, 7 ÖVP, und 2 Bürgerliste.[12]
- Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2010 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 16 SPÖ, 6 ÖVP, und 1 Bürgerliste.[13]
- Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2015 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 14 SPÖ, 4 Die Eber, 4 ÖVP, und 1 FPÖ.[14]
- Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2020 hat der Gemeinderat folgende Verteilung: 13 SPÖ, 6 Die Eber und 4 ÖVP.[15]
Bürgermeister
- 1965–1986 Stefan Steinle (SPÖ)
- 1986–2008 Ernst Wessely (SPÖ)
- seit 2008 Roman Stachelberger (SPÖ)[16]
Persönlichkeiten
- Söhne und Töchter der Gemeinde
- Mathias Winter (1732–1777), Mühlherr, Marmor-Gedenktafel an der Kanzel in der Kirche von Wienerherberg
- Carl Magnus Winter (1771–1827), Referent in Beethovens Vormundschaftsprozess für dessen Neffen Karl
- Maria Pereira, (1876–1916), Schriftstellerin
- Luise Helletsgruber (1901–1967), Opernsängerin
- Hubert Peterka (1908–1976), Bergsteiger und Autor
- Walter Skocik (* 1940), Fußballteamspieler und -trainer
- Udo Fischer (* 1952), Benediktinerpater
Literatur
- Franz Xaver Schweickhardt: Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens, durch umfassende Beschreibung aller Burgen, Schlösser, Herrschaften, Städte, Märkte, Dörfer, Rotten etc. etc., topographisch-statistisch-genealogisch-historisch bearbeitet und nach den bestehenden vier Kreis-Vierteln [alphabetisch] gereiht. [Teil:] Viertel unterm Wienerwald. 7 von 34 Bänden. 1. Band: Achau bis Furth. Mechitaristen, Wien 1832, S. 214 (Ebergassing – Internet Archive – 2., ganz unveränderte Auflage).
Weblinks
- Ebergassing in der Datenbank Gedächtnis des Landes zur Geschichte des Landes Niederösterreich (Museum Niederösterreich)
- 30729 – Ebergassing. Gemeindedaten der Statistik Austria
- www.ebergassing.at, Homepage der Gemeinde
Einzelnachweise
- ↑ Ein Blick auf die Gemeinde Ebergassing, Fläche und Flächennutzung. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 19. November 2021.
- ↑ Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen, Regionalinformation, Stichtag 31. Dezember 2016, abgerufen am 19. Februar 2017
- ↑ Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2024 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2024), (ODS, 500 KB)
- ↑ Statistik Austria: Auflösungen bzw. Vereinigungen von Gemeinden ab 1945
- ↑ Erste urkundliche Nennungen Gramatneusiedls in vier Urkunden, ausgestellt von Ulrich von Hoeft, seit 1092 Bischof von Passau ( vom 13. Dezember 2013 im Internet Archive)
- ↑ Constantin von Wurzbach: Habsburg, Ferdinand II.. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 6. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1860, S. 184–188 (Digitalisat).
- ↑ Adressbuch von Österreich für Industrie, Handel, Gewerbe und Landwirtschaft, Herold Vereinigte Anzeigen-Gesellschaft, 12. Ausgabe, Wien 1938 PDF, Seite 228
- ↑ Kindergärten in NÖ. NÖ Landesregierung, abgerufen am 5. Oktober 2020.
- ↑ Schulensuche auf Schulen online, abgerufen am 6. September 2020
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 1995 in Ebergassing. Amt der NÖ Landesregierung, 30. März 2000, abgerufen am 1. Juli 2019.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2000 in Ebergassing. Amt der NÖ Landesregierung, 4. Februar 2005, abgerufen am 1. Juli 2019.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2005 in Ebergassing. Amt der NÖ Landesregierung, 4. März 2005, abgerufen am 1. Juli 2019.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2010 in Ebergassing. Amt der NÖ Landesregierung, 8. Oktober 2010, abgerufen am 1. Juli 2019.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2015 in Ebergassing. Amt der NÖ Landesregierung, 1. Dezember 2015, abgerufen am 1. Juli 2019.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2020 in Ebergassing. Amt der NÖ Landesregierung, 26. Januar 2020, abgerufen am 1. März 2020.
- ↑ Bürgermeister. Gemeinde Ebergassing, abgerufen am 19. November 2021 (österreichisches Deutsch).