Die Deutschvölkische Partei (DvP) war eine völkisch-rassistische und antisemitische Partei zur Zeit des Deutschen Kaiserreiches und bestand von 1914 bis 1918. Vorsitzende waren Wilhelm Lattmann (1914–1915) und Ferdinand Werner (1915–1918). Generalsekretär war Johannes Henningsen.
Parteigeschichte
Die Partei entstand 1914 aus zwei antisemitischen Splitterparteien, der 1889 gegründeten Deutschsozialen Partei und der 1890 gegründeten Deutschen Reformpartei und im Gründungsjahr hatte sie etwa 14.000 Mitglieder.[1] Sie verstand sich als „parlamentspolitische Kampftruppe“ der vorwiegend außerparlamentarischen völkischen Bewegung. Ihre Agitation war vorwiegend antisemitisch und ging von der „Rassen-Erkenntnis“ als ausschlaggebendem Faktor „rassendeutscher Politik“ aus. Ihre Anhänger sahen die völkische als Erbin der antisemitischen Bewegung und versuchten, deren alte Parteilager zusammenzuführen und parteipolitisch zu mobilisieren. Sie benutzten als Symbol den Hammer Thors, welcher vor dem Ersten Weltkrieg neben dem Hakenkreuz als bedeutendstes völkisches Symbol galt. Seit Anfang 1917 bediente sich die Partei auch des Hakenkreuzes als Symbol, etwa auf dem Titelblatt ihres Parteiorgans Deutschvölkische Blätter. Aufgrund der antisemitischen Einstellung vertrat die Deutschvölkische Partei die Meinung, dass alles „Fremde“ und „Widervölkische“ aus Deutschland entfernt werden sollte. Für sie galt die „Deutschblütigkeit“, die deutsche Abstammung und Erbanlage, so dass alles „undeutsche“ bekämpft werden müsse.
Politisch vertrat die Partei expansionistische Kriegsziele und sprach sich für weitreichende Annexionen aus. Ziel war wie bei anderen rechten Organisationen die hegemoniale Stellung Deutschlands in Europa. Innenpolitisch verlangten sie die Ausweisung der jüdischen Bevölkerung und ein Ende jeder Einwanderung aus Osteuropa. Im Verlauf des Krieges wurde ihre Propaganda immer radikaler. Ihr Vorsitzender Ferdinand Werner versuchte mit Eingaben die Behörden für ein Vorgehen gegen angebliche „jüdische Kriegsgewinnler“ und „jüdische Drückeberger“ zu mobilisieren. Die Partei hatte damit teilweise Erfolg, da im Oktober 1916 die Armee eine „Judenzählung“ durchführte, die belegen sollte, dass sich die jüdische Bevölkerung nicht ausreichend an den Kriegsanstrengungen beteiligte. Das Ergebnis der Untersuchung belegte das Gegenteil, und daher wurde die Studie nicht veröffentlicht.
Im Reichstag verfügte die Partei über fünf Abgeordnete. Diese schlossen sich 1916 mit der Freikonservativen Partei und der Christlich-Sozialen Arbeiterpartei zur „Deutschen Fraktion“ zusammen. Auch in der zweiten Hälfte des Krieges hielt die Partei an der Forderung nach einem sogenannten „Siegfrieden“ fest und lehnte die Friedensresolution von 1917 ab.
Im Zuge der Novemberrevolution löste sich die Partei schließlich 1918 auf. Der größere Teil der Mitglieder schloss sich der DNVP an. Der Reichsverband, später in den Deutschvölkischen Bund umgewandelt, blieb jedoch zusammen mit seinen Zeitungen bestehen, bis der Deutschvölkische Bund am 1. Oktober 1919 mit dem Deutschen Schutz- und Trutzbund zum Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund fusionierte.
Literatur
- Uwe Puschner: Die völkische Bewegung im wilhelminischen Kaiserreich. Sprache – Rasse – Religion. Darmstadt 2001, ISBN 3-534-15052-X.
- Uwe Lohalm: Deuschvölkische Partei. In: Handbuch des Antisemitismus. Hrsg. von Wolfgang Benz, Bd. 5: Organisationen, Institutionen, Bewegungen. De Gruyter Saur, Berlin/Boston 2012, S. 206–209, ISBN 978-3-598-24078-2.
Weblinks
- Johannes Leicht: Deutschvölkische Partei (DvP) 1914-1918 auf LeMO
Einzelnachweise
- ↑ Uwe Puschner: Die völkische Bewegung im wilhelminischen Kaiserreich. Sprache – Rasse – Religion, Darmstadt 2001, S. 387.