Das Sgraffito stellt die legendäre Widnauer Weihnachtsgeschichte des Stäckaborawybli dar. Derzufolge lebte eine uralte, fromme Edeldame oberhalb am Berg in Hohenems. Sonntags besuchte sie jeweils die Messe in Lustenau. Der Weg, auf dem sie ins Tal zu schreiten pflegte, heisst Steckenweg, was der Edelfrau den Übernamen Steckenwybli (Steckenweiblein) bzw. Stäckaborawybli eintrug. Das Stäckaborawybli habe der Pfarrkirche Lustenau die erste Glocke geschenkt, mit der seither jeweils eine Stunde vor Beginn des Weihnachtsgottesdienstes geläutet wird. Auch nach der kirchlichen Trennung von Hohenems und Lustenau besuchte das Stäckaborawybli den Weihnachtsgottesdienst in Lustenau - unter den Klängen des von ihr geschenkten Glöckleins. Als man einmal an Weihnachten vergeblich dem Stäckaborawybli läutete, fand man es tot. Gleichzeitig läutete wie von Geisterhand bewegt ihr Glöcklein.
Wenn jeweils in Widnau die kleine Glocke eine Stunde vor der Weihnachtsmesse läutet, erzählt man den Kindern die Legende von der frommen Edeldame, die auf einem Hirsch reitend und von einem Engel begleitet unterwegs zum Gottesdienst sei.
Albert Wider summiert narrativ die Hauptelemente der Geschichte: die auf einem Hirsch reitende Dame, die läutende Glocke, den Weihnachtsbaum, Tiere im Schnee, Schloss Glopper, Tag und Nacht. Der Künstler erweitert seine Gestaltung aber auch mit Märchenfiguren (Froschkönig, Zwerge) und lokalen Reminiszenzen (Rhein). Die Darstellung ist einfühlsam auf die Stufe von Vorschulkinder transformiert und weist in der Motivik beinah kindliche Züge auf.
Johannes Huber: Albert Wider Bildhauer und seine Zeit. Leben, Werk, Botschaft. Hrsg. v. Verein Albert Wider, Bildhauer, Widnau und Verein für die Geschichte des Rheintals. Altstätten, Widnau, 2016, ISBN: 978-3-033-05262-8, S. 264–267, 281
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