| Strukturformel | ||||||||||||||||||||||
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Strukturformel ohne Stereochemie | ||||||||||||||||||||||
| Allgemeines | ||||||||||||||||||||||
| Freiname | Cypermethrin | |||||||||||||||||||||
| Andere Namen |
(R,S)-α-Cyano-3-phenoxybenzyl-(1RS)-cis,trans-3-(2,2-dichlorvinyl)-2,2-dimethylcyclopropan-carboxylat | |||||||||||||||||||||
| Summenformel | C22H19Cl2NO3 | |||||||||||||||||||||
| Externe Identifikatoren/Datenbanken | ||||||||||||||||||||||
| ||||||||||||||||||||||
| Arzneistoffangaben | ||||||||||||||||||||||
| ATC-Code | ||||||||||||||||||||||
| Wirkstoffklasse | ||||||||||||||||||||||
| Wirkmechanismus |
Ăffnung der Na+-KanĂ€le | |||||||||||||||||||||
| Eigenschaften | ||||||||||||||||||||||
| Molare Masse | 416,30 g·molâ1 | |||||||||||||||||||||
| Aggregatzustand |
fest[1] | |||||||||||||||||||||
| Dichte |
1,25 g·cmâ3 (20 °C)[2] | |||||||||||||||||||||
| Schmelzpunkt | ||||||||||||||||||||||
| Siedepunkt |
170â195 °C[3] | |||||||||||||||||||||
| Löslichkeit |
schwer in Wasser (1 mg·lâ1 bei 20 °C)[2] | |||||||||||||||||||||
| Sicherheitshinweise | ||||||||||||||||||||||
| ||||||||||||||||||||||
| Toxikologische Daten | ||||||||||||||||||||||
| Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0âŻÂ°C, 1000 hPa). | ||||||||||||||||||||||
Cypermethrin ist ein Insektizid aus der Gruppe der Pyrethroide. Es wird als Isomerengemisch eingesetzt.
Es wurde von der Gruppe von Michael Elliott (Rothamsted Research) entwickelt und ist ein Typ-II-Pyrethroid.
Stereochemie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Cypermethrin enthÀlt drei Stereozentren und besteht damit aus acht Stereoisomeren. Beim technischen Produkt handelt es sich um ein Gemisch der (R,R,R)-, (R,R,S)-, (S,R,S)-, (R,S,S)-, (R,S,S)-, (S,R,S)-, (S,S,R)- und (S,S,S)-Form.[5]
Wirkungsweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Cypermethrin ist ein Kontaktgift und hat auĂerdem eine insektenabwehrende (Repellent) Wirkung. Es wird entweder in Form prĂ€parierter Ohrmarken (hier ĂŒberwiegt der Repellenteffekt) oder als Aufguss verabreicht. Binnen einiger Stunden verteilt es sich auf dem Körper des Tieres ĂŒber SchweiĂ und Talg.
Insekten nehmen Cypermethrin ĂŒber die KörperoberflĂ€che auf, worauf es sich im ganzen Insektenkörper verteilt. Es ist ein Nervengift und fĂŒhrt dazu, dass sich die Na+-KanĂ€le der Nervenzellen nicht mehr schlieĂen. Na+-Ionen strömen ungehindert in das Zellinnere hinein und es kommt zu unkontrollierbaren Nervenimpulsen. Dies fĂŒhrt zunĂ€chst zu ErregungszustĂ€nden mit KrĂ€mpfen, dann zu Koordinationsstörungen und schlieĂlich zu einer LĂ€hmung. Das Insekt ist innerhalb weniger Minuten bewegungsunfĂ€hig, man spricht von einem âKnock-Down-Effektâ. Der Repellenteffekt beruht auf einer Reizung taktiler Elemente in den ExtremitĂ€ten (âFuĂ-RĂŒckzieh-Effektâ) der Arthropoden.
Der Tod tritt erst nach einiger Zeit ein. Zecken werden innerhalb von zwei Tagen abgetötet. Die Wirkung von Cypermethrin hÀlt 2 Wochen bis 5 Monate an.
Bei nicht ausreichender Dosis können viele der betroffenen Insekten Cypermethrin enzymatisch (Entgiftungsesterasen und mixed function oxidases) abbauen. Durch Zusatz von Synergisten wie Piperonylbutoxid kann der enzymatische Abbau verhindert werden.
Einsatzgebiete
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Tiermedizin: Cypermethrin wird zur Abwehr und BekĂ€mpfung von stechenden, beiĂenden und saugend-leckenden Insekten eingesetzt. Bei WiederkĂ€uern ist der Wirkstoff gegen Zecken, Weidestechfliegen (Haematobia ssp.), Kopffliegen (Musca autumnalis), Bremsen, LĂ€use und Haarlinge, bei Schweinen und Pferden gegen LĂ€use und beim GeflĂŒgel gegen Federlinge, Trichostrongylus, Vogelmilben und Flöhe wirksam. Bei Fischen kann Cypermethrin als Meerwasserbad eingesetzt werden. Nach der Verordnung (EWG) Nr. 2377/90 ĂŒber Höchstmengen fĂŒr TierarzneimittelrĂŒckstĂ€nde in Nahrungsmitteln ist der Wirkstoff fĂŒr WiederkĂ€uer und Forellenfische in Anhang I zugelassen. Der zulĂ€ssige RĂŒckstandshöchstwert in Fleisch betrĂ€gt bei WiederkĂ€uern 20 ”g/kg, bei Forellen 50 ”g/kg.
Holzschutz: In der Holzschutzmittelindustrie wird Cypermethrin als Biozid in bekÀmpfend und vorbeugend wirksamen Holzschutzmitteln verwendet, seit dem 3. Oktober 2013 auch in erneuter Zulassung[6] als alter Wirkstoff unter der Biozid-Produkte-Richtlinie 98/8/EG bzw. in deren Erneuerung, der Verordnung (EU) Nr. 528/2012 (Biozid-Verordnung).[7]
Ackerbau: Als Wirkstoff in Pflanzenschutzmitteln ist Cypermethrin in der EuropĂ€ischen Union zugelassen. In Deutschland und Ăsterreich werden Cypermethrin-haltige PrĂ€parate in der Forstwirtschaft sowie beim Acker- und GemĂŒsebau eingesetzt. In der Schweiz sind zudem auch PrĂ€parate fĂŒr den Einsatz im Hausgarten erhĂ€ltlich.[8] Wird geschlagenes Holz im Wald gelagert, wird es oft mit Cypermethrin behandelt. Dies auch in FSC-zertifizierten WĂ€ldern.[9][10] In der Schweiz mĂŒssen Pflanzenschutzmittel mit dem Wirkstoff Cypermethrin nach Möglichkeit ersetzt werden, um das Risiko fĂŒr Mensch, Tier und Umwelt zu senken.[11]
Privatverbraucher und professionelle SchĂ€dlingsbekĂ€mpfung: Cypermethrin ist oft in Kombination mit anderen Pyrethroiden in Haushalt-Insektiziden enthalten sowie im Rahmen der professionellen SchĂ€dlingsbekĂ€mpfung eingesetzt. Wie alle Pyrethroide ist auch Cypermethrin langlebig und bestĂ€ndig gegen Reinigungen. In Haushalten kann Cypermethrin ĂŒber Jahre verbleiben, da die Abbaurate im Vergleich zur freien Natur, etwa im Ackerbau, deutlich lĂ€nger ist. Anbieter postulieren eine Wirkdauer der Mittel von 6â18 Wochen, die jedoch als zu kurz bemessen gelten muss. Durch wiederholte Anwendung kann es langfristig in geschlossenen Bereichen zu deutlich erhöhten Konzentrationen kommen.[12][13] Cypermethrin sammelt sich auch bei einmaligem Einsatz an besprĂŒhten FlĂ€chen im Hausstaub und verteilt sich somit auch auf nicht behandelte FlĂ€chen (Quer-Kontamination). Da Cypermethrin fast nicht wasserlöslich ist, kann es nur mit Tensiden und hohem mechanischem Aufwand entfernt werden, wobei ein Erfolg der Dekontamination zudem stark von der PorositĂ€t der OberflĂ€chen (bspw. glatte Fliesen vs. Fugen, Silikon oder Holz) abhĂ€ngt und es wesentlich ist, dass eine besprĂŒhte FlĂ€che das Mittel nicht aufsaugen und damit speichern kann (dies gilt im Ăbrigen fĂŒr alle Pyrethroide).[14]
Handelsnamen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Landwirtschaft:
- Fastac Forst
- Cymbush[15]
Tiermedizin:
- Ektomin 100 EC ad us. vet.
- Flectron (KombinationsprÀparat mit Permethrin)
Cypermethrin gibt es auch als freiverkÀufliches Insektizid zur BekÀmpfung von Ameisen und Schaben sowie anderen Insekten (Ardap Konzentrat, Bertram Schabengel, Compo-Ameisen-Spray, Contra Insect Plus, Detia-Degesch Schaben-Gel, Fastac, Fendona, Nexa Lotte Ultra, Raid Ameisen-Spray, Ripcord, Tenopa).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eintrag zu Cypermethrin bei Vetpharm
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- â a b c Eintrag zu Cypermethrin. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 11. November 2014.
- â a b c d e f g h Eintrag zu Cypermethrin cis/trans ± 40/60 in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 20. Januar 2022. (JavaScript erforderlich)
- â EuropĂ€isches Arzneibuch 10.0. Deutscher Apotheker Verlag, 2020, ISBN 978-3-7692-7515-5, S. 748.
- â Eintrag zu α-cyano-3-phenoxybenzyl 3-(2,2-dichlorovinyl)-2,2-dimethylcyclopropanecarboxylate in der Datenbank ECHA CHEM der EuropĂ€ischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 1. Februar 2016. Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
- â Cypermethrin. Pesticide Information Profiles. In: Extension Toxicology Network (EXTOXNET). Oregon State University, Juni 1996, abgerufen am 9. Dezember 2019.
- â DurchfĂŒhrungsverordnung (EU) Nr. 945/2013 der Kommission vom 2. Oktober 2013 zur Genehmigung von Cypermethrin als alten Wirkstoff zur Verwendung in Biozidprodukten der Produktart 8.
- â Verordnung (EU) Nr. 528/2012 des EuropĂ€ischen Parlaments und des Rates vom 22. Mai 2012 ĂŒber die Bereitstellung auf dem Markt und die Verwendung von Biozidprodukten.
- â Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit der EuropĂ€ischen Kommission: Eintrag zu Cypermethrin in der EU-Pestiziddatenbank; Eintrag in den nationalen Pflanzenschutzmittelverzeichnissen der Schweiz, Ăsterreichs (Eingabe von âCypermethrinâ im Feld âWirkstoffâ) und Deutschlands, abgerufen am 20. MĂ€rz 2016.
- â Stefanie Wermelinger: Im Schweizer Wald wird hochgiftiges Insektizid gespritzt. In: naturschutz.ch. 8. April 2019, abgerufen am 2. Mai 2019.
- â Hannes Weber: Im ZĂŒrcher Wald wird viel mehr Gift verspritzt. In: tagesanzeiger.ch. 10. Mai 2019, abgerufen am 9. September 2019.
- â Aktualisierung der genehmigten Wirkstoffe fĂŒr Pflanzenschutzmittel. In: admin.ch. Bundesamt fĂŒr Lebensmittelsicherheit und VeterinĂ€rwesen, 1. Juli 2022, abgerufen am 4. Juli 2022.
- â SchĂ€dlingsbekĂ€mpfung in Haus und Garten. Fachtagung SchĂ€dlingsbekĂ€mpfung in Haus und Garten am 7. Juli 2005 in Augsburg. Bayerisches Landesamt fĂŒr Umweltschutz, 7. Juli 2005, abgerufen im Jahr 2020.
- â Studie zu Insektizid Konzentrationen. Abgerufen im Jahr 2005.
- â Dekontaminsation Insektizide. Abgerufen im Jahr 2009.
- â headlice.org: Signs and Symptoms of Pesticide Poisoning
- ATC-P03
- ATC-Q
- GefÀhrlicher Stoff mit harmonisierter Einstufung (CLP-Verordnung)
- Giftiger Stoff bei Verschlucken
- GesundheitsschÀdlicher Stoff bei Einatmen
- Hautreizender Stoff
- Sensibilisierender Stoff
- Atemwegsreizender Stoff
- GesundheitsschÀdlicher Stoff (OrganschÀden)
- UmweltgefÀhrlicher Stoff (chronisch wassergefÀhrdend)
- Insektizid
- Repellent
- Pflanzenschutzmittel (Wirkstoff)
- Arzneistoff
- Chloralken
- Phenylacetonitril
- Diphenylether
- CyclopropancarbonsÀureester
- Pyrethroid
- Alpha-oxygeniertes Nitril
- DimethylvinylcyclopropancarbonsÀureverbindung
