Centonisation, (von lat. cento ‚Flickwerk‘) ist die Bezeichnung für ein musikalisches Kompositionsverfahren, bei der eine Melodie aus bekannten melodischen Formeln oder Versatzstücken bereits vorhandener Melodien zusammengefügt wird. Die Cento-Technik gilt als grundlegend für Teile des Repertoires des Gregorianischen Chorals[1] wie auch des byzantinischen Gesangs der Ostkirche[2].
Die Centonisation beschränkt sich nicht nur auf die Melodik, sondern auch auf die Textierung liturgischer Gesänge, analog zum literaturwissenschaftlichen Begriff Cento. Die Kompilation von Texten aus unterschiedlichen Quellen, insbesondere von Bibelversen, die im Original nicht unmittelbar aufeinanderfolgen oder aus verschiedenen Büchern der Bibel stammen, war im Mittelalter allgemein üblich.[3]
Im engeren Sinn wird die Bezeichnung für gregorianische Melodien verwendet, deren Teilabschnitte unterschiedlichen Modi angehören. Centonisation in diesem Sinn gehört neben der Modulation zu den Techniken, in denen sich zeigt, dass sich gregorianische Gesänge in das theoretisch geschlossene System der Tonarten oft nicht eindeutig einordnen lassen.[4]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Carl Dahlhaus: Melodie (Abschnitt D.IV.: Choral). In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Sachteil, Band 6 (Meißen – Musique concrete). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 1997, ISBN 3-7618-1107-1, Sp. 53–54
- ↑ Stefan Engels: Liturgische Gesänge der byzantinischen Kirche. In: www.plus.ac.at. Universität Salzburg, 2021, S. 9, abgerufen am 11. November 2025.
- ↑ Emmanuela Kohlhaas: Musik und Sprache im gregorianischen Gesang (= Beihefte zum Archiv für Musikwissenschaft. Nr. 49). Steiner, Stuttgart 2001, ISBN 978-3-515-07876-4, S. 51 (google.de [abgerufen am 14. November 2025]).
- ↑ Stefan Klöckner: Handbuch Gregorianik: Einführung in Geschichte, Theorie und Praxis des Gregorianischen Chorals. ConBrio, Regensburg 2018, ISBN 978-3-940768-04-9, S. 78.
