Stadtgemeinde Bilma | ||
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Koordinaten | 18° 41′ N, 12° 55′ O | |
Basisdaten | ||
Staat | Niger | |
Region | Agadez | |
Departement | Bilma | |
ISO 3166-2 | NE-1 | |
Höhe | 358 m | |
Einwohner | 4409 (2012) |
Bilma [tuareg-berberisch Bălma)[1] ist eine Stadtgemeinde und der Hauptort des gleichnamigen Departements Bilma in Niger.
] (aufGeographie
Lage und Gliederung
Die Gemeinde Bilma liegt im Osten des Landes und grenzt an den Nachbarstaat Tschad. Die Nachbargemeinden sind Dirkou im Norden, N’Gourti im Süden und Fachi im Westen.[2] Durch Bilma verläuft das Kaouar-Tal in der Wüste Ténéré.
Es gibt drei Siedlungen in der Gemeinde:[3] den Hauptort Bilma[4] sowie die Dörfer Aguer und Zobaba.[3]
Klima
Die synoptische Wetterstation im Hauptort liegt auf 355 m Höhe und wurde 1922 in Betrieb genommen.[5]
Bilma | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Bilma
Quelle: wetterkontor.de
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Geschichte
Der Berg Silemi östlich des Hauptorts ist ein archäologischer Fundort der altsteinzeitlichen Acheuléen-Kultur.[6]
Die britischen Afrikaforscher Hugh Clapperton, Dixon Denham und Walter Oudney erreichten die Oase, von Tripolis kommend, am 12. Januar 1823.[7] Der deutsche Afrikaforscher Heinrich Barth hielt sich im Jahr 1855 hier auf und schilderte die Salzproduktion in Bilma.[8] Der deutsche Afrikaforscher Gerhard Rohlfs besuchte die Oase im Jahr 1866 und beschrieb ebenfalls die Bedeutung der Salzwirtschaft für den Ort.[9][10]
Im Jahr 1907 wurde im französischen Militärterritorium Niger ein Kreis Bilma geschaffen. Dessen Hauptort war jedoch nicht die Oase Bilma, sondern N’Guigmi am Tschadsee. Erst 1911 wurden im Zuge einer Verwaltungsreform, bei der das Militärterritorium in sechs Kreise eingeteilt wurde, sowohl N’Guigmi als auch Bilma zu Hauptorten von jeweils nach ihnen benannten Kreisen.[11]
Im August 2006 war Bilma von einer Flutkatastrophe betroffen, die von den stärksten Regenfällen in der Stadt seit Beginn der Aufzeichnungen 1923 verursacht wurde. Mehr als 1194 Wohnungen wurden zerstört und 4369 Menschen obdachlos. Für die in behelfsmäßigen Unterkünften untergebrachten Menschen erschwerte sich die Lage in den darauffolgenden Monaten durch extreme Temperaturunterschiede.[12]
Bevölkerung
Bei der Volkszählung 2012 hatte die Stadtgemeinde 4409 Einwohner, die in 801 Haushalten lebten.[3] Bei der Volkszählung 2001 betrug die Einwohnerzahl 4078 in 815 Haushalten.[13]
Im Hauptort lebten bei der Volkszählung 2012 4016 Einwohner in 713 Haushalten,[3] bei der Volkszählung 2001 3793 in 752 Haushalten[13] und bei der Volkszählung 1988 2421 in 655 Haushalten.[14] Bei der Volkszählung 1977 waren es 1720 Einwohner.[15]
Die Bevölkerung gehört überwiegend den Volksgruppen Kanuri und Tubu an. Die in der Gemeinde verbreiteten Sprachen sind die Kanuri-Varietät Bilma-Kanuri, die Tubu-Sprache Tedaga sowie Libysch-Arabisch.[16]
Politik und Justiz
Der Gemeinderat (conseil municipal) hat 11 Mitglieder. Mit den Kommunalwahlen 2020 sind die Sitze im Gemeinderat wie folgt verteilt: 4 PNDS-Tarayya, 4 PSD-Bassira, 1 MNSD-Nassara, 1 MPR-Jamhuriya und 1 RDP-Jama’a.[17]
Jeweils ein traditioneller Ortsvorsteher (chef traditionnel) steht an der Spitze der drei Dörfer in der Gemeinde.[3]
Die Stadt ist der Sitz eines Tribunal d’Instance, eines der landesweit 30 Zivilgerichte, die unterhalb der zehn Zivilgerichte der ersten Instanz (Tribunal de Grande Instance) stehen.[18] Die Haftanstalt Bilma hat eine Aufnahmekapazität von 50 Insassen.[19]
Wirtschaft und Infrastruktur
Die kleine Stadt lebt von Oasenwirtschaft, vorwiegend von Dattelpalmen, und der Salzherstellung, die seit dem 15. Jahrhundert hier betrieben wird. Die Salinen von Kalala befinden sich etwa drei Kilometer nordwestlich des Ortszentrums. Zwischen der Oase und den Salinen lagern oft zu Tausenden die Dromedare der Sahara-Salzkarawanen, die im Transsaharahandel von Bilma aus entlang der Bornustraße nach Süden verkehren. Die Bornustraße ist die Verbindung von Tripolis durch den Fessan und die Große Sandwüste von Bilma bis zum Tschad-See. Die heutige Hauptroute des Karawanenhandels verläuft allerdings schon seit langem in Ost-West-Richtung und führt nach Agadez und in das Aïr-Gebirge. Das staatliche Versorgungszentrum für landwirtschaftliche Betriebsmittel und Materialien (CAIMA) unterhält eine Verkaufsstelle in der Stadt.[20]
Bilma ist Sitz eines Militärpostens. Auch Zoll- und Polizeidienststellen sowie eine Post sind vorhanden. Eine Infrastruktur für den Tourismus, zum Beispiel Hotels, existiert noch nicht. Nach dem Stand von 2003 stehen lediglich ein paar bescheidene Lebensmittelläden, eine Bar und ein Restaurant zur Verfügung.
Im Hauptort sind ein Distriktkrankenhaus und ein Gesundheitszentrum des Typs Centre de Santé Intégré (CSI) vorhanden.[21] Allgemein bildende Schulen der Sekundarstufe sind der CEG FA Bilma als Collège d’Enseignement Général Franco-Arabe (CEG FA) mit Fokus auf die arabische zusätzlich zur französischen Sprache und der CES Kantana als Collège d’Enseignement Secondaire (CES).[22] Der Collège d’Enseignement Technique de Bilma (CET Bilma) ist eine technische Fachschule.[23] Das Berufsausbildungszentrum Centre de Formation aux Métiers de Bilma (CFM Bilma) bietet Lehrgänge in Land-, Forst- und Weidewirtschaft, Elektrik und Schneiderei an.[24]
Der Hauptort ist eine Oase mit zahlreichen flachen kleineren Seen und dorthin führenden Bachläufen. Zahlreiche Fische tummeln sich in den Gewässern. Das war nicht immer so. Erst moderne Technik machte es möglich, denn man hat inzwischen mehrere Brunnen gebohrt, aus denen durch artesischen Druck Wasser sprudelt. Im Ort befinden sich einige Wasserzapfstellen, der überschüssige Rest fließt in die erwähnten Bäche und Teiche. Dies ist ein Phänomen im gesamten Kaouar-Tal: Salzwasser und Süßwasser drängen in geringen Abständen nach oben. Durch eine komplexe Bruchtektonik in diesem Teil der Ténéré-Wüste dringt Wasser aus großen Tiefen durch artesischen Druck in schrägliegende Gesteinsschichten. Dort, wo es salzhaltige Schichten aus der Kreidezeit durchströmt, gelangt es als Kochsalzlösung an die Oberfläche und dient nach starker Reduzierung durch Verdunstung der Salzherstellung. Ansonsten nutzen die Dattelpalmen das Grundwasser und benötigen deshalb keine zusätzliche Bewässerung.
Persönlichkeiten
- Chékou Koré Lawel (* 1957), General
- Fadjimata Sidibé (* 1955), Pädagogin, Diplomatin und Politikerin
Literatur
- René Chudeau: Le cercle de Bilma. In: Géographie. Band 21, Nr. 4, April 1910, S. 264–266 (französisch).
- Alissa Descotes-Toyosaki: Une femme au Ténéré avec la « caravane du sel » de Fachi-Bilma. In: Le Saharien. Nr. 194, 2010, S. 14–47 (französisch).
- Louis Desplagnes: Les oasis de la région de Bilma. In: Bulletin de la Société de Géographie de l’AOF. Band 2, Nr. 30, 1903, S. 608–656; 740–794 (französisch).
- Louis Desplagnes: Notes sur Bilma et les oasis environnants. In: Revue Coloniale. Band 7, Nr. 51, 1907, S. 361–386 (französisch).
- Boubakar Sadik Kiari: Analyse des systèmes d’irrigation traditionnelle dans les oasis du Kawar: cas de la commune urbaine de Bilma. Mémoire de DEA-Géographie. Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2009 (französisch).
- Knut S. Vikør: The oasis of salt. The history of Kawar, a Saharan centre of salt production. Centre for Middle Eastern and Islamic Studies, Bergen 1999 (englisch).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Karl-G. Prasse, Ghoubeïd Alojaly, Ghabdouane Mohamed: Dictionnaire Touareg. Français (Niger): M–Ž. Museum Tasculanum Press, Kopenhagen 2003, ISBN 87-7289-844-5, S. 705 (französisch).
- ↑ Carte de référence: Niger – Région de Agadez. (PDF) REACH, 21. März 2018, abgerufen am 28. März 2021 (französisch).
- ↑ a b c d e Répertoire National des Localités (ReNaLoc). (RAR) Institut National de la Statistique de la République du Niger, Juli 2014, S. 7, abgerufen am 7. August 2015 (französisch).
- ↑ Loi n° 2002-014 du 11 Juin 2002 portant création des communes et fixant le nom de leurs chefs-lieux. République du Niger, 11. Juni 2002.
- ↑ Evaluation Hydrologique de l’Afrique Sub-Saharienne. Pays de l’Afrique de l'Ouest. Rapport de Pays: Niger. Mott MacDonald International / BCEOM / SOGREAH / ORSTOM, Cambridge / Montpellier / Grenoble August 1992, Annexe E: Liste des postes pluviométriques, S. 6 (horizon.documentation.ird.fr [PDF; abgerufen am 16. März 2022]).
- ↑ Boubé Gado, Abdoulaye Maga, Oumarou Amadou Idé: Rappel sur les faits préhistoriques et historiques de la zone Nord du Niger. In: Mamadou Moustapha Niang, Boubé Nagando, Seyni Seidou, Elizabeth Wangari (Hrsg.): Les pillages des sites culturels et naturels au Niger. UNESCO, Paris 2001, S. 105.
- ↑ Dixon Denham, Hugh Clapperton, Walter Oudney: Narrative of Travels and Discoveries in Northern and Central Africa. In the Years 1822, 1823, and 1824. 3. Auflage. Vol. 1. John Murray, London 1828, S. 148.
- ↑ Heinrich Barth: Reisen und Entdeckungen in Nord- und Central-Afrika in den Jahren 1849 bis 1855. Zweiter Band. Justus Perthes, Gotha 1860, S. 444.
- ↑ Gerhard Rohlfs: Quer durch Afrika: Kauar und die Tebu im Projekt Gutenberg-DE
- ↑ Gerhard Rohlfs: Quer durch Afrika. K. Thienemanns Verlag, Stuttgart/Wien 1984, ISBN 3-522-60580-2, Kap. 9 (Erstausgabe: 1874).
- ↑ Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 236.
- ↑ Niger: Harsh Weather in Bilma DREF Operation No. MDRNE001 Final Report. IFRC, 13. Juni 2008, abgerufen am 5. Februar 2021 (englisch).
- ↑ a b Répertoire National des Communes (RENACOM). (RAR-Datei) Institut National de la Statistique, abgerufen am 8. November 2010 (französisch).
- ↑ Recensement Général de la Population 1988: Répertoire National des Villages du Niger. Bureau Central de Recensement, Ministère du Plan, République du Niger, Niamey März 1991, S. 38 (web.archive.org [PDF; abgerufen am 4. Mai 2019]).
- ↑ Recensement général de la population 1977. Résultats définitifs. Rapport d’Analyse. Direction de la Statistique et de l’Informatique, Ministère du Plan, République du Niger, Niamey Dezember 1985, S. 30 (odsef.fss.ulaval.ca [PDF; abgerufen am 28. März 2021]).
- ↑ Niger map. In: Ethnologue: Languages of the World. Seventeenth edition. 2013, abgerufen am 18. Juli 2013 (englisch).
- ↑ Résultats élections – Communales. Commission Électorale Nationale Indépendante, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 7. Januar 2021; abgerufen am 2. Januar 2021 (französisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Bachir Talfi: Note sur l’organisation judiciaire. Ministère de la Justice, archiviert vom am 27. September 2013; abgerufen am 14. Februar 2018 (französisch).
- ↑ Mission d’évaluation. Évaluation des besoins en personnel pénitentiaire et la conception d’une carte pénitentiaire. Rapport provisoire. (PDF) International Consulting Expertise (ICE), 30. Oktober 2019, S. 8, archiviert vom am 12. August 2021; abgerufen am 20. Januar 2022 (französisch).
- ↑ CAIMA. In: Béret Vert. Bulletin de Liaison et d’Information des Forces Armées Nigériennes. Nr. 17, Mai 2013, S. 28.
- ↑ Niger DSS. In: Systeme Nationale d’Information Sanitaire (SNIS). Ministère de la Santé Publique, République du Niger, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 8. Januar 2023; abgerufen am 10. November 2020 (französisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Niger – Recensement Scolaire 2008–2009, Enquête statistique. Dictionnaire des donnèes. Institut National de la Statistique de la République du Niger, 28. November 2013, ehemals im ; abgerufen am 10. November 2020 (französisch). (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) (nicht mehr online verfügbar)
- ↑ CET Agadez. Ministère des Enseignements Professionnels et Techniques, République du Niger, abgerufen am 18. November 2020 (französisch).
- ↑ CFM (Centre de Formation aux Métiers) Bilma. Ministère des Enseignements Professionnels et Techniques, République du Niger, abgerufen am 18. November 2020 (französisch).