Der Bildatlas Kunst in der DDR ist eine Online-Datenbank der zwischen 1945 und 1990 in der SBZ und der DDR entstandenen Malerei. Dokumentiert werden mehr als 20.000 Werke in 165 Sammlungen, die sich in Museen, Unternehmen, Sonderdepots und privaten Einrichtungen befinden. Ergänzt wird die Datenbank durch eine umfangreiche Materialsammlung zu dieser kunsthistorischen Epoche.
Verbundprojekt
Erarbeitet wurde der Bildatlas im Rahmen des Verbundprojekts „Bildatlas: Kunst in der DDR“, das vom 1. Mai 2009 bis zum 31. Oktober 2012 innerhalb des Programms „Übersetzungsfunktion der Geisteswissenschaften“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wurde. Ziel des Forschungsprojekts war es, „20 Jahre nach dem Mauerfall und der anschließend emotional geführten Debatte über den Umgang mit dem künstlerischen Erbe der DDR“ die unterschiedlichen Sammlungs- und Depotbestände mit Malerei aus der DDR zu erfassen, mit Angaben zur Provenienz zu dokumentieren und exemplarisch auszuwerten.[1][2]
Die heterogene Mischung aus musealen Eigenerwerbungen, staatlich finanzierten Ankäufen und kulturpolitisch intendierten „Übereignungen“ hatte bereits in der DDR zu lückenhaften Verzeichnissen geführt. Deshalb sollten auf der Basis von Archivrecherchen und Zeitzeugenbefragungen die „Wege der Bilder“ in die öffentlichen Sammlungen analysiert werden. Für eine künftige Erschließung und Nutzung der Werke sollten die Bestandsdaten der Museen und weiterer Sammlungen vernetzt werden.[3] Während der Projektlaufzeit fanden mehrere Tagungen statt.[1][4][5]
Projektpartner waren vier Institutionen:
- Technische Universität Dresden (Lehrstuhl für Soziologische Theorie, Theoriegeschichte und Kultursoziologie)
- Staatliche Kunstsammlungen Dresden (Galerie Neue Meister)
- Kunstarchiv Beeskow (ehemals „Sammlungs- und Dokumentationszentrum Kunst der DDR“)
- Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
Die internetbasierte Datenbank des Projekts macht die Forschungsergebnisse öffentlich zugänglich. Erfasst sind über 20.000 Werke, in einer Personendatenbank sind mehr als 2.500 in der SBZ/DDR tätige Künstlerinnen und Künstler aufgeführt. Aufgrund von Problemen mit Bildrechten konnte allerdings nur ein Teil der digitalisierten Werke online veröffentlicht werden.[6]
Die Ausstellung Abschied von Ikarus. Bildwelten in der DDR – neu gesehen vom 19. Oktober 2012 bis 3. Februar 2013 im Neuen Museum Weimar war die Abschlusspräsentation des Verbundprojekts.[7] In der von Paul Kaiser und Karl-Siegbert Rehberg zusammengestellten Ausstellung des Verbundprojekts und der Klassik Stiftung Weimar wurde die bislang umfangreichste Präsentation von DDR-Kunst realisiert und damit auch das Bild der Weimarer Ausstellung von 1999 revidiert.[8][9][10]
Literatur
- Karl-Siegbert Rehberg, Wolfgang Holler, Paul Kaiser (Hrsg.): Abschied von Ikarus. Bildwelten in DDR – neu gesehen. Begleitband zur Ausstellung im Neuen Museum Weimar, 19. Oktober 2012 bis 3. Februar 2013. Verbundprojekt Bildatlas: Kunst in der DDR / Klassik-Stiftung Weimar. König, Köln 2012, ISBN 978-3-86335-224-0
- Elize Bisanz, Marlene Heidel (Hrsg.): Bildgespenster: künstlerische Archive aus der DDR und ihre Rolle heute. Transcript, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-8376-2461-8
- Marlene Heidel: Bilder außer Plan: Kunst aus der DDR und das kollektive Gedächtnis. Lukas-Verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-86732-218-8
- Daniel Burckhardt, Matthias Speidel: Verbunddatenbank „Bildatlas: Kunst in der DDR“. In: Andreas Bienert (Hrsg.) u. a.: Elektronische Medien & Kunst, Kultur, Historie: Konferenzband; die 18. Berliner Veranstaltung der Internationalen EVA-Serie Electronic Imaging & the Visual Arts; 9.–11. November 2011 in den Staatlichen Museen zu Berlin am Kulturforum Potsdamer Platz. Ges. zur Förderung Angewandter Informatik, Berlin 2011, ISBN 978-3-942709-01-9, S. 75–81, doi:10.11588/arthistoricum.163.206
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b Bildatlas Kunst in der DDR. DDR-Depotkunst und Geschichtsvergegenwärtigung ( vom 15. Juli 2012 im Internet Archive), Projektbeschreibung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, April 2010
- ↑ Anna Littke und Anja Tack: Entstehungskontext und Ziel des Forschungsprojekts „Bildatlas“, Zeitgeschichte-online
- ↑ „Bildatlas: Kunst in der DDR“ ( vom 22. Mai 2016 im Internet Archive), Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam, 2011
- ↑ Rolf Lautenschläger: Eingelagerte DDR-Kunst: Der rote Pop aus dem Keller, Taz, 9. Dezember 2011
- ↑ Die andere Moderne? Bildwelten in der DDR – Perspektiven einer Neubewertung, bildatlastagung.wordpress.com, 24. September 2012
- ↑ Marlene Heidel: Bilder außer Plan: Kunst aus der DDR und das kollektive Gedächtnis. Lukas-Verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-86732-218-8, S. 42 f.
- ↑ Wolfgang Hirsch: DDR-Kunst in Thüringen: Im Gespräch mit Kurator Paul Kaiser, Thüringische Landeszeitung, 24. Oktober 2012
- ↑ Elize Bisanz, Marlene Heidel (Hrsg.): Bildgespenster: künstlerische Archive aus der DDR und ihre Rolle heute. Transcript, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-8376-2461-8, S. 154 f.
- ↑ Wolfgang Hirsch: Bildatlas DDR: Thüringer Museen präsentieren ostdeutsche Kunst, Thüringische Landeszeitung, 19. April 2012
- ↑ Julia Voss: DDR-Kunst Auch östlich der Grenze gab es Künstler, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24. Oktober 2012