Beyenbachs Metallwarenfabrik in Wiesbaden war eine von 1888 bis 1912 bestehende Fabrik zur Herstellung von Metallwaren, der eine Anstalt für Gravuren und Prägungen etwa von Medaillen angeschlossen war. Dem Unternehmen war zudem ein vor allem für den Export produzierender Kunstverlag für Ölfarbendrucke sowie Foto- und Chromolithographien angeschlossen, der auch Lichtdrucke und Bilderrahmen im Portfolio hatte.[1]
Geschichte
Ende des 19. Jahrhunderts übersiedelte der aus Lingelbach im Kreis Ziegenhain stammende Kaufmann Georg Beyenbach nach Wiesbaden, wo er anfangs seinen Wohnsitz in der Lehrstraße, später in der Röderstraße nahm.[1]
Am 25. Juli 1888 gründete er im Wiesbadener Dambachtal die damals sogenannte „Beyenbach's Metallwaarenfabrik, Gravier- und Präge-Anstalt ...“ Schon nach wenigen Jahren verlegte er den Sitz seiner Firma in die Kellerstraße 17, um auf dem erworbenen Grundstück seine Fabrik vergrößern zu können.[1]
Am 8. Februar 1902 eröffnete Rechtsanwalt Eck über das Vermögen von „Beyenbach's Metallwarenfabrik, Gravier- und Prägeanstalt“, Inhaber Georg Beyenbach ein Konkursverfahren.[2]
Spätestens um 1905 war die Firma in eine GmbH umgewandelt worden und firmierte unter neuer Adresse in „Bleidenstadt bei Wiesbaden“ als „Wiesbadener Metallwarenfabrik. Gravier- und Münzanstalt, G.m.b.H.“[3]
Nach kurzzeitigen Schwierigkeiten eröffnete Georg Beydenbach - nunmehr in der Wiesbadener Karlstraße - erneut eine mit einem auf den Export ausgerichtete Metallwarenfabrik, mit der er 1910 in die Goebenstraße 8 übersiedelte.[1]
Das Monogramm der Firma wechselte zeitweilig
- von einem B wie beispielsweise auf der silbernen Medaille „zur Erinnerung an den XV. Deutschen Feuerwehrtag Charlotten-Burg Juli 1898“ mit dem Bildnis des Friedrich, Großherzog von Baden[4]
- oder einem von einem Stab hochkant mittig durchlaufenen B mit einem die Flügel ausbreitenden Vogel darauf, wie auf der silbernen Verdienstmedaille während der (preußischen) Provinzial Gartenbau-Ausstellung 1902 in Hannover,[5] die auf den umseitig benannten C. Vogel, den Medailleur Carl Vogel verweist.[6]
Die Numismatische Gesellschaft zu Berlin vermerkte in ihren Kurzbiographien der Künstler-Medailleure und der privaten Prägeanstalten unter dem Stichwort Beyenbach, W.: „Prägeanstalt in Wiesbaden, gegründet und geleitet (bis 1907) von W. Beyenbach“.[7]
Zum Beyenbacher Angebot zählten unter anderem „Fest-, Jubiläums- und Ausstellungs-Medaillen in Relief- und Münzprägung“ auch Jetons, Bier-, Bade-, Konsum- und Schlüsselmarken, daneben Zink-Ornamente sowie Fass-Spundbleche und andere metallene Artikel mit Gravuren und Prägedrucken.[1]
Beyenbach wurde schließlich übernommen von Ferdinand Hoffstätter's Gravier- und Präge-Anstalt[8], Abzeichen und Medaillen-Münze, Bonn am Rhein (vorm. Wiesbadener Metallwarenfabrik, Bleidenstadt). Das Nachfolge-Unternehmen offerierte von dort aus neben Stempeln dann „Schützenorden, Fahnennägel, Vereinsabzeichen mit und ohne Email, Medaillen, Ketten und Kränze, echt und unecht“.[9]
1912 war die in Bleidenstadt ansässige „Wiesbadener Metallwarenfabrik, Gravier- und Münzanstalt GmbH“ erloschen.[10]
Weitere bekannte Werke (Auswahl)
- 1888: Jeton auf den 58sten Geburtstag des Kaisers von Österreich, Franz Joseph I.[11]
- 1888/1889: Erinnerungsmedaille Franz Xaver Gabelsberger (mit angeprägter Öse); Silber, Durchmesser 26 mm, Gewicht 6,9 Gramm[12]
- 1895: Medaille zur Einweihung des Viktoriastifts in Dahme/Mark[13]
- 1897: Medaille auf den Tod von Erzherzog Wilhelm Karl von Österreich[11]
- 1898: Medaille zum 50-jährigen Thronjubiläum des österreichischen Kaisers Franz Joseph I.[11]
- 1899: Die Medaille auf Goethe,[11] geschaffen von der „Wiesbadener Metallwarenfabrik, vormals Beyenbach“, wurde 1982 als Teil des Münzkabinetts in einer Ausstellung des Historischen Museums Frankfurt am Main gezeigt.[14] Ein weiteres Exemplar findet sich im Katalog des Kulturerbes von Italien.[15]
- 1899–1901: Beyenbach prägte mehrere Medaillen während des Zweiten Burenkrieges auf den Präsidenten von Südafrika, Paul Kruger.[11]
- Ludwig van Beethoven[11]
Siehe auch
Literatur
- Leonard Forrer (Bearb.): Beyenbach, W. (Germ.), in ders.: Biographical dictionary of medallists; coin-, gem-, and seal-engravers, mint-masters, &c., ancient and modern, with references to their works B.C. 500 - A.D. 1900 (Neudruck der überarbeiteten Neuauflage von 1904 in London von Spink & Son), A. H. Baldwins & Sons Ltd. London; A. G. van der Dussen b.v., Maastricht, ISBN 0-906919-04-5 und ISBN 90-70296-03-9, S. 183 Textarchiv – Internet Archive.
- Matthias Koch: Beyenbach - eine Wiesbadener Prägeanstalt, in: Münzen-Revue. Internationale Monatszeitschrift für Münzen-, Banknoten- und Wertpapier-Sammler. Münzbewertungen für Deutschland, Schweiz, Liechtenstein, Österreich. Heft 1 von 2007.
- Matthias C. Koch: Beyenbach – die Wiesbadener Prägeanstalt. Mit Anhang: „Der Medailleur Carl Vogel“. [o. O.; o. D.]
- Beyenbach, W. In: Ulrich Thieme, Felix Becker (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 3: Bassano–Bickham. Wilhelm Engelmann, Leipzig 1909, S. 564 (Textarchiv – Internet Archive – „moderner Medailleur in Wiesbaden. Fertigte bisher eine Anzahl von Gelegenheitsmedaillen.“).
- Beyenbach, W. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Band 19, S. 329 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe „dt. Medailleur in Wiesbaden, sign. 1896 eine Denkmünze auf die Einweihung des Kaiser-Wilhelm-Denkmals und die 25. Wiederkehr des Frankfurter Friedens“).
- Margrit Spiegel: Beyenbachs Metallwarenfabrik. S. 37–38. In: Dieselbe: Wiesbadener Firmenbriefköpfe aus der Kaiserzeit 1871–1914: Fabrik- und Hotelansichten auf Geschäftsschreiben und Rechnungen; 50 Beispiele mit Firmenkurzporträts. Stadt Wiesbaden, Kulturamt-Stadtarchiv, Wiesbaden 2003, ISBN 3-9808702-0-0.
- Gretel Baumgart-Buttersack, Günther Leicher: Goebenstraße 8 – Beyenbach’s Metallwarenfabrik. S. 161–167. In: Gretel Baumgart-Buttersack, Günther Leicher (Bearb.), Mattiaca, Gesellschaft zur Pflege von Dialekt und Stadtgeschichte Wiesbadens (Hrsg.): Zeitzeugen IV. Wiesbadener Häuser erzählen ihre Geschichte. Thorsten Reiß Verlag, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-928085-43-4.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e Margrit Spiegel: Beyenbachs Metallwarenfabrik, in dies.: Wiesbadener Firmenbriefköpfe aus der Kaiserzeit 1871–1914. Fabrik- und Hotelansichten auf Geschäftsschreiben und Rechnungen. 50 Beispiele mit Firmenkurzporträts, Bd. 1, Hrsg. von der Stadt Wiesbaden, Kulturamt-Stadtarchiv, Wiesbaden 2003, ISBN 3-9808702-0-0, S. 37 f.; (google.de).
- ↑ Journal der Goldschmiedekunst. Amtliches Organ des Verbands deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede, der Goldschmiede-Innungen zu Berlin, Leipzig, Liegnitz, Schweidnitz, Kolberg, der Innung pfälz. Gold- und Silberarbeiter (Sitz: Neustadt a. H.) und der Wirtschaftlich vereinten Mitglieder der Goldschmiede-Innung Berlin (F. G.m.b.H.), Jahrgang 1902, S. 64 (google.de).
- ↑ Journal der Goldschmiedekunst. Band 26 (1905), S. 291 (google.de).
- ↑ Rolf Schamberger: Badische Medaille, Kat.-Nr. 50. (Joachim Zeitz, Die Medaillen des Hauses Baden, Band 2), in ders.: Deutsche Feuerwehrtage. Analoge Netzwerke im Spiegel ihrer Epochen, 1. Auflage, Norderstedt: BoD – Books on Demand, 2020, ISBN 978-3-7504-4117-0, S. 141 (books.google.de).
- ↑ „Für verdienstvolle Leistungen“; Avers der Silbermedaille mit einem Vogel auf dem Monogramm B
- ↑ Matthias C. Koch: Beyenbach – die Wiesbadener Prägeanstalt. Mit Anhang: „Der Medailleur Carl Vogel“, [o. O.; o. D.]
- ↑ o. V.: Kurzbiographien der Künstler-Medailleure und der privaten Prägeanstalten / …/ Beyenbach, W.; (numismatische-gesellschaft-berlin.de PDF) auf der Seite numismatische-gesellschaft-berlin.de [ohne Datum], abgerufen am 22. Dezember 2021.
- ↑ L. Forrer: Beyenbach, W. In: Biographical Dictionary of Medallists. Band VII. Spink & Son, London 1923, S. 80.
- ↑ Deutsche Uhrmacher-Zeitung, Band 33 (1909), S. XXXII (google.de).
- ↑ Zeitschrift für Werkzeugmaschinen und Werkzeuge. Organ des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken, 16. Jahrgang (1912), S. 445 (google.de).
- ↑ a b c d e f Leonard Forrer: Beyenbach, W. (Germ.). In: Biographical Dictionary of Medallists. Band 1: A–D. Spink & Son, London 1904, S. 183 (englisch, Textarchiv – Internet Archive).
- ↑ Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB), Stenografische Sammlung: Sammlung Beinhorn. Signatur/Inventar-Nr.: R c 0142
- ↑ Lothar Tewes, Elke Bannicke: Eine Medaille erinnert an die Einweihung des Viktoriastifts in Dahme/Mark im Jahre 1895. In: Numismatischer Arbeitskreis Brandenburg/Preußen (Hrsg.): Beiträge zur brandenburgisch-preussischen Numismatik. Bd. 19, Berlin 2011, S. 172–177.
- ↑ Gisela Förschner: Goethe in der Medaillenkunst. Eine Ausstellung der Bestände des Münzkabinetts ( = Kleine Schriften des Historischen Museums Frankfurt, Bd. 16), Hrsg.: Stadt Frankfurt am Main, Dezernat Kultur und Freizeit, Melsungen: Verlag Gutenberg, [1982], ISBN 3-87280-014-0, S. 73, v. a. S. 74 (google.de).
- ↑ catalogo / Beni storici e artistici / Ritratto di Beethoven Ludwig van. ritratto del compositore Beethoven Ludwig van auf der Seite catalogo.beniculturali.it
Koordinaten: 50° 5′ 20,3″ N, 8° 14′ 6,5″ O
- Metallverarbeitender Handwerksbetrieb
- Produzierendes Unternehmen (Wiesbaden)
- Stempelschneidekunst
- Münzprägeanstalt
- Kunstverlag (Deutschland)
- Druckerei (Deutschland)
- Deutsche Organisation (Fotografie)
- Ehemaliges Unternehmen (Wiesbaden)
- Organisation (Taunusstein)
- Ehemaliges Unternehmen (Rheingau-Taunus-Kreis)
- Produzierendes Unternehmen (Rheingau-Taunus-Kreis)
- Verlag (Hessen)
- Ehemaliger Verlag (Deutschland)
- Handwerk (Deutschland)
- Unternehmensgründung 1888
- Aufgelöst 1912