Die Familie Wensch wohnte zunächst in Berlin, 1918 zog sie nach Dresden. Bernhard Wensch besuchte das König-Georg-Gymnasium in Dresden und legte dort 1927 auch sein Abitur ab. Während seiner Schulzeit gehörte Bernhard Wensch zum katholischen Bund Neudeutschland, durch den er sehr stark in seinem Denken und Handeln geprägt wurde. In dieser Zeit entstand und verfestigte sich sein Wunsch, katholischer Priester zu werden.
Bernhard Wensch durchschaute sehr hellsichtig die Propaganda der Nationalsozialisten. Als Jugendseelsorger wollte er die ihm anvertrauten jungen Menschen befähigen, sich nicht vom nationalsozialistischen Zeitgeist hinreißen zu lassen. In diesem Sinne hielt er Kurse und Einkehrtage für die Jugendlichen seines Bistums ab und ermutigte die jungen Menschen, gegen die nationalsozialistischen Verlockungen und Anfeindungen zum christlichen Glauben zu stehen.
Als Seelsorger, der sich der Gleichschaltung von Kirche und Verbänden durch den nationalsozialistischen Staat widersetzte, stand Bernhard Wensch unter besonderer Beobachtung der NSDAP und der Gestapo. Am 19. Mai 1941 wurde er aus Anlass der Beschlagnahme von Rundbriefen, die katholische Jugendliche in Sachsen verfasst und hergestellt hatten, von der Gestapo verhaftet und über Monate in Untersuchungshaft gefangen gehalten und verhört. Die Anklage gegen ihn lautete, die Jugend „gegen den Staat aufgehetzt“ zu haben. Ohne gerichtliches Urteil blieb er weiter in Haft.
Priestergruft mit dem Grab von Bernhard Wensch auf dem Alten Katholischen Friedhof in DresdenGedenktafel zur Erinnerung an die sorbischen Märtyrer am vormaligen Grab
Zunächst wurde Bernhard Wensch ins KZ Sachsenhausen gebracht, am 7. November 1941 dann ins KZ Dachau eingeliefert, wo er im Pfarrerblock untergebracht wurde. Dort zeigte er insbesondere angesichts der von der SS gegen die inhaftierten Geistlichen gerichteten Aktionen eine vorbildhafte Ruhe, Gefasstheit und Hingabebereitschaft. Hermann Scheipers, der bis zu seinem Tod 2016 vermutlich letzte lebende Priesterhäftling des KZ Dachau, berichtete, dass Bernhard Wensch während der seit Frühjahr 1942 unter den Häftlingen herrschenden Typhusepidemie heimlich und unter Lebensgefahr zum Invalidenblock kam und ihm, der dort todkrank lag und deshalb mit dem bevorstehenden Abtransport in die Tötungsanstalt Hartheim im Rahmen des NS-Euthanasieprogramms rechnete, sowie anderen kranken Häftlingen die Kommunion brachte. Einmal habe ihm Bernhard Wensch seine ganze eigene Tagesration Brot geschenkt, obwohl er selbst bereits vom ständigen Hungern krank war und unter schwerem Durchfall litt. Bereits wenige Tage später wurde Bernhard Wensch selbst ins Krankenrevier eingeliefert, wo er nach drei Tagen verstarb.
Die angebliche Asche der sterblichen Überreste von Bernhard Wensch wurde von der KZ-Verwaltung den Angehörigen des Verstorbenen zugeschickt. Sie wurden 1942 in der Priestergruft auf dem Alten Katholischen Friedhof in Dresden beigesetzt.
Bernhard-Wensch-Str. in DresdenBereits 1946 wurde im Dresdner Vorort Hohendölzschen die vormalige Hindenburgstraße in Bernhard-Wensch-Straße umbenannt.
Aus der Sicht seines mitgefangenen geistlichen Mitbruders Hermann Scheipers hat Bernhard Wensch durch sein seelsorgerisches und selbstloses Handeln gegenüber ihm selbst und den anderen Kranken im Invalidenblock des KZ Dachau sein Leben im Sinne des christlichen Evangeliums eingesetzt und geopfert. Scheipers gedenkt in seinem Buch und in seinen Vorträgen in besonderer Weise Bernhard Wenschs und anderer im KZ Dachau umgekommener Priester aus dem damaligen Bistum Meißen.
In der Stadt Heidenau wurde am 19. Januar 2005 bei der dortigen vierten Gedenkfeier (seit der Wende) für die Verfolgten des Nationalsozialismus diesmal insbesondere der im KZ Dachau umgekommene katholische Priester Bernhard Wensch gewürdigt.
In der Stadt Kamenz wurde am 30. April 2009 posthum ein Weg entlang der katholischen Pfarrkirche St. Maria Magdalena nach Bernhard Wensch benannt;[1] bereits am 13. Oktober 2008 war ein „Stolperstein“, eine Messingplatte mit seinem Namen und wichtigen biografischen Daten, in den Boden vor dem Pfarrhaus der katholischen Pfarrei St. Maria Magdalena eingelassen worden.[2][3]
Die Urnen von Bernhard Wensch sowie seiner beiden ebenfalls im KZ Dachau umgekommenen Mitbrüder Alois Andritzki und Aloys Scholze wurden am 5. Februar 2011 in einer Prozession vom Alten Katholischen Friedhof Dresden zur Katholischen Hofkirche überführt. Seit Pfingstmontag 2011 werden die drei Urnen auf Dauer in einem Schrein in der Kathedrale aufbewahrt.[4]
Rudolf Siegel, Johannes Lubczyk, Hermann Scheipers: Blutzeuge der Wahrheit. Ein Gedenkblatt für den im KZ Dachau verstorbenen Jugendseelsorger des Bistums Meißen Dr. Bernhard Wensch. Morus-Verlag, Berlin 1948, 16 S.
Hermann Scheipers: Gratwanderungen – Priester unter zwei Diktaturen. St.-Benno-Verlag, Leipzig 1997, 202 S., ISBN 3-7462-1221-9.
Siegfried Seifert, Art.: Diözesanjugendseelsorger Dr. Bernhard Wensch, in: Helmut Moll (Hrsg. im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz), Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts, Paderborn u. a. 1999, 8. erweiterte und aktualisierte Auflage 2024, ISBN 978-3-506-79130-6, Band I, S. 194–196.