
Benjamin McLane Spock (* 2. Mai 1903 in New Haven, Connecticut; â 15. MĂ€rz 1998 in La Jolla, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Kinderarzt und Psychiater, der die Psychoanalyse Sigmund Freuds fĂŒr die Kindererziehung anwendbar gemacht und popularisiert hat. Sein 1946 veröffentlichtes Buch SĂ€uglings- und Kinderpflege hat die Erziehung der Babyboomer geprĂ€gt und ist bis heute mehr als 50 Millionen Mal verkauft worden.
In seiner Studienzeit ist Spock auch als Ruderer hervorgetreten; bei den Olympischen Spielen 1924 in Paris gewann er mit seinem Team die Goldmedaille im Achter. Ăber seine schriftstellerische, seine Arzt- und LehrtĂ€tigkeit hinaus war Spock auch politisch aktiv.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Spocks Vater, Ives Spock, war ein erfolgreicher Anwalt mit niederlĂ€ndischen Vorfahren, die Mutter, Mildred, eine Hausfrau.[1] Spock wuchs mit fĂŒnf jĂŒngeren Geschwistern auf und erfuhr auf diese Weise bereits sehr frĂŒh, was es bedeutet, mit SĂ€uglingen und kleinen Kindern zu leben. Nach dem Besuch der Phillips Academy in Andover, einer College-vorbereitenden Privatschule, begann er 1921 an der Yale University ein Studium im Hauptfach Englische Literatur, das er 1925 mit dem Bachelorgrad abschloss.
An der Yale University betrieb Spock intensiv den Rudersport. AuĂerdem wurde er Mitglied in der Scroll and Key Society, einer Studentenverbindung, deren Mitgliedschaft er mit zahlreichen spĂ€teren GröĂen aus Politik und Wirtschaft teilte. 1924 wurde Spock Mitglied der US-Nationalmannschaft der Ruderer und ruderte im US-Achter, mit dem er im selben Jahr die Goldmedaille auf den Olympischen Spielen in Paris errang. Mit im Boot saĂ unter anderem James Stillman Rockefeller, ebenfalls Scroll and Key-Mitglied.
1927 heiratete Spock Jane Cheney; aus der Ehe stammen zwei Söhne.[2] Im selben Jahr wechselte er zum College of Physicians and Surgeons der Columbia University, wo er sein Studium 1929 mit dem M. D.-Grad abschloss. Zu seinen Lehrern zĂ€hlte Lewis Fraad.[3] Nach einem Berufspraktikum am NewYork-Presbyterian Hospital spezialisierte er sich in einem kleinen Kinderkrankenhaus in Manhattan auf PĂ€diatrie. Weil die psychologischen Gesichtspunkte seiner Arbeit ihn mehr interessierten als die rein medizinischen, arbeitete er auch als Psychiater. 1933 begann Spock, neben seiner kinderĂ€rztlichen TĂ€tigkeit auch am Medical College der Cornell University PĂ€diatrie zu lehren, und war auch Berater fĂŒr Fragen der Kinderpsychiatrie beim Gesundheitsamt der Stadt New York. 1944 bis 1946 leistete er als MilitĂ€rarzt seinen Kriegsdienst bei der Navy ab.[4]
Nach einer 1947 begonnenen TĂ€tigkeit fĂŒr die Mayo Clinic wurde Spock 1951 als Professor an die University of Pittsburgh berufen; von 1955 bis 1967 lehrte er an der Case Western Reserve University in Cleveland. In dieser Zeit begann sein politisches Engagement, dessen Hintergrund stets Spocks Sorge um die Interessen von Kindern waren. 1962 wurde er z. B. Mit-Vorsitzender von SANE, einer Organisation, die sich gegen Atombombenversuche einsetzte. 1968 stand er gemeinsam mit anderen Protestierenden vor Gericht, weil er wĂ€hrend des Vietnamkrieges dazu aufgerufen hatte, den Wehrdienst zu verweigern.[4]
Seit 1967 befand Spock sich als Mediziner offiziell im Ruhestand, blieb im öffentlichen Leben aber weiterhin ĂŒberaus prĂ€sent.[4] So schlug er eine politische Laufbahn ein. Bei der PrĂ€sidentschaftswahl von 1972 wurde er von der kurzlebigen Peopleâs Party fĂŒr das Amt des PrĂ€sidenten aufgestellt. Mit seinem Running Mate fĂŒr die VizeprĂ€sidentschaft, Julius Hobson, erzielte er 78.751 Stimmen, was einen Anteil von 0,1 Prozent und den vierten Platz bedeutete.
1976 lieĂ Spock sich von seiner ersten Frau scheiden und heiratete Mary Morgan, mit der er schon seit 1970 verbunden war.[5] Bei den im gleichen Jahr stattfindenden PrĂ€sidentschaftswahlen trat er an der Seite von Margaret Wright als Kandidat der Peopleâs Party fĂŒr die VizeprĂ€sidentschaft an. Sie erreichten 49.024 Stimmen (0,06 Prozent) und Platz neun. 1980 bewarb er sich schlieĂlich erfolglos um die Nominierung als PrĂ€sidentschaftskandidat der Peace and Freedom Party.[6]
Spock verstarb 94-jÀhrig in seinem Zuhause in San Diego.
Publikationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- The Common Sense Book of Baby and Child Care. 1. Auflage. Duell, Sloan and Pearce, New York 1946. von 1957 an: Baby and Child Care; von 1985 an: Dr. Spockâs Baby and Child Care
- deutsch: Dein Kind â dein GlĂŒck. Niggli und Verkauf, Teufen, St. Gallen, Bregenz, Wien 1952.
danach: SĂ€uglings- und Kinderpflege. Deutsche Buchgemeinschaft, 1957.
- deutsch: Dein Kind â dein GlĂŒck. Niggli und Verkauf, Teufen, St. Gallen, Bregenz, Wien 1952.
- Dr. Spock Talks With Mothers. Growth and Guidance. Fawcett Crest Books, 1961.
- deutsch: GroĂe Hand fĂŒhrt kleine Hand. Das Kind und sein Weg ins Leben. Ullstein, 1963.
- On Being the Parent of a Handicapped Child. National Society for Crippled Children and Adults, 1961. Reprint zweier Artikel, die in Spocks regelmĂ€Ăiger Kolumne im Ladies Home Journal erschienen sind
- deutsch: Du und dein behindertes Kind. Ullstein, 1973, ISBN 3-550-17770-4.
- Problems of Parents. Houghton Mifflin, 1962, ISBN 0-395-08209-9.
- deutsch: Sprechstunde fĂŒr Eltern. Tausend RatschlĂ€ge zur Erziehung. Ullstein, 1964.
- Decent and Indecent. Our Personal and Political Behavior. 1. Auflage. Bodley Head, 1970, ISBN 0-370-01334-4.
- deutsch: Aufforderung zum Widerspruch. PlĂ€doyer fĂŒr eine neue Moral. Ullstein, 1970.
- Bringing Up Children in a Difficult Time. New English Library, 1977, ISBN 0-450-03088-1. Alternativtitel: Raising Children in a Difficult Time
- deutsch: Eltern. Perspektiven in schwieriger Zeit. 4. Auflage. Otto Maier, 1993, ISBN 3-473-42371-8.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Alle Buchtitel sind, soweit nicht anders vermerkt, in englischer Sprache
- Lynn Z. Bloom: Dr. Spock. Biography of a Conservative Radical. 2. Auflage. Bobbs-Merrill, 1972.
- Michael S. Foley (Hrsg.): Dear Dr. Spock. Letters about the Vietnam War to America's Favorite Baby Doctor. NYU Press, 2007, ISBN 0-8147-2744-1.
- J. Leonard Kaye: Life of Benjamin Spock. 1. Auflage. 21st Century, 1997, ISBN 0-8050-2301-1.
- Thomas Maier: Dr. Spock. An American Life. Basic Books, 2003, ISBN 0-465-04315-1.
- Jessica Mitford: The Trial of Dr. Spock. 1. Auflage. Random House, 1969, ISBN 0-394-44952-5.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und ĂŒber Benjamin Spock im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Benjamin Spock in der Datenbank von Olympedia.org (englisch)
- Dr. Spock, at 80, Still Giving Advice. New York Times, May 2, 1983
- Susanne Kippenberger: Kinderarzt und Rebell. Dr. Spock, Vater der Nation, Der Tagesspiegel, 15. Mai 2015 (abgerufen am 9. Januar 2016)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- â Benjamin Spock (1903â1998); Gengle Ben ( vom 19. Mai 2012 im Internet Archive), People, 30. MĂ€rz 1998
- â Jane C. Spock, 82; Worked on Baby Book
- â Dr. Lewis Fraad, 83, Pediatrics Professor; Advised Dr. Spock New York Times, 5. Dezember 1990
- â a b c Spock, Benjamin. Abgerufen am 2. September 2025 (englisch).
- â Hierzu und zu Mary Morgan allgemein: [1], spiked-online, 20. Juli 2007 (abgerufen am 15. Januar 2025)
- â www.ourcampaigns.com: Benjamin Spock
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Spock, Benjamin |
| ALTERNATIVNAMEN | Spock, Benjamin McLane (vollstÀndiger Name) |
| KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Kinderarzt |
| GEBURTSDATUM | 2. Mai 1903 |
| GEBURTSORT | New Haven, Connecticut |
| STERBEDATUM | 15. MĂ€rz 1998 |
| STERBEORT | La Jolla, Kalifornien |
- PĂ€diater
- Mediziner (20. Jahrhundert)
- Hochschullehrer (New York City)
- Hochschullehrer (University of Pittsburgh)
- Hochschullehrer (Case Western Reserve University)
- Ruderer (Vereinigte Staaten)
- Olympiasieger (Rudern)
- Olympiateilnehmer (Vereinigte Staaten)
- Teilnehmer der Olympischen Sommerspiele 1924
- Kandidat fĂŒr die PrĂ€sidentschaftswahl (Vereinigte Staaten)
- Kandidat fĂŒr die VizeprĂ€sidentschaft (Vereinigte Staaten)
- US-Amerikaner
- Geboren 1903
- Gestorben 1998
- Mann
