Die Bahnstrecke Bellows Falls–Burlington ist eine Eisenbahnstrecke in Vermont (Vereinigte Staaten).
Sie ist 192 Kilometer lang und verbindet die Städte Bellows Falls, Rutland und Burlington. Die Strecke gehört zum Vermont Rail System. Der Abschnitt von Bellows Falls bis Rutland wird durch die Green Mountain Railroad betrieben, der Abschnitt von Rutland nach Burlington durch die Vermont Railway. Unregelmäßiger Personenverkehr besteht in Form des Green Mountain Flyer, der zwischen Bellows Falls und Chester verkehrt, sowie des Champlain Valley Flyer zwischen Burlington und Charlotte. Beide Züge dienen nur dem touristischen Verkehr und fahren nur an wenigen Tagen im Jahr. Außerdem befährt der Ethan Allen, ein Expresszug der Amtrak von Rutland nach New York City, zwischen Rutland und Center Rutland auf knapp drei Kilometern die Strecke.
Geschichte
Zwei Konzessionen für Eisenbahnen von Burlington zum Westufer des Connecticut River wurden am 1. November 1843 vom Bundesstaat Vermont ausgegeben. Die Konzession der Vermont Central Railroad beinhaltete eine Streckenführung über Northfield, die andere über Rutland. Für die Strecke über Rutland wurde zunächst Brattleboro als südlicher Endpunkt gewählt und zum Bau und Betrieb dieser Strecke die Champlain and Connecticut River Railroad Company aufgestellt. Ein Konkurrenzkampf zwischen den beiden Bahngesellschaften brach aus und beide wollten als erste Burlington erreichen. Schon bald verlegte die Champlain&Connecticut River den südlichen Endpunkt nach Bellows Falls, da die Streckenführung hierhin einfacher und kürzer und damit auch billiger zu realisieren war und das Geld ohnehin knapp war.
Im Mai 1847 begannen die Bauarbeiten von beiden Enden aus, im Juni des Jahres auch auf dem mittleren Abschnitt. Am 6. November 1847 gründete man die Bahngesellschaft in Rutland and Burlington Railroad Company um, nachdem die ursprüngliche Gesellschaft in Konkurs gehen musste. Da viele Flussbrücken errichtet werden mussten, verzögerte sich die Betriebsaufnahme. Im Juni 1849 ging der erste Abschnitt von Bellows Falls nach Chester provisorisch in Betrieb, erst am 18. Dezember des Jahres wurde die offizielle Eröffnung der Gesamtstrecke gefeiert. Der reguläre Betrieb wurde am Heiligabend aufgenommen. Die Rutland&Burlington gewann das Rennen nach Burlington knapp, denn die Bahnstrecke Windsor–Burlington der Vermont Central wurde am 31. Dezember eröffnet.
Aufgrund der Konkurrenzsituation waren die Beförderungszahlen schlecht, da sich die beiden Strecken das Verkehrsaufkommen teilen mussten. Zudem baute die Vermont Central eine Strecke nach Norden in Richtung Kanada und über den Lake Champlain nach Rouses Point, wodurch die Rutland-Strecke weiter an Bedeutung verlor. Wieder musste die Bahngesellschaft in Konkurs gehen und die Rutland Railroad übernahm 1867 die Strecke.
Im November 1927 zerstörte ein Hochwasser weite Teile der Strecke. Erst Ende des Monats konnte die Bahn wieder verkehren. Das Ende des Personenverkehrs kam jäh, als am 26. Juni 1953 das Personal der Rutland in den Ausstand trat. Um das Unternehmen finanziell zu retten, wurde nach Ende des Streiks der Personenverkehr nicht wieder aufgenommen. Weitere Streiks führten zur zeitweisen und ab 25. September 1961 endgültigen Einstellung des Gesamtverkehrs. Am 18. September 1962 genehmigte die Interstate Commerce Commission die Stilllegung der Strecke. Der Bundesstaat erwarb jedoch die gesamte Trasse und verpachtete sie an neue Bahnanbieter. Der Abschnitt zwischen Bellows Falls und Rutland wurde ab 2. April 1965 durch die Green Mountain Railroad (GMRC) betrieben, der übrige Abschnitt bereits ab 6. Januar 1964 durch die Vermont Railway, die später die GMRC kaufte.
Ebenfalls 1964 wurde Steamtown, USA in Bellows Falls gegründet. Etwa drei Kilometer nördlich von Bellows Falls, am früheren Bahnhof Riverside, wurde das Eisenbahnmuseum aufgebaut und Dampfzüge fuhren nun während der Sommersaison von Bellows Falls in die Green Mountains. Das Museum wurde 1984 nach Scranton (Pennsylvania) verlegt. Der touristische Zugverkehr wurde durch die GMRC unter der Bezeichnung Green Mountain Flyer, der bereits zur Zeit der Rutland Railroad als Personenzug auf der Strecke fuhr, weitergeführt. Der Bundesstaat Vermont, dem nach wie vor die Trasse gehört, betrieb im Sommer 1999 kurzzeitig regulären Personenverkehr zwischen Burlington und Rutland.
Die Vermont Railway gründete 2003 die Otter Creek Railroad Company, die in der Nähe von Middlebury eine etwa fünf Kilometer lange Anschlussbahn zu einem Marmorsteinbruch bauen soll. Die neue Strecke soll ab dem Frühjahr 2013 gebaut und im Herbst 2014 eröffnet werden.[2][3] Peter Shumlin, der Gouverneur von Vermont, hat im Januar 2013 angekündigt, dass ab 2017 Amtrak-Züge über die Bahnstrecke von Rutland bis Burlington fahren sollen und somit der reguläre Personenverkehr auf den nördlichen Teil der Bahnstrecke zurückkehren könnte.[4]
Streckenbeschreibung
Die Strecke beginnt im Kreuzungsbahnhof Bellows Falls als Verlängerung der Cheshire Railroad von Massachusetts kommend. Entlang des Williams River führt die Strecke bergan in die Green Mountains. Der Pass ist im Bahnhof Summit erreicht, von wo aus die Trasse in das Tal des Otter Creek absteigt. Entlang dieses Flusses führt die Strecke weiter durch Rutland bis Vergennes. Hier verlässt sie das Tal und führt parallel zur Ostküste des Lake Champlain nordwärts nach Burlington.
Trotz der Querung des Gebirgszuges kommt die Bahn ohne Tunnel aus. Die einzigen Kunstbauten sind die zahllosen Flussbrücken entlang der Strecke, sowie einige Dämme, die zur Querung von stehenden Flussbuchten gebaut wurden.
Am ehemaligen Bahnhof Beldens zweigte eine Steinbruchbahn ab, die als Beldens Branch Railroad in Besitz der Steinbruchgesellschaft war. Sie wurde am 10. Februar 1870 eröffnet und führte über 5,8 Kilometer in südöstliche Richtung. Der Steinbruch befand sich südöstlich der Siedlung Painter Hills im Nordosten der Stadt Middlebury. Bereits 1883 wurde die Strecke wieder stillgelegt, nachdem die Steinbruchgesellschaft in Konkurs gegangen war. Die Strecke verließ Beldens in Richtung Norden, bog jedoch direkt danach in einer steilen Kurve nach Südwesten ab und führte parallel zum heutigen U.S. Highway 7 und zur Happy Valley Road bis zum Steinbruch. Noch heute ist ein Teil der Bahntrasse südlich der Painter Road erhalten.
Unfälle
Am 14. März 1920 überfuhr ein Güterzug in Richtung Bellows Falls ein Haltesignal und stieß kurz vor Bellows Falls frontal mit dem in Richtung Burlington fahrenden Green Mountain Flyer zusammen. Beide Züge fuhren relativ langsam, wodurch nur der Lokführer des Personenzuges starb.[5]
Ein Zwischenfall, der landesweit für Schlagzeilen sorgte, ereignete sich am 20. Oktober 1973. Ein nie gefasster Täter brach in den Lokschuppen in Rutland ein und startete die Lok 602. Er sprang ab und überließ die fahrende Lok ihrem Schicksal. Sie fuhr führerlos in Richtung Norden auf der Strecke, überquerte dabei über 100 Bahnübergänge, durchfuhr die Stadt Burlington und auf die Strecke nach White River Junction der Central Vermont Railway und wurde erst nach 138 Kilometern Fahrt in Milton von einem auf die langsam fahrende Lok aufgesprungenen Polizisten gestoppt. Verletzt wurde niemand.[6]
Quellen und weiterführende Informationen
- Einzelnachweise
- ↑ Mike Walker: Comprehensive Railroad Atlas of North America. New England&Maritime Canada. SPV-Verlag, Dunkirk (GB), 2010.
- ↑ Artikel im Addison Independent ( des vom 2. Mai 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 13. Mai 2011.
- ↑ Information des Vermont Rail Action Network ( des vom 9. April 2011 auf WebCite) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 12. Mai 2011.
- ↑ Trains Magazine, 30. Januar 2013 ( vom 7. Februar 2013 im Internet Archive), abgerufen am 2. Mai 2024.
- ↑ Robert C. Jones: Railroads of Vermont. 1993, Seite 270.
- ↑ Robert C. Jones: Railroads of Vermont. 1993, Seite 293f.
- Literatur
- Robert C. Jones: Railroads of Vermont, Volume I/II. New England Press Inc., Shelburne, VT 1993. ISBN 1-881535-01-0.
- Robert M. Lindsell: The Rail Lines of Northern New England. Branch Line Press, Pepperell, MA 2000, ISBN 0-942147-06-5.
- Jim Shaughnessy: The Rutland Road. (2. Auflage) Syracuse University Press, Syracuse, NY 1997, ISBN 0-8156-0469-6.
- Weblinks