Artaria & Co. | |
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Rechtsform | Teil von Freytag & Berndt |
Gründung | 1770 |
Auflösung | 1932 |
Sitz | Wien |
Branche | Verlag |
Artaria & Co. war der Name einer Kunst- und Musikalienhandlung und zugleich eines Verlages, der als Kunst-, Landkarten- und insbesondere Musikverlag im Wien des 18. und 19. Jahrhunderts eine wichtige Rolle spielte.
Geschichte
1765 gründete die aus Italien stammende Familie Artaria unter der Bezeichnung „Giov. Artaria et Comp.“ einen Verlag in Mainz. Durch jüngere Familienmitglieder wurde 1770 im „Zornischen Haus“ in Wien die Kunsthandlung „Artaria & Comp.“ eröffnet und 1774 ein eigener Musikverlag gegründet. Ab 1789 befand sich der Firmensitz am Kohlmarkt 9 in Wien (1901/02 wurde dort das heute noch stehende sogenannte Artaria-Haus errichtet). Dieser erlangte durch Aufnahme von mehr als 300 Werken Haydns rasche Berühmtheit. In der Folge wurden auch Werke von Gluck, Boccherini (ab 1780), Mozart (ab 1781), Beethoven (ab 1793) und Schubert ins Verlagsprogramm aufgenommen. Teilhaber von 1793 bis 1798 war auch der Italiener Tranquillo Mollo, der ab 1798 mit einem eigenen Kunstverlag in Wien sehr bekannt wurde. Mit Domenico Artaria hatte das Unternehmen 1804 erstmals einen Alleineigentümer.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verlagerte sich die Aktivität von Artaria zunehmend auf Landkarten, wofür eine Zusammenarbeit mit Joseph von Scheda die Basis war und der Verlag Artaria auch Produkte des Militärgeografischen Institutes und dessen Mitarbeitern vertrieb, so wurde beispielsweise die Generalkarte Griechenlands und der europäischen Türkei bei Artaria verlegt. Außerdem wurde in dieser Zeit der Kartograph Anton Steinhauser der Ältere wissenschaftlicher Leiter. Es erschienen allerdings bei Artaria noch 1894–1918 die „Denkmäler der Tonkunst in Österreich“ (eine Publikationsreihe, die repräsentativen Werken der österreichischen Musikgeschichte galt). 1920 ging der kartographische Teil im Verlag Freytag & Berndt, nun in Freytag-Berndt & Artaria KG umbenannt, auf. 1932 wurde der Verlag Artaria aufgelöst. Die Kunsthandlung Artaria & Co., die sich hauptsächlich mit Druckgrafik beschäftigte, wurde Ende 2012 geschlossen.
Im Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert wurde das bisher kaum berücksichtigte Urheberrecht der Komponisten an ihren eigenen Werken zunehmend geregelt und ausformuliert. Artaria, in dieser Zeit zu den führenden europäischen Musikverlagen zählend, kam dabei eine wichtige Rolle zu. Dass dies nicht reibungslos verlief, wird beispielsweise an langwierigen Streitigkeiten Beethovens mit Artaria in Zusammenhang mit dem Streichquintett C-Dur op. 29 deutlich, die bis zum Prozess führten (den Beethoven 1805 verlor, woraufhin er seine Verbindung zu Artaria weitgehend einstellte).
Literatur
- Elisabeth Th. Hilscher-Fritz: Artaria. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2002, ISBN 3-7001-3043-0.* János Kalmár, Mella Waldstein: K.u.K. Hoflieferanten Wiens. Stocker, Graz 2001, ISBN 3-7020-0935-3. S. 86–89.
- Carl Dahlhaus, Hans Heinrich Eggebrecht (Hrsg.): Brockhaus Riemann Musiklexikon, 1. Band. Schott Mainz, Piper München, 3. Aufl. 1989, ISBN 3-7957-8301-1
- Rosemary Hilmar: Der Musikverlag Artaria & Comp. Geschichte und Probleme der Druckproduktion. Schneider, Tutzing 1977. ISBN 3-7952-0211-6
- Karl Friedrich Pfau: Artaria, Carlo. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 46, Duncker & Humblot, Leipzig 1902, S. 59.
- August Artaria†. In: Österreichisch-Ungarische Buchdrucker-Zeitung, Jg. 51, 21. Dezember 1893, S. 527 (ANNO, kurzer Abriss zur Firmengeschichte).
- Alexander Witeschik: Artaria. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 399 (Digitalisat). (zur Familie)
Weblinks
- Eintrag zu Artaria im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)