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Acinetobacter

Acinetobacter baumannii

Systematik
DomÀne: Bakterien (Bacteria)
Abteilung: Proteobacteria
Klasse: Gammaproteobacteria
Ordnung: Pseudomonadales
Familie: Moraxellaceae
Gattung: Acinetobacter
Wissenschaftlicher Name
Acinetobacter
Brisou & Prévot 1954

Die Bakterien der Gattung Acinetobacter sind hÀufige Arten, die zur Gruppe der Gamma-Proteobakterien gehören.

Merkmale

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Die Zellen von Acinetobacter sind stĂ€bchenförmig und nicht begeißelt. In spĂ€ten Wachstumsphasen bilden sie Kokken. Die Zellen treten als Paare oder Ketten mit unterschiedlichen LĂ€ngen auf. Die Kolonien sind nicht pigmentiert. Sporen werden nicht gebildet. Die meisten StĂ€mme von Acinetobacter zeigen Wachstum bei Temperaturen zwischen 20 und 37 Â°C, wobei das Optimum zwischen 33 und 35 Â°C liegt. Der Oxidase-Test verlĂ€uft negativ, der Katalase-Test positiv.

Der Gram-Test verlÀuft negativ. Die Arten sind in der Regel resistent gegen Penicillin und Chloramphenicol.[1]

Ökologie

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Viele Arten von Acinetobacter sind Zersetzer von organischen Substanzen (saprophytisch) und kommen in Böden, Wasser und Abwasser vor. Sie können auch in Nahrungsmitteln, wie z. B. in rohem GemĂŒse, gefunden werden. Ebenfalls können sie auch auf der menschlichen Haut oder in dem Atmungstrakt vorkommen und dabei dem Menschen keinen Schaden zufĂŒgen. Einige Arten können bei geschwĂ€chten Patienten Krankheiten verursachen (sogenannte nosokomiale Infektionen).

Die Arten können eine große Anzahl von organischen Stoffen zum Wachstum nutzen. Hierzu zĂ€hlen z. B. BenzoesĂ€ure, para-HydroxybenzoesĂ€ure, MandelsĂ€ure, ChinasĂ€ure und Tryptophan. Die FĂ€higkeit, auch fĂŒr andere Organismen toxische Stoffe abzubauen, macht sie fĂŒr den Einsatz fĂŒr Bioremediationen interessant. Hierzu zĂ€hlen z. B. SalicylsĂ€ure, Halogenaromaten und Phenol. Auch langkettige Kohlenwasserstoffe, wie sie z. B. in Rohöl vorkommen, können von einigen Arten von Acinetobacter abgebaut werden; sie wurden hĂ€ufig in mit Erdöl belasteten Gebieten gefunden.

Acinetobacter als Krankheitserreger

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Klassifikation nach ICD-10
B96.5[2] Pseudomonas (aeruginosa) als Ursache von Krankheiten, die in anderen Kapiteln klassifiziert sind
U83.7 Resistenz gegen mehrere Antibiotika
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ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Am hĂ€ufigsten wird A. baumannii im klinischen Alltag beobachtet, der oftmals nosokomial ĂŒbertragen wird und Wundinfektionen, LungenentzĂŒndungen und Meningitis verursachen kann. FĂŒr Meningitis ist aber meistens A. lwoffii ursĂ€chlich. Es sind auch hĂ€ufiger Infektionen mit A. junii, A. haemolyticus und A. johnsonii anzutreffen. Insgesamt kennt man etwa 20 Spezies. Besonders bei A. baumannii sind Mehrfachresistenzen möglich. Carbapenem-resistente A. baumannii werden auf der WHO-Liste Antibiotika-resistenter Bakterien als PrioritĂ€t 1 (kritisch) eingestuft.

Im Januar 2008 brachte ein multiresistenter Stamm von Acinetobacter den Betrieb der Intensivstation des Klinikums Enschede (Niederlande) fast völlig zum Erliegen. Das MilitÀr sicherte mit zwei mobilen Intensivstationen den Fortbetrieb.[3]

Im Januar 2015 infizierten sich am UniversitĂ€tsklinikum Kiel 31 Patienten mit A. baumannii (4-MRGN), 12 davon starben. Bei neun Verstorbenen hatte die Klinik ausgeschlossen, dass der Erreger zum Tod gefĂŒhrt hatte.[4]

Im Dezember 2015 wurde ein SĂ€ugling in der Frauen- und Kinderklinik Linz (seit 2016 Teil des Kepler UniversitĂ€tsklinikums) mit einem Keim einer Art von Acinetobacter infiziert, drei weitere SĂ€uglinge wurden ebenfalls infiziert und wurden quarantĂ€nisiert. Ein Baby aus Sarajevo starb. In diesem Ausbruch kam es zu fĂŒnf Infektionen, zwei der betroffenen Kinder starben.[5]

Der weite Einsatz von Breitspektrum-Antibiotika wird mittlerweile als wesentlicher Grund fĂŒr die Zunahme an Resistenzen in Acinetobacter- und anderen Bakterien gesehen.[6] Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) stieg allein in der Zeit von 2009 bis 2011 der Anteil der A. baumannii-StĂ€mme an 4MRGN-Bakterien von 5,0 % auf 10,7 %.

Medizinische Kodierung:[7]

  • U81.11! Acinetobacter-baumannii-Gruppe mit Multiresistenz 2MRGN NeoPĂ€d
  • U81.31! Acinetobacter-baumannii-Gruppe mit Multiresistenz 3MRGN
  • U81.51! Acinetobacter-baumannii-Gruppe mit Multiresistenz 4MRGN

Arten

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Aktuell (Stand 2021) werden in der Gattung ĂŒber 64 Arten gefĂŒhrt, A. calcoaceticus ist die Typusart. Eine Liste ausgewĂ€hlter Arten (Stand 2021):[8]

  • Acinetobacter baumannii Bouvet & Grimont, 1986
  • Acinetobacter baylyi Carr et al. 2003
  • Acinetobacter beijerinckii Nemec et al. 2009
  • Acinetobacter calcoaceticus (Beijerinck 1911) Baumann et al. 1968
  • Acinetobacter gerneri Carr et al. 2003
  • Acinetobacter haemolyticus (ex Stenzel & Mannheim 1963) Bouvet & Grimont 1986
  • Acinetobacter johnsonii Bouvet & Grimont 1986
  • Acinetobacter junii Bouvet & Grimont 1986
  • Acinetobacter lwoffii (Audureau 1940) Brisou & PrĂ©vot 1954
  • Acinetobacter pollinis Alvarez-Perez et al. 2021[9]
  • Acinetobacter towneri Carr et al. 2003
  • Acinetobacter vivianii Nemec et al. 2016

Meldepflicht

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In Deutschland ist (fĂŒr Labore usw.) der direkte Nachweis von Acinetobacter spp. namentlich meldepflichtig nach § 7 Abs. 1 Satz 1 Nr. 52 des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) beim Nachweis einer Carbapenemase-Determinante oder mit verminderter Empfindlichkeit gegenĂŒber Carbapenemen außer bei natĂŒrlicher Resistenz. Die Meldepflicht besteht nur bei Infektion oder Kolonisation. Diese Meldepflicht besteht seit 2016.[10]

Zudem ist in Deutschland (fĂŒr feststellende Ärzte usw.) das Auftreten von zwei oder mehr nosokomialen Infektionen nichtnamentlich zu melden, bei denen ein epidemischer Zusammenhang wahrscheinlich ist oder vermutet wird. (§ 6 Absatz 3 IfSG)

Literatur

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  • K. J. Towner, E. Bergogne-BĂ©rĂ©zin, C. A. Fewson: The Biology of acinetobacter: taxonomy, clinical importance, molecular, biology, physiology, industrial relevance. Plenum Press, New York 1991, ISBN 0-306-43902-6 (englisch). 
  • Kevin Towner: The Genus Acinetobacter (Chapter 3.3.25). In: Martin Dworkin, Stanley Falkow, Eugene Rosenberg, Karl-Heinz Schleifer, Erko Stackebrandt (Hrsg.): The Prokaryotes. A Handbook on the Biology of Bacteria. 3. Auflage. Vol. 6: Proteobacteria: Gamma Subclass. Springer-Verlag, New York 2006, ISBN 0-387-25496-X, S. 746–758, doi:10.1007/0-387-30746-X_25 (englisch). 
  • George M. Garrity (Hrsg.): Bergey’s Manual of Systematic Bacteriology. 2. Auflage. Band 2: The Proteobacteria. Part B: The Gammaproteobacteria.. Springer, New York 2005, ISBN 0-387-95040-0 (englisch). 

Weblinks

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Commons: Acinetobacter â€“ Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. ↑ Introduction To Clinical Microbiology (Memento vom 9. Februar 2008 im Internet Archive)
  2. ↑ Alphabetisches Verzeichnis zur ICD-10-WHO Version 2019, Band 3. Deutsches Institut fĂŒr Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI), Köln 2019, S. 25
  3. ↑ WestfĂ€lische Nachrichten
  4. ↑ Weiterer Toter mit Klinik-Keim infiziert – NDR.de, abgerufen am 26. Januar 2015
  5. ↑ Keim bei Baby in Linzer Uniklinikum entdeckt. ooe.orf.at, 15. Januar 2016; abgerufen am 16. Januar 2016.
  6. ↑ Hans Siegerist: Infektionsepidemiologisches Jahrbuch 2013. (PDF; 212 kB) Robert Koch-Institut, abgerufen am 15. Juli 2014 (Auszug). 
  7. ↑ ICD-10-GM auf dimdi.de
  8. ↑ Jean EuzĂ©by, Aidan C. Parte: Genus Acinetobacter. In: List of Prokaryotic names with Standing in Nomenclature, Systematik der Bakterien (LPSN). Abgerufen am 5. August 2021. 
  9. ↑ Shawn M. Christensen, Ivan Munkres, Rachel L. Vannette: Nectar bacteria stimulate pollen germination and bursting to enhance microbial fitness, in: Current Biology, 28. Juli 2021, doi:10.1016/j.cub.2021.07.016. Dazu:
    • Nadja Podbregar: Bakterium bringt Pollen zum Platzen – BlĂŒtenmikrobe löst vorzeitige Pollenkeimung aus, um an NĂ€hrstoffe zu kommen, auf: scinexx.de vom 3. August 2021
  10. ↑ IfSG-Meldepflicht-Anpassungsverordnung: Zur Umsetzung der neuen Meldepflichten. 25. April 2016, doi:10.17886/epibull-2016-026. 
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Acinetobacter&oldid=261628004“
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