Ende Oktober 2024 kam es zu großflächigen Überschwemmungen in Spanien, die gerade in der Provinz Valencia, Andalusien und Murcia schwere Schäden anrichteten. Ausgelöst wurden die Überschwemmungen durch Starkregenfälle infolge eines als „Gota Fría“ bezeichneten und besonders zerstörerisch ausgefallenen Kaltlufttropfens. Infolge der Überschwemmungen starben mindestens 95 Menschen, zahlreiche weitere Personen werden noch vermisst. Spanien setzte neben gewöhnlichen Rettungskräften auch das Militär zur Hilfeleistung ein. Für die Toten wurde eine dreitägige Staatstrauer angeordnet.
Meteorologie
Auslöser war ein ungewöhnlich starker gota fría. Dabei handelt es sich um einen Kaltlufttropfen, der im September und Oktober in Spanien häufig vorkommt. Ein gota fría entsteht, wenn sich im Herbst die ersten atlantischen Tiefausläufer mit feuchtkalter Luft über das noch warme Mittelmeer schieben und somit starke Temperaturdifferenzen zwischen kalter Luft und warmen Meer herrschen.[1] Bei solchen Bedingungen kann sich eine instabile Atmosphärenschichtung bilden, bei der warme, mit Wasserdampf gesättigte Luft rasch nach oben steigt, was wiederum zu starkem Regen und Gewittern führt.[2] Die Großwetterlage in Europa war wiederum von einer Blockadelage mit einem Tief über Spanien bestimmt.[3]
Der spanische Wetterdienst AEMET erklärte, es sei das schlimmste gota-fría-Ereignis dieses Jahrhunderts gewesen und sprach von einem „historischen Unwetter“. Mancherorts habe es binnen 24 Stunden bis zu 490 mm gegeben. Dies entspreche einem ganzen Jahresniederschlag.[4] Lokal fiel binnen Stunden der Niederschlag von Monaten.[5] In Chiva, nahe Valencia, fielen binnen acht Stunden 491 mm Niederschlag; binnen vier Stunden waren es 343 mm. Innerhalb von einer Stunde fielen dort 160 mm Regen.[3] Von Einwohnern wurde zudem von Hagelkörnern in Golfballgröße berichtet.[4]
Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Intensität der Regenfälle durch den menschengemachten Klimawandel verstärkt wurde, da die Luft mit steigenden Temperaturen mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann, die später zum Abregnen zur Verfügung steht.[6] Die Meeresoberflächentemperatur auf der Nordhalbkugel lag 2024 auf oder nahe Rekordniveau;[3] das Mittelmeer erreichte im August 2024 die höchste Temperatur seit Beginn der Aufzeichnungen. Bis zum Oktober 2024 kühlte es sich saisonbedingt etwas ab, seine Oberflächentemperatur lag aber abhängig vom Ort der Messung immer noch zwischen 1 und 3 Grad Celsius über dem langjährigen Durchschnitt.[5] Insgesamt stieg die Temperatur des Mittelmeeres binnen 40 Jahren um ca. 1,5 °C an.[7]
Folgen
Schäden und Infrastruktur
Besonders betroffen sind die Regionen Valencia, Andalusien und Murcia. Durch die schweren Regenfälle kam es zu Überflutungen und Sturzfluten, bei denen Straßen, Gebäude und Felder überflutet und Straßen unterspült wurden. Vielerorts wurden Autos und Bäume mitgerissen, mancherorts auch Brücken zerstört.[4] In Valencia waren mehr als 155.000 Haushalte ohne Strom.[8] Auch Flug- und Bahnverkehr waren beeinträchtigt. Ein Hochgeschwindigkeitszug entgleiste nach einem Steinsturz.[4]
Opfer
Mit Stand 30. Oktober gab es mindestens 95 Tote, was die Überschwemmungen zur tödlichsten Flutkatastrophe in Spanien seit 1973 macht. Damals wurden mehr als 150 Menschen getötet. Erwartet wird, dass die Zahl der Opfer noch steigt, da noch viele Menschen vermisst werden.[8] Schätzungen der Guardia Civil gehen alleine von ca. 1200 in Autos gefangenen Menschen aus.[4]
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ „Kriegsähnliche Szenen“: „Ganz Spanien weint“ nach schwerem Unwetter mit mehr als 95 Toten. In: Tagesspiegel, 30. Oktober 2024. Abgerufen am 30. Oktober 2024.
- ↑ At least 95 people dead in Spain’s worst floods in three decades. In: The Guardian, 30. Oktober 2024. Abgerufen am 30. Oktober 2024.
- ↑ a b c Death toll from disastrous floods in eastern Spain climbs above 90. In: YaleClimateConnections, 30. Oktober 2024. Abgerufen am 30. Oktober 2024.
- ↑ a b c d e Mindestens 95 Tote wegen Phänomen „Kalter Tropfen“ in Spanien. In: n-tv.de, 30. Oktober 2024. Abgerufen am 30. Oktober 2024.
- ↑ a b At least 62 dead, many more missing in Spain’s severe floods. In: The Washington Post, 30. Oktober 2024. Abgerufen am 30. Oktober 2024.
- ↑ Forschende sehen Einfluss des Klimawandels in Spanien – und Lücken im Warnsystem. In: Spiegel Online, 30. Oktober 2024. Abgerufen am 30. Oktober 2024.
- ↑ Fast 100 Tote und noch viele Vermisste. In: Tagesspiegel, 30. Oktober 2024. Abgerufen am 30. Oktober 2024.
- ↑ a b Zahl der Toten in Spanien steigt auf 95. In: Die Zeit, 31. Oktober 2024. Abgerufen am 31. Oktober 2024.