
Biomassekonversion oder Biomasseumwandlung bezeichnet die Verarbeitung und Veredlung von Biomasse zu energetisch und/oder stofflich nutzbaren Produkten wie beispielsweise Brennstoffen oder Chemikalien.[1]
Je nach Art der Konversion wird zwischen thermisch-chemischer Konversion, biochemischer Konversion und physikalisch-chemischer Konversion unterschieden.
Allgemeines
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]| Produkt | Thermo- chemisch |
Bio- chemisch |
Physikalisch- chemisch |
|---|---|---|---|
| Kraftstoff- Additive |
|||
| Holzkohle | â | â | |
| Dieselartige Kraftstoffe |
â | â | |
| BtL-Kraftstoff | â | â | |
| Schweröl | â | â | |
| Benzin | â | â | |
| Wasserstoff | â | ||
| Methan | â | ||
| Aceton | â | â | |
| Methanol | â | â | |
| Ethanol | |||
| Butanol | â | â | |
| Aktivkohle | â | â | |
| DĂŒnger | â | ||
| Feinchemikalien |
Im Zuge der Abkehr von fossilen EnergietrĂ€gern spielen nachwachsende Rohstoffe (Biomasse) eine wichtige Rolle. Diese können sowohl stofflich als auch energetisch genutzt werden, allerdings muss die zugrundeliegende Biomasse fĂŒr die energetische Nutzung oft zunĂ€chst in praktikablere SekundĂ€renergietrĂ€ger oder fĂŒr die stoffliche Nutzung ĂŒber verschiedene Plattformchemikalien zu Endprodukten verarbeitet werden. FĂŒr diese Umwandlungen gibt es zahlreiche technische Möglichkeiten, die sich grob in drei Oberkategorien einordnen lassen, in thermo-chemische, biochemische und physikalisch-chemische Konversionen.[3] Dabei ist zu beachten, dass nicht durch alle Konversionsarten die gleichen Produkte erhalten werden können.

Der Begriff steht oft im Kontext mit dem Konzept der Bioraffinerie, welche in Zukunft als Ort fĂŒr die verschiedenen Konversionen gesehen wird.
Thermo-chemische Umwandlungsmethoden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zu den thermo-chemischen Umwandlungsmethoden gehören alle Verfahren, die hauptsĂ€chlich WĂ€rme zur Biomassekonversion nutzen. Dazu zĂ€hlen zum Beispiel alle Pyrolysevarianten, die Biomassevergasung, Torrefizierung aber auch die direkt Verbrennung von Biomasse.[3] Je nach Verfahren kann das Ziel die Herstellung von Plattformchemikalien zur stofflichen Nutzung sein oder die Herstellung von festen, flĂŒssigen oder gasförmigen Brennstoffen zur energetischen Nutzung. Diese Umwandlungsmethoden sind im Vergleich zu biochemischen Methoden schnell und liefern eher komplexe Produktgemische.[2]
Bei der vollstĂ€ndigen thermochemischen Umwandlung lassen sich verschiedene Phasen unterscheiden, in denen verschiedene VorgĂ€nge ablaufen.[4] Diese werden je nach Temperatur und Menge des vorhandenen Sauerstoffs (VerbrennungsluftverhĂ€ltnis λ) nacheinander durchlaufen, allerdings lassen sie sich nicht vollstĂ€ndig voneinander abtrennen, sondern es bestehen flieĂende ĂbergĂ€nge. Bei der Verbrennung werden alle Phasen am gleichen Ort parallel unter Anwesenheit von Sauerstoff durchlaufen. Durch das Einstellen der entsprechenden Bedingungen kann jedoch auch gezielt eine Phase angestrebt werden. Da dies technisch auch gemacht wird, ĂŒberschneiden sich die Namen der Phasen teilweise mit den Namen technischer Prozesse.[4]

Aufheizung
Bei der Aufheizung wird die Masse erwĂ€rmt und dadurch getrocknet, da gespeichertes Wasser verdampft. Diese Phase ist in der Regel endotherm und der Brennstoff selbst erwĂ€rmt sich erst langsam, da das verdunstende Wasser diesem Energie entzieht. In dieser Phase laufen noch keine Oxidationsprozesse ab. Von Aufheizung wird in der Regel bei Temperaturen zwischen 100 und 200 °C gesprochen, allerdings ist der Ăbergang zur folgenden Phase flieĂend, da auch hier schon erste Zersetzungsprozesse ablaufen können.[4]

Pyrolytische Zersetzung
Diese Phase wird ca. von 150 bis 700 °C und ohne externen Sauerstoff erreicht. Durch die zugefĂŒhrte Energie zersetzt sich das getrocknete Material, da auf Teilchenebene Bindungen aufgebrochen werden. Dabei entstehen zahlreiche verschiedene Produkte in allen AggregatzustĂ€nden. Die Anteile der festen (Pyrolysekoks), flĂŒssigen (Pyrolyseöl) und gasförmigen Produkte (Brenngas) können je nach genaueren Bedingungen variieren. Obwohl kein externer Sauerstoff vorhanden ist, können trotzdem sauerstoffinduzierte Reaktionen ablaufen, da Sauerstoffatome in der Biomasse vorhanden sind. Da die entstehenden Verbindungen oft reaktiv sind, können besonders bei lĂ€ngerer Dauer und höherer Temperatur noch Folgereaktionen auftreten. Die pyrolytische Zersetzung ist wie das Aufheizen ein endothermer Prozess.[4]
Pyrolyseprozesse (kurz: Pyrolysen) sind Prozesse, die auf dieser Stufe angehalten werden.
Vergasung
Bei der Vergasung werden die Produkte der pyrolytischen Zersetzung noch stÀrker aufgeheizt (ca. 700 bis 1000 °C) und das feste Pyrolysekoks reagiert mit einem externen Vergasungsmittel, das Sauerstoff oder Sauerstoffatome enthÀlt (z. B. Luft, Sauerstoff oder Wasser) zu brennbaren Gasen wie Kohlenmonoxid und Wasserstoff. Dabei steigt der Oxidationsgrad weiter an. Auch in dieser Phase laufen je nach Vergasungsmedium und Temperatur zahlreiche verschiedene Reaktionen ab. Die Vergasung ist wie die vorgegangenen Schritte endotherm.[4]
Vergasungsprozesse wie die Biomassevergasung sind Prozesse, die auf dieser Stufe angehalten werden.
Oxidation
Bei der Oxidation werden alle noch oxidierbaren Produkte aus den vorherigen Phasen durch Sauerstoff vollstĂ€ndig oxidiert, wobei Wasser und Kohlendioxid entstehen. Dazu muss genĂŒgend Sauerstoff vorhanden sein. Damit die Oxidation gut ablaufen kann, ist wichtig, dass die Temperatur hoch genug ist, dass die brennbaren Gase und der Sauerstoff laufend durchmischt werden und dass genĂŒgend Zeit vorhanden ist. Diese Phase ist stark exotherm und kann in einem laufenden Verbrennungsprozess so Energie fĂŒr die endothermen Phasen bereitstellen.[4]

Biochemische Umwandlungsmethoden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zu den biochemischen Umwandlungsmethoden gehören alle Arten von Fermentationen und GÀrungen, also beispielsweise die Herstellung Biogas, die Herstellung von Alkohol durch alkoholische GÀrung aber auch die Kompostierung.[3] Diese Methoden sind im Vergleich zu thermo-chemischen Methoden langwieriger, allerdings werden gezieltere Produkte erhalten.[2]
Physikalisch-chemische Umwandlungsmethoden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zu den physikalisch-chemischen Umwandlungsmethoden gehören alle Prozesse, die von Ălpflanzen ausgehen. Aus diesen können durch Pressen und/oder Extraktion Pflanzenöle gewonnen werden, wobei die zurĂŒckbleibende Masse (Presskuchen oder Extraktionsschrot) stofflich oder als Tierfutter verwendet werden kann. Die Pflanzenöle können energetisch als Brennstoffe in Verbrennungsmotoren genutzt werden, allerdings ist dafĂŒr je nach Motor eine weitere Verarbeitung (z. B. Umesterung) nötig.[3]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- â Biomassekonversion. Institut fĂŒr Energie- und Umweltforschung Heidelberg, archiviert vom (nicht mehr online verfĂŒgbar) am 30. Oktober 2019; abgerufen am 30. Oktober 2019. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprĂŒft. Bitte prĂŒfe Original- und Archivlink gemÀà Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- â a b c Tony Bridgwater: Review Biomass for energy. In: Journal of the Science of Food and Agriculture. Band 86, 2006, S. 1755â1768, doi:10.1002/jsfa.2605.
- â a b c d Martin Kaltschmitt: Biomasse als nachwachsender EnergietrĂ€ger. In: Martin Kaltschmitt, Hans Hartmann & Hermann Hofbauer (Hrsg.): Energie aus Biomasse â Grundlagen, Techniken und Verfahren. 3. aktualisierte und erweiterte Auflage. Springer Vieweg, Berlin 2016, ISBN 978-3-662-47437-2, 1.1, S. 1â8.
- â a b c d e f Veronika Wilk, Hermann Hofbauer & Martin Kaltschmitt: Thermo-chemische Umwandlungsprozesse. In: Martin Kaltschmitt, Hans Hartmann & Hermann Hofbauer (Hrsg.): Energie aus Biomasse â Grundlagen, Techniken und Verfahren. 3. aktualisierte und erweiterte Auflage. Springer Vieweg, Berlin 2016, ISBN 978-3-662-47437-2, 11.2, S. 646â683.
