Bikitait | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
IMA-Nummer |
1997 s.p.[1] |
IMA-Symbol |
Bik[2] |
Chemische Formel | |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Silikate und Germanate – Gerüstsilikate |
System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana |
VIII/F.01 Anhang VIII/J.15-010[4] 9.GD.55 77.02.01.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | triklin |
Kristallklasse; Symbol | triklin-pedial; 1 |
Raumgruppe | P1 (Nr. 1)[3] |
Gitterparameter | a = 8,6061 Å; b = 4,9573 Å; c = 7,5970 Å α = 89,94°; β = 114,407°; γ = 89,98°[3] |
Formeleinheiten | Z = 1[3] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 6[5] |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 2,29 bis 2,30; berechnet: 2,29[5] |
Spaltbarkeit | vollkommen nach {100}, gut nach {001}[5] |
Bruch; Tenazität | muschelig[5]; spröde[6] |
Farbe | farblos bis weiß[5] |
Strichfarbe | weiß[5] |
Transparenz | durchsichtig[5] |
Glanz | Glasglanz[5] |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,510[6] nβ = 1,521[6] nγ = 1,523[6] |
Doppelbrechung | δ = 0,013[6] |
Optischer Charakter | zweiachsig negativ |
Achsenwinkel | 2V = 45° (gemessen)[6] |
Bikitait (IMA-Symbol Bik[2]) ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ mit der chemischen Zusammensetzung LiAlSi2O6·H2O[1] und damit chemisch gesehen ein Lithium-Aluminium-Silikat. Strukturell gehört Bikitait zu den Gerüstsilikaten.
Bikitait kristallisiert je nach Polytyp in monokliner oder trikliner Symmetrie und entwickelt prismatische Kristalle, die parallel der b-Achse gestreckt und parallel der a-Achse gestreift sind. Oft treten die Kristalle zu radialstrahligen Gruppen von bis zu 10 cm Größe zusammen. Daneben findet sich Bikitait auch in Form grob- bis feinkörniger Mineral-Aggregate.
In reiner Form ist Bikitait farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterfehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch durchscheinend weiß sein.
Etymologie und Geschichte

Entdeckt wurde Bikitait erstmals auf der Nolan Property im Distrikt Bikita in der Provinz Masvingo in Simbabwe. Analysiert und erstbeschrieben wurde das Mineral durch Cornelius S. Hurlbut, der es nach dessen Typlokalität benannte und seine Erstbeschreibung 1957 im Fachmagazin American Mineralogist veröffentlichte.
Das Typmaterial des Minerals wird im Harvard Mineralogical Museum (HMM) der Harvard University in Cambridge (Massachusetts) unter der Inventarnummer 106822 aufbewahrt.[7][8]
Bikitait war bereits vor der Gründung der International Mineralogical Association (IMA) bekannt und als eigenständige Mineralart anerkannt. Damit hätte Bikitait theoretisch den Status eines grandfathered Mineral. In der 1997 erfolgten Publikation Recommended nomenclature for zeolite minerals vom IMA-Unterausschuss für Zeolithe wurde die Zeolithgruppe neu definiert. Name und Zusammensetzung vom Bikitait wurden dabei aus der Erstbeschreibung übernommen, dessen Kristallstruktur allerdings verfeinert.[9] Bikitait wird seitdem in der „Liste der Minerale und Mineralnamen“ der IMA unter der Summenanerkennung „1997 s.p.“ (special procedure) geführt.[1]
Klassifikation
In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Bikitait zur Mineralklasse der „Silikate“ und dort zur Abteilung „Gerüstsilikate (Tektosilikate)“, wo er zusammen mit Petalit im Anhang der „Nephelin-Kaliophilit-Gruppe“ mit der Systemnummer VIII/F.01 und den Hauptmitgliedern Chkalovit, Kaliophilit, Kalsilit, Nephelin und Trikalsilit bildete.
In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer VIII/J.15-010. Dies entspricht ebenfalls der Abteilung „Gerüstsilikate“, wo Bikitait als einziges Mitglied eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer VIII/J.15 bildet.[4]
Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[10] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Bikitait in die erweiterte Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Gerüstsilikate (Tektosilikate) mit zeolithischem H2O; Familie der Zeolithe“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der Gerüststruktur, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Ketten von Fünfer-Ringen“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer 9.GD.55 bildet.
In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Bikitait die System- und Mineralnummer 77.02.01.01. Dies entspricht ebenfalls der Klasse der „Silikate“ und dort der Abteilung „Gerüstsilikate: Zeolith-Gruppe“, wo das Mineral als einziges Mitglied in einer unbenannte Gruppe mit der Systemnummer v innerhalb der Unterabteilung „Gerüstsilikate: Zeolithgruppe, verwandte Arten“ zu finden ist.
Kristallstruktur
Bikitait bildet zwei Polytypen mit monokliner und trikliner Symmetrie aus, die als Bikitait-1M und Bikitait-1A bezeichnet werden.
Der monokline Bikitait-1M kristallisiert in der Raumgruppe P21 (Raumgruppen-Nr. 4) mit den Gitterparametern a = 8,61 Å; b = 4,96 Å; c = 7,60 Å und β = 114,4° sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]
Der trikline Bikitait-1A kristallisiert in der Raumgruppe P1 (Raumgruppen-Nr. 1) mit den Gitterparametern a = 8,61 Å; b = 4,95 Å; c = 7,60 Å; α = 89,9°; β = 114,4° und γ = 90,0° sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]
Bildung und Fundorte

Bikitait gehört zu den spätmagmatischen Mineralbildungen und findet sich daher in Klüften von lithiumreichen Pegmatiten. An seiner Typlokalität im Distrikt Bikita in Simbabwe trat das Mineral in Paragenese mit Allophan, Calcit, Eukryptit, Feldspat, Petalit, Quarz und Stilbit auf. An einem weiteren Fundort im ehemaligen Li-Sn-Be-Nb-Ta-Glimmer-Tagebau Foote Lithium Co. bei Kings Mountain in North Carolina (USA) fanden sich auch Albit und Fairfieldit als Begleitminerale.[5]
Die bisher einzigen dokumentierten Vorkommen in Europa sind La Mareta und Tajao auf der zu Spanien gehörenden Insel Teneriffa. Ansonsten konnte Bikitait bisher nur noch in den Big-Mack-Pegmatiten im Gebiet um den Paterson Lake im Verwaltungsbezirk Kenora der kanadischen Provinz Ontario gefunden werden (Stand 2025).[11]
Siehe auch
Literatur
- Cornelius S. Hurlbut: Bikitaite, LiAlSi2O6·H2O, a new mineral from Southern Rhodesia. In: American Mineralogist. Band 42, 1957, S. 792–797 (englisch, rruff.info [PDF; 364 kB; abgerufen am 10. März 2025]).
- Douglas S. Coombs, Alberto Alberti, Thomas Armbruster, Gilberto Artioli, Carmine Colella, Ermanno Galli, Joel D. Grice, Friedrich Liebau, Joseph A. Mandarino, Hideo Minato, Ernest H. Nickel, Elio Passaglia, Donald R. Peacor, Simona Quartieri, Romano Rinaldi, Malcolm Ross, Richard A. Sheppard, Ekkehard Tillmanns, Giovanna Vezzalini: Recommended nomenclature for zeolite minerals: Report of the Subcommittee on Zeolites of the International Mineralogical Association, Commission on New Minerals and Mineral Names. In: The Canadian Mineralogist. Band 35, 1997, S. 1571–1606; hier:1578, Bikitaite (englisch, Online [PDF; 3,5 MB; abgerufen am 10. März 2025]).
- Boris A. Kolesov, Charles A. Geiger: Raman spectroscopic study of H2O in bikitaite: “One-dimensional ice”. In: American Mineralogist. Band 87, 2002, S. 1426–1431 (englisch, rruff.info [PDF; 642 kB; abgerufen am 10. März 2025]).
Weblinks
- Bikitait. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung
- David Barthelmy: Bikitaite Mineral Data. In: webmineral.com. (englisch).
- IMA Database of Mineral Properties – Bikitaite. In: rruff.info. RRUFF Project (englisch).
- Bikitaite search results. In: rruff.info. Database of Raman spectroscopy, X-ray diffraction and chemistry of minerals (RRUFF) (englisch).
- American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database – Bikitaite. In: rruff.geo.arizona.edu. (englisch).
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2025. (PDF; 3,8 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2025, abgerufen am 10. März 2025 (englisch).
- ↑ a b Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 10. März 2025]).
- ↑ a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 706 (englisch).
- ↑ a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
- ↑ a b c d e f g h i Bikitaite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 77 kB; abgerufen am 10. März 2025]).
- ↑ a b c d e f Bikitaite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 10. März 2025 (englisch).
- ↑ Catalogue of Type Mineral Specimens – B. (PDF 373 kB) Commission on Museums (IMA), 9. Februar 2021, abgerufen am 10. März 2025 (Gesamtkatalog der IMA).
- ↑ Catalogue of Type Mineral Specimens – Depositories. (PDF; 311 kB) Commission on Museums (IMA), 18. Dezember 2010, abgerufen am 10. März 2025 (englisch).
- ↑ Douglas S. Coombs, Alberto Alberti, Thomas Armbruster, Gilberto Artioli, Carmine Colella, Ermanno Galli, Joel D. Grice, Friedrich Liebau, Joseph A. Mandarino, Hideo Minato, Ernest H. Nickel, Elio Passaglia, Donald R. Peacor, Simona Quartieri, Romano Rinaldi, Malcom Ross, Richard A. Sheppard, Ekkehard Tillmanns, Giovanna Vezzalini: Recommended nomenclature for zeolite minerals: report of the Subcommittee on Zeolites of the International Mineralogical Association, Commission on New Minerals and Mineral Names. In: The Canadian Mineralogist. Band 35, 1997, S. 1571–1606 (englisch, rruff.info [PDF; 3,5 MB; abgerufen am 11. März 2025]).
- ↑ Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
- ↑ Fundortliste für Bikitait beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 10. März 2025.